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Ein verboterner Kuss

Titel: Ein verboterner Kuss
Autoren: Anne Gracie
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Fairclough. Hast du ihn denn nicht erkannt?“
    „Wie sollte ich? Ich habe ihn noch nie zuvor gesehen.“ „Sind dir seine Augen nicht aufgefallen? Goldbraun und kalt wie Raureif. Mit solchen Augen und diesem pechschwarzen Haar kann er nur einer der Wolfes von Wolfestone sein. “ Ein Raunen ertönte unter den Anwesenden.
    Eins der Mädchen seufzte. „Er ist äußerst attraktiv. Ich mag große, attraktive und streng aussehende Männer. Der könnte von mir alles haben.“
    Der ehrwürdige Greis meldete sich wieder zu Wort. „Die entscheidende Frage ist nur, was für eine Sorte Wolfe ist er?“ „Wie meinen Sie das, was für eine Sorte?“, fragte der Junge. „Auf Wolfestone haben seit gut sechshundert Jahren die Wolfes gelebt, Billy“, erklärte der Alte. „Von denen gibt es nur zwei Sorten - Gute oder Schlechte. Das Schicksal des Dorfs hängt von ihnen ab.“ An die anderen gewandt fuhr er fort: „Wir hatten schlechte Wolfes, solange die meisten von uns denken können. Aber als ich noch ein kleiner Junge war ... ach ja.“ In Erinnerungen versunken schüttelte er den Kopf. „Der alte Lord damals gehörte zu den Guten. Er war einer der
    Besten.“ Der Greis trank seinen letzten Schluck Ale und sah bedauernd in den leeren Humpen. „Also frage ich mich, wie dieser hier sein mag.“
    „Er ist bestimmt ein Guter“, meinte der kleine Billy Finn zuversichtlich und schloss die Finger fest um seine Silbermünze.
    Der Wirt wiegte den Kopf. „Großzügig heißt noch lange nicht gut, Junge. Der letzte Lord war ziemlich freigiebig, wenn ihm danach war, trotzdem war er ein ganz Schlechter.“ Er spuckte in den Staub.
    „Wir müssen auf die Graue Dame hoffen“, erklärte eine gebückte alte Frau mit weißen Ringellöckchen und schwarzen Knopfaugen gewichtig.
    Billy Finn holte ihr einen Stuhl. „Wer ist die Graue Dame, Granny?“
    Granny Wigmore nickte dankbar mit dem Kopf und setzte sich schwerfällig. „Sie ist die Wächterin über dieses Tal, Billy, die Vorbotin guter Zeiten für uns arme Menschen. Wenn die Graue Dame reitet, gibt es einen guten Wolfe. Sie ist schon viele Jahre nicht mehr geritten.“
    Großvater Tasker ergriff das Wort. „Meine Mutter hat als kleines Mädchen die Graue Dame einmal gesehen. Ganz in Grau gekleidet und auf einem silbergrauen Pferd; sie ritt im Morgengrauen und war wunderschön.“
    „Wenn die Graue Dame reitet, wird der Wolf gezähmt, heißt es“, wiederholte Granny.
    Der Wirt sah in die Richtung, in die der Fremde geritten war, und schüttelte den Kopf. „Ich wette, den zähmt keine Dame, weder eine graue noch sonst irgendeine. So kalte Augen habe ich bei einem Mann noch nie gesehen. Die Augen des Teufels, möchte man meinen.“
    „Wolfsaugen“, verbesserte der alte Mann. „Der alte Hugh Lupus hatte die gleichen.“
    „Hugh Lupus?“
    „Weißt du eigentlich gar nichts, Junge? Hugh Lupus war der erste Herr von Wolfestone - er kam mit dem Eroberer, Wilhelm I., nach England. Ein wilder, grimmiger Bursche, der alte Hugh, mit harten goldbraunen Augen, die einem Mann das Blut in den Adern gefrieren lassen konnten.“ Er lehnte sich zurück an die Mauer. „Es wird Sturm aufkommen. Ich spüre es in den Knochen.“
    Die Mietkutsche jagte mit halsbrecherischer Geschwindigkeit dahin. Staub stieg in Wolken von der schmalen Landstraße auf, wehte in die offenen Fenster und legte sich über die Reisenden. Der Tag war so drückend heiß, dass keiner auf die Idee kam, die Fenster zu schließen. Außerdem war der Staub noch das kleinere Übel.
    Die Reisenden wurden kräftig durchgeschüttelt, als die Kutsche über Wurzeln und durch Schlaglöcher holperte. Nur mit Hilfe der Haltegriffe aus Leder, die an den Seitenwänden befestigt waren, konnten sie sich auf den Sitzen halten.
    „Sobald wir in London sind, werde ich diesen unverschämten Kerl entlassen“, schimpfte Sir John Pettifer verdrossen. Er hatte den Kutscher schon zweimal wegen der rasanten Geschwindigkeit ermahnt, immer dann, wenn sie haltgemacht hatten, um die Pferde zu wechseln. Der Mann war jedoch eigens für diese Reise eingestellt worden und nicht gerade geneigt, auf einen älteren Gentleman in unmodischer Kleidung zu hören, der sich bereits als ziemlich knauserig erwiesen hatte, was die Trinkgelder betraf.
    Grace Merridew klammerte sich an den Haltegriff und knirschte mit den Zähnen. Unverschämtheit war nicht allein das Problem. Der Kutscher hatte in regelmäßigen Abständen zu einer Lederflasche gegriffen, und je
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