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Ein verführerischer Akt

Ein verführerischer Akt

Titel: Ein verführerischer Akt
Autoren: Gayle Callen
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stabilisiert.«
    Windebank stöhnte. »Parkhurst, dein Vater, wollte ihn nicht verkaufen, der Dummkopf. Dabei lag er einfach nur die ganze Zeit in einem Tresor herum. Aber wenn Florence ihn trug, war sie fast gesund, seelisch und geistig ausgeglichen. Dann konnten wir eine normale Familie sein, was nicht zuletzt für die Kinder so wichtig war.«
    »Das ist ein bisschen viel verlangt von einem hübschen Klunker«, meinte Julian.
    »Es war zum Besten von uns allen«, beharrte Windebank.
    »Nicht für meinen Vater«, entgegnete Julian plötzlich wütend. »Du hast ihn umgebracht, um dein Geheimnis zu wahren.«
    »Es war ein Unfall!«
    »Das glaube ich dir nicht! Sonst hättest du von Anfang an den Mund aufgemacht. Es war kein Selbstmord und desgleichen kein Jagdunfall.«
    Windebank zögerte, und einen Moment lang zitterte die Pistole in seiner Hand. »Der alte Narr ging auf mich los, obwohl ich ein Gewehr hatte und er zehn Jahre älter war als ich.«
    »Er wollte zurückhaben, was ihm gehörte.«
    »Florence war immerhin seine Schwester! Aber er wollte einfach nicht hören. Wir rangen miteinander, und plötzlich löste sich ein Schuss, einfach so.«
    Julian zuckte zusammen bei der Vorstellung, wie sein Vater gestorben war. Er fragte sich, ob Windebanks Version von einem Unfall stimmte. Durchaus möglich, doch auch dann hätte er zumindest die Umstände ehrlich offenlegen und seine Mitschuld eingestehen müssen. Rebecca schaute ihn mitfühlend an, nur die verwirrte Florence ließ kein Zeichen des Verstehens erkennen. Sie murmelte weiter vor sich hin, gestikulierte und ging auf und ab, versunken in ihrer eigenen Welt.
    »Zehn Jahre lang hattest du den Diamanten«, sagte Julian, »und hast zugesehen, wie das Andenken meines Vaters beschmutzt wurde, ohne etwas zu seiner Rehabilitierung zu sagen.«
    »Er war selbst daran schuld, dass sein Ruf nicht mehr der beste war, lange vor der Geschichte mit dem Schmuck!«
    Das ließ sich nicht bestreiten, ging aber am Kern des Problems vorbei. Trotzdem beschloss Julian in diesem Moment, nicht mehr über die Wenns und Abers der Vergangenheit nachzudenken, sondern – weil sich ja ohnehin nichts mehr ändern ließ – sich endlich von solch fruchtlosen Grübeleien zu verabschieden.
    Windebank umschloss die Pistole fester und richtete sie weiter auf Rebecca. »Ich will einfach nur den Diamanten zurückhaben. Ich war so verzweifelt und hoffte, alles würde gut werden, bevor meine Kinder sich endgültig vor ihrer Mutter fürchten. Dann sah ich ihn beim Ball an Miss Lelands Hals hängen und später auf dem Gemälde. Ich wusste, dass Eastfield wieder in London war, und wollte unbedingt in Erfahrung bringen, was er damit gemacht hatte. Schließlich konnte ich ja kaum zu Miss Lelands Familie gehen und Antworten verlangen.«
    »Ich weiß, dass Roger dir gegenüber zugab, eine Affäre mit Florence gehabt zu haben, und behauptete, sie habe ihm den Diamanten geschenkt.«
    »Er hat gelogen«, brüllte Windebank.
    Ganz außer sich und stark schwitzend fuchtelte er wild mit der Pistole herum, bis er bemerkte, dass seine Frau ihre ruhelosen Wanderungen und ihr unaufhörliches Gemurmel beendet hatte. Wie angewurzelt stand sie schweigend im Zimmer, den Blick zu Boden gesenkt.
    »Du hast versucht, ihre Affäre zu vertuschen«, warf Julian ihm vor, »wolltest den Diamanten zurückholen, aber das half Florence nicht, sondern machte dich nur zu einem Mörder.«
    »Ich wollte das nicht!«
    »Du hast ihn mit einer Vase erschlagen.«
    »Dafür hast du keine Beweise.«
    »Seine Mutter hat uns alles erzählt, ehe sie starb.«
    »Wenn Eastfield einfach den Mund gehalten und mit seinen Lügengeschichten aufgehört hätte, wäre er noch am Leben. Warum hat er mich so provoziert?«, fragte er seine Frau eindringlich.
    Sie sah ihn nur an, ohne etwas zu sagen.
    »Dann hast du das Haus anstecken lassen, um deine Untaten zu vertuschen. Warum musste eigentlich das Dienstmädchen sterben? Weil es sich euch in den Weg stellte?«, fuhr Julian voller Verachtung fort. »Wie viele Menschen sollen wegen des verfluchten Diamanten noch ihr Leben lassen? Ich weiß, dass der Stein mir meinen Vater nicht zurückbringen wird, aber dir steht er schon gar nicht zu, weil du seinetwegen Betrug und Mord eingesetzt hast. Ob du es nun für deine kranke Frau zu tun glaubtest, das ist nebensächlich. Ich musste auch meine Familie retten, habe es jedoch im Gegensatz zu dir auf ehrliche Weise versucht.«
    Die Pistole in Windebanks Hand zitterte.
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