Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein verboterner Kuss

Titel: Ein verboterner Kuss
Autoren: Anne Gracie
Vom Netzwerk:
sprach, war das umso furchterregender, weil er nicht brüllte. Seine Stimme klang sanft, beinahe zärtlich. „Deine liederliche Mutter mag deinen älteren Schwestern Liebe und Glück versprochen haben, Grace, aber dir nicht.“
    Grace schüttelte den Kopf. Sie konnte sich nicht an ihre Mutter erinnern, aber ihre Schwestern hatten ihr oft von Mamas Versprechen erzählt. „Doch“, murmelte sie.
    „Nein, denn das konnte sie gar nicht. Den anderen schon, aber nicht dir“, sagte er mit kalter, beunruhigender Sicherheit.
    Ein Schauer des Zweifels überlief sie. „Warum nicht mir?“ Sie zuckte zusammen, als er ihr die Hand mit geheuchelter Zuneigung auf den Kopf legte. „Weil du deine Mama umgebracht hast, Grace. Eine Frau verspricht solche Dinge nicht der Tochter, die sie das Leben gekostet hat.“
    Fassungslos starrte sie ihn an.
    Er wiederholte seine letzten Worte mit sichtlichem Genuss. „Der Tochter, die sie das Leben gekostet hat!“
    Eine eiskalte Hand legte sich um ihr Herz. „Ich habe meine Mutter nicht umgebracht.“
    „Du warst noch ein Baby und kannst dich daher nicht mehr daran erinnern, aber trotzdem hast du sie getötet. Du hast diese babylonische Hure getötet und bist danach zu deinem Großvater gekommen. Deswegen bist du jetzt mein Geschöpf und nicht das deiner Mutter.“ Lange, knotige Finger strichen ihr über das Haar.
    Grace wich erschrocken zurück und presste sich die Faust vor den Mund, als wollte sie ihr aufsteigendes Entsetzen zurückdrängen. Das konnte nicht stimmen, das war unmöglich. „Ich frage meine Schwestern. Ich habe meine Mutter nicht getötet, niemals.“
    „Glaubst du wirklich, sie würden dir die grausame Wahrheit erzählen? Ihre geliebte kleine Schwester grundlos aufregen? Du kannst deine Mama nicht wieder zurückholen, nicht wahr?“ Er lachte rau. „Natürlich werden sie dir sagen, dass ich lüge. Doch das tue ich nicht, kleine Grace, ganz gewiss nicht.“ Er lächelte verschlagen.
    Grace war so übel, dass sie glaubte, sich jeden Moment übergeben zu müssen.
    „Du bist Schuld am Tod deiner Mutter, Grace.“ Er lächelte verzerrt und zeigte seine verfärbten, schlechten Zähne. „Und genau deshalb wirst du irgendwann allein und ungeliebt sterben

1. Kapitel
    Glücklich ist der Mann, der sich nur ein paar Morgen väterlichen Besitzes wünscht, um zufrieden heimische Luft auf eigener Scholle atmen zu können.
    Alexander Pope
    Shropshire, England  1826
    Von kalter Rache getrieben ritt er in das Dorf Lower  Wolfestone. Auf seinem riesigen Rappen, auf dessen  Fell sich Schweiß und Staub vermischten, zog er alle Blicke auf sich, weibliche und männliche gleichermaßen. Das Interesse der Menschen war ihm gleichgültig.
    Er entdeckte das verblichene, in der drückenden Hitze ganz still hängende Schild des „Wolfestone Arms“ und lenkte sein Pferd auf das Gasthaus zu. Eine erschöpfte, weiß-braun gefleckte Hündin trottete hechelnd hinter ihm her.
    Drei alte Männer saßen auf der Bank vor dem Haus, vor der Nachmittagssonne geschützt durch Buchen, deren grünes Laub sich allmählich in ein Gelb und Rotbraun zu verfärben begann.
    Ein zerlumptes, mageres Kind kam aus dem Gasthaus gerannt. „Kann ich Ihnen helfen, Sir? Soll ich Ihnen vielleicht ein Ale bringen? Oder Wasser für Ihr Pferd? Für Ihren Hund?“
    „Welcher Weg führt nach Wolfestone Castle?“
    „Zum Schloss, Sir? Aber Mr Eades ist schon lange nicht mehr ...“
    „Ach, Billy Finn, langweile den Gentleman nicht mit Dorfgeschwätz.“ Ein großer Mann schob den Jungen zur Seite und verneigte sich mit einem unterwürfigen Lächeln. „Wünschen Sie etwas zu trinken? Ich habe gutes Ale, frisch und kalt aus dem Keller, das Ihnen bei dieser Hitze angenehm durch die Kehle rinnen wird. Und falls Sie Hunger haben - meine Frau macht eine Fleischpastete, die in drei Grafschaften gerühmt wird.“
    Der Fremde ignorierte ihn. „Welcher Weg, Junge?“
    Der Junge, der der Hündin gerade Wasser gab, warf dem Wirt einen Blick zu und zeigte dann auf die Abzweigung nach rechts. „Die Straße entlang, Sir. Sie können es nicht verfehlen.“
    Der Wirt bedachte den Jungen mit einem warnenden Blick. „Es wird niemand dort sein Der Fremde schnippte dem Jungen eine Silbermünze zu und ritt einfach weiter.
    „Da soll mich doch ...“, rief der Wirt aus. „Was will so einer oben im Schloss?“
    Der Älteste der drei Männer, ein runzliger, helläugiger Gnom, schnaubte. „Du hattest noch nie ein Auge für so etwas, Mort
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher