Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Titel: Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I
Autoren: Y.S. Lee
Vom Netzwerk:
kurze Pause, dann sagte er rasch: »Sie sehen auch gut aus.«
    Lügner
. Unwillkürlich strich sie sich das Haar glatt. »Danke.« Wieder entstand eine dieser peinlichen Pausen. Dann sagte sie verlegen: »Sie sind bestimmt sehr beschäftigt. Ich sollte Sie nicht aufhalten.«
    Er hielt ihr den Arm hin. »Lieber möchte ich mit Ihnen spazieren gehen. Falls Ihre Arbeitgeberinnen so etwas erlauben?«
    »Aber natürlich ist das erlaubt!«, gab sie schnell zurück, dann grinste sie. »Sie holen das Schlimmste aus mir heraus. Was Benehmen angeht zumindest.«
    Er grinste zurück. »Ich glaube, ich mag Sie besonders, wenn Sie unhöflich sind.«
    Sie nahm seinen Arm und sie schlenderten durch den Park auf einen kleinen See mit Booten zu. Er schwieg wieder und die leichte Unmutsfalte zwischen seinen Augenbrauen kam ihr herrlich vertraut vor. Er schien nach Worten zu suchen.
    Er lächelte ihr zu, doch sein Blick war ernst. »Ich wollte Sie etwas fragen.«
    »Was?«
    »Ich hatte gehofft, dass Sie mir etwas erklären können.« Die kleine Falte wurde tiefer und er fuhr eilig fort: »Ich kann die Motive der Thorolds ja verstehen   – genau so etwas hatte ich befürchtet. Aber wie passt Mr Chen ins Bild? Warum hat Mrs Thorold ihn umbringen müssen?«
    Zurück zur Tagesordnung. Das hätte sie sich denken können. »Hat Sie Ihnen das nicht erzählt?«
    »Sie fand es wohl nicht der Rede wert, damit anzugeben.« Genauso wenig wie mit dem Mord an Alfred Quigley. Ihm wurde immer noch schlecht, wenn er daran dachte. Sein Besuch bei Mrs Quigley am Vormittag zählte zu den ungemütlichsten Vorkommnissen seines Lebens.
    »Mr Chen war ihr auf der Spur. Manchmal überlebten ein paar der asiatischen Seeleute einen Piratenüberfall, gewöhnlich deshalb, weil sie gebraucht wurden, um der Piratenmannschaft zu helfen, den Heimathafen zu erreichen. Ich nehme an, dass sich Mrs Thorold von den asiatischen Seeleuten nicht bedroht fühlte, denn wer würde ihnen eher glauben als einem englischen Kapitän? Aber als in dem Wohnheim immer wieder Laskaren mit ähnlichen Geschichten aufgetaucht sind, hat Mr Chen angefangen, nachzuhaken. Er ist Gerüchten aus den Docks nachgegangen. Er hat die Teile zusammengefügt und war schon bereit, zur Polizei zu gehen.«
    »Und deshalb ist er zum Schweigen gebracht worden.«
    »Ja.«
    Sie erreichten den See und James bückte sich und nahm eine Handvoll Kiesel auf. Nacheinander warf er sie in den See. »Das bringt mich zu meiner zweiten Frage«, sagte er und wandte sich etwas heftig nach ihr um. »Sie können doch nicht gewusst haben, dass ich am Sonntagnachmittag in dem Wohnheim war. Ich bin hingegangen, weil ich mich wie ein trotteliger Idiot von Mrs Thorold habe hinlocken lassen.«
    »Ich bin auch wegen Mrs Thorold gekommen. In dem Notizbuch stand zwar nichts Konkretes, aber als ich den Eintrag sah, habe ich mir Sorgen um die Sicherheit von Mr Chen gemacht   … und um Ihre.«
    Er starrte sie an. »Das müssen Sie mir erklären.«
    Was nicht ganz leicht war. »Ich habe zwar nicht erwartet, Sie dort zu finden, aber ich war auch nicht überrascht.« Er sah sie immer noch mit beunruhigender Eindringlichkeit an. Sie hielt seinem Blick nicht länger stand und sah weg. Und zuckte die Schultern. »Ich hatte   … eben so eine Gefühl. Ich war irgendwie   … überzeugt, dass Sie dort sind.«
    »In Gefahr?«
    »Schon möglich.«
    Er warf den letzten Stein in den See. »Mary? Da ist noch was.« Er klang nervös und sah sie nicht direkt an.
    Sie wartete schweigend.
    »Ich, äh   … das kommt jetzt sehr plötzlich und ich will nicht   … Was ich Ihnen sagen will   …« Er seufzte und drehte das Gesicht zum See. Als er wieder sprach, kamen die Worte hervorgesprudelt. »Ich gehe fort.«
    Mary starrte ihn an. Auch wenn sie nicht genau gewusst hatte, was er sagen würde, kam das doch völlig unerwartet. »Wohin?«
    »Kalkutta. Wir   – die Firma   – haben einen Vertrag, um dort eine Eisenbahnlinie zu bauen.«
    Sie versuchte, um seinetwillen erfreut auszusehen. »Aber das ist doch eine herrliche Nachricht.«
    Er sah sie forschend an. »Finden Sie?«
    »Aber ja! Das ist doch ein guter Weg, um die Firma weiterzubringen.«
    Er nickte. »Ich freue mich, dass Sie das so sehen.«
    »Wann fahren Sie?«
    »Ich segle nächste Woche.«
    Sie zog die Luft ein. »Das geht ja schnell.«
    »Eigentlich sollte George fahren und ich die Dinge von hier aus überwachen. Aber diese Geschichte um die Thorolds hat alles durcheinandergebracht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher