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Ein verboterner Kuss

Titel: Ein verboterner Kuss
Autoren: Anne Gracie
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mehr er trank, desto schneller fuhr er.
    Es ist nicht mehr weit, redete Grace sich ein. Und es stand ihr auch nicht zu, sich zu beschweren, denn eigentlich sollte sie auf dieser Reise eher unsichtbar sein. Sie war nur hier, weil ihre beste Freundin, Melly Pettifer, sie angefleht hatte, mitzukommen.
    Zu dem Zeitpunkt musste sie selbst nicht ganz bei Trost gewesen sein.
    Allerdings hatte sie Melly noch nie so verzweifelt und so zutiefst unglücklich erlebt. Dabei hatte sich ihre Neuigkeit im ersten Moment für Grace geradezu fantastisch angehört.
    „Ich brauche nun doch nicht Gouvernante zu werden. Papa hat eine Ehe für mich arrangiert!“ Aber als Grace ihr hatte gratulieren wollen, war Melly plötzlich in bittere Tränen ausgebrochen - vor Kummer, nicht vor Glück.
    Die Kutsche schleuderte gefährlich schwankend um eine Kurve, und Grace hielt sich erneut fest. Melly klammerte sich an den Fensterrahmen. Die arme Melly, sie war ganz grün im Gesicht. Während dieser Reise hatte sie sich schon dreimal übergeben. Sie hatte ohnehin nicht damit gerechnet, dass sie diese Fahrt genießen würde, aber das hier übertraf wohl ihre schlimmsten Erwartungen.
    Mellys Reise als Braut, unterwegs zur Hochzeit mit einem Mann, dem sie noch nie begegnet war. Grace vermochte nicht sich vorzustellen, wie sich das anfühlen musste. Sie konnte es kaum glauben, genauso wenig wie Melly. Wie sich herausgestellt hatte, war Melly im Alter von neun Jahren Dominic Wolfe versprochen worden, dem jetzigen Lord D Acre of Wolfestone Castle. Und niemand hatte ihr bislang davon erzählt.
    Offenbar war Dominic Wolfe nach zehn Jahren jetzt wieder nach England zurückgekehrt. Er war nicht einmal zur Beerdigung seines Vaters erschienen. Doch nun hatte Sir John erfahren, dass er wieder da war, und ihn sofort wegen der Verlobung kontaktiert.
    Alles war rechtmäßig und verbindlich. Laut Sir John hatte Melly in dieser Angelegenheit keine andere Wahl. Er und der alte Lord DAcre hatten diese Verbindung schon vor Jahren arrangiert. Verträge waren unterzeichnet worden und eine große Summe Geld hatte den Besitzer gewechselt - Geld, das Sir John schon vor langer Zeit ausgegeben hatte und das er nie wieder würde zurückzahlen können.
    Kein Wunder, dass Sir John sich als so geizig erwiesen hatte, als es um Mellys Debüt gegangen war. Die Geldsorgen der Pettifers waren allseits bekannt. Warum sollte er sich in Unkosten stürzen, um Melly auf den Heiratsmarkt zu bringen, wo alles doch schon mit Brief und Siegel beschlossene Sache war und die Braut zur Übergabe an ihren Ehemann bereitstand?
    Sir Johns Sorge war nur gewesen, dass es zunächst den Anschein hatte, der neue Lord Wolfe würde niemals nach England zurückkehren. Oder dass er bereits im Ausland geheiratet hatte. Aber dann war er doch als Junggeselle wieder in England eingetroffen, und so sollte die Hochzeit stattfinden.
    Die Neuigkeiten hatten Melly zutiefst schockiert, aber allmählich hatte sie sich damit abgefunden. Schließlich hatte sie sonst keine anderen Verehrer - die hatte man nun einmal nicht, wenn man arm, unauffällig, etwas mollig und äußerst schüchtern war. Und wenigstens war der neue Lord D’Acre noch jung.
    Was für ein seltsames Nachhausekommen das gewesen sein muss, dachte Grace. Er war zurückgekehrt, um sein Erbe anzutreten - und hatte dabei feststellen müssen, dass dazu auch eine Braut gehörte. Er war erst sechzehn gewesen, als die Verträge unterzeichnet worden waren.
    Genau das war das Problem - Dominic Wolfe wollte gar keine Braut. Melly war sich nicht sicher, was da vonstatten gegangen war. Ihr Vater und der Familienanwalt waren nach Bristol gefahren, wo der junge Wölfe sich zurzeit aufhielt, weil er sich für den Seehandel interessierte.
    Sir John war jedoch fest entschlossen, dass Melly nicht ihrer Rechte beraubt wurde. Der Vertrag war rechtskräftig. Lord D’Acre konnte den Besitz Wolfestone nur dann erben, wenn er Melly heiratete. So stand es im Testament seines Vaters - er sollte erst erben, nachdem er Melly zur Frau genommen hatte. Sollte diese inzwischen verstorben oder aus anderen Gründen nicht in der Lage sein, die Ehe einzugehen, konnte er nur erben, wenn er eine andere Person heiratete, die Sir Johns Zustimmung fand.
    Lord D Acres Rechtsanwälte hatten das Testament auf Gesetzeslücken hin untersucht - aber vergeblich, es schien wasserdicht zu sein. Und so hatte Dominic Wolfe schließlich eingewilligt, Melly zu heiraten. Doch dann, vor zwei Tagen, hatte er
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