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Ein verführerischer Akt

Ein verführerischer Akt

Titel: Ein verführerischer Akt
Autoren: Gayle Callen
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Hand.
    »Florence, sie will dich nur in Wut bringen«, brüllte Harold Windebank.
    Julian hörte ein Stöhnen und Ächzen und dann das Bersten einer Vase.
    »Hol Hilfe«, ertönte wieder die Stimme seines Onkels.
    Julian stellte sich startbereit hin, und sobald der Mann aus dem Raum stürzte, schlug er ihm mit der Pistole so kraftvoll auf den Hinterkopf, dass er zu Boden ging. Als er das Gesicht des Kerls erkannte, der sie seit London verfolgt hatte, erfüllte ihn für einen Moment wilde Befriedigung darüber, ihn leblos blutend vor sich auf dem Boden zu sehen. Dann zog er ihn rasch ins nächste Zimmer und sperrte ihn ein. Dank des Tumults in der Bibliothek hatte offenbar niemand mitbekommen, was zwischenzeitlich hier draußen auf dem Gang geschah.
    Dort versuchte Windebank offenbar, seine in Rage geratene Frau zu besänftigen: »Florence, das Mädchen will dich nur provozieren. Sie lügt. Eastfield hat sie niemals schöner gefunden als dich.«
    »Ich lüge nicht.«
    Julian schloss vor Erleichterung die Augen, als er Rebeccas ruhige Stimme vernahm. So oft er sich auch gesagt haben mochte, dass Windebank ihr nichts antat, solange er nicht den Diamanten hatte, war doch im hintersten Winkel seines Herzens ein Zweifel geblieben. Und die ständige Angst, er könnte sich noch einmal irren.
    Seine Tante stieß jetzt einen schauerlichen Schrei aus, bei dem seine Haare sich förmlich sträubten. Diesen Moment allgemeiner Panik musste er nutzen. Er stürzte in den Raum, orientierte sich kurz, wer sich wo befand, aber bevor er weitere Schritte unternehmen konnte, bemerkte Windebank ihn, zog sogleich eine Pistole und richtete sie auf Rebecca.
    »Nein, Harold, nicht«, brüllte Julian.
    »Du weißt, dass ich sie jetzt, wo du hier bist, töten werde«, stieß Windebank in gehetztem Tonfall hervor. »Leg die Pistole weg, und dann beweg dich nicht mehr von der Stelle.« Schnell ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen, musterte kurz seine Frau und seinen Neffen, ehe er zu Rebecca zurückkehrte.
    Julian legte die Pistole langsam auf dem Boden ab, erhob sich wieder. »Ich bewege mich nicht. Vielleicht solltest du lieber auf deine Frau aufpassen.«
    Lady Florence ging nach wie vor auf und ab und murmelte leise vor sich hin. Es schien, als sei die veränderte Situation gar nicht bis in ihr Bewusstsein gedrungen. Julian hätte sie mit Leichtigkeit packen können, doch das würde Windebank nur einen Vorwand liefern zu schießen.
    Was war mit seiner Tante los? Auf ihrem Gesicht lag ein verstörter, fast schon irrer Ausdruck, und ihre Lippen bewegten sich unaufhörlich, als führe sie ein leises Selbstgespräch. Sie sah weder Julian noch ihren Mann an, sondern warf nur Rebecca gelegentlich einen wütenden Blick zu. Die Wortfetzen, die er in der Eingangshalle belauscht hatte, fielen ihm wieder ein. Spielte die jüngste Schwester seines Vaters möglicherweise eine entscheidende Rolle bei dem Drama um den Diamanten? Und warum war sie dermaßen aus dem Gleichgewicht geraten?
    Harold Windebanks Augen wanderten unstet zwischen ihr und Rebecca hin und her, und ganz offensichtlich beeinträchtigte die Anwesenheit seiner Frau seine Konzentrationsfähigkeit. Julian schaute zu Rebecca hinüber, die ruhig seinen Blick erwiderte. Gerne hätte er ihr gezeigt, wie froh und dankbar er war, dass sie noch lebte, dass sie ihren Verstand benutzte, um ihm zu helfen – und vor allem, dass er sie liebte und sie sich nicht weiter unnütz in Gefahr bringen sollte.
    »Gib mir einfach den Diamanten, und das Ganze ist vorbei«, sagte Windebank, dessen Pistole weiter auf Rebecca gerichtet war.
    »Ich glaube dir nicht«, fuhr Julian ihn an.
    »Er hat vor, uns umzubringen«, bestätigte Rebecca.
    Windebank verzog das Gesicht. »Du hast keine andere Wahl, denn ich habe die Pistole.«
    »Ja, die Pistole mit einer Kugel und zwei möglichen Zielen. Du weißt, dass ich dich umbringen werde, wenn du Rebecca erschießt. Und sollte mir dabei deine Frau in die Quere kommen, dann ist mir das völlig gleichgültig trotz unserer Verwandtschaft.«
    Wieder huschte Windebanks Blick zu Lady Florence. »Nichts davon ist ihre Schuld.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ihr Geist nicht mehr das ist, was er einmal war.«
    »Sie befindet sich angeblich schon lange in dieser Verfassung«, erklärte Rebecca. »Und in dieser Zeit haben sich die beiden zu wahren Meistern der Täuschung entwickelt, damit es niemand merkt. Irgendwie sorgt der Diamant dafür, dass sich ihr Geisteszustand
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