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Ein unmoralisches Angebot

Ein unmoralisches Angebot

Titel: Ein unmoralisches Angebot
Autoren: Sarah Morgan
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geradezu lächerlich, wie naiv sich diese Engländerin
gab.
    "Sie
haben sich auf ein Abenteuer gefreut, Miss Kingston, und in diesem
Punkt werde ich Sie nicht enttäuschen, das verspreche ich Ihnen.
Doch der eigentliche Grund für meine Entscheidung ist ein
anderer: Ihr Bruder hat eine Straftat begangen. Erscheint er nicht,
um sich vor dem Richter zu verantworten, werden wir Ihnen als seiner
Stellvertreterin den Prozess machen."
    "Prozess?"
Amy wurde blass. "Aber ich habe doch gar nichts verbrochen!"
    "Sie
haben sich als Repräsentantin Ihres Bruders ausgegeben. Damit
sind Sie auch für die Verluste verantwortlich und nicht nur
berechtigt, die Gewinne einzustreichen. Das nennt man Gerechtigkeit."
    "Das
soll Gerechtigkeit sein?" Ihr Haar wollte einfach nicht hinter
den Ohren halten, und wieder strich sie sich eine widerspenstige
Locke aus der Stirn. "Sie bezeichnen als Verbrechen, woran er
keine Schuld hat, und wollen mich für Dinge haftbar machen, für
die ich nicht verantwortlich bin! Sie …"
    "Ich
kann tun und lassen, was mir gefällt", unterbrach er sie.
"Wir sind hier in Kazban und nicht in England. Bei uns finden
Diebe keine Gnade." Er verachtete sich dafür, weil er diese
infame Lügnerin am liebsten auf der Stelle geküsst hätte
– und nicht nur das …
    "Ich
weiß immer noch nicht, wovon Sie reden!" Verzweifelt sah
sie ihn an. "Peter hat doch nichts gestohlen! In Aktien zu
investieren ist immer ein Risiko, und in Ihrem Fall sind die Kurse
leider gefallen."
    Zakour
runzelte die Stirn. Wie konnte sie es wagen, ausgerechnet ihm
Vorträge über Börsengeschäfte zu halten? Er hatte
sein Studium der Wirtschaftswissenschaft an einer amerikanischen
Eliteuniversität mit Auszeichnung abgeschlossen, in den letzten
Jahren für seinen kranken Vater die Regierungsgeschäfte
übernommen und Kazban zu immer größerem materiellem
Wohlstand geführt. Es gab sehr wenig, das er über die
Risiken von internationalen Wertpapieren nicht wusste.
    Glaubten
die Kingstons wirklich, er wäre ihnen nicht auf die Schliche
gekommen? Er konnte nur raten, in welch dunklen Kanälen das
Geld, das man Peter anvertraut hatte, verschwunden war – dass
es jedoch niemals an der Börse angelegt worden war, wusste er
genau.
    Da
er jedoch die Absicht hatte, Amy Kingstons Spiel noch ein Weilchen
mitzumachen, behielt er sein Wissen für sich und tat so, als
glaubte er ihr.
    "Dann
beten Sie, Miss Kingston, dass die Kurse wieder steigen und wir Ihren
Bruder hier bald begrüßen dürfen. Andernfalls müssen
Sie leider mit einem längeren Aufenthalt in Kazban rechnen."
    "Aber
…"
    "Ihre
Audienz ist beendet", unterbrach er sie. "Meine Zeit ist zu
kostbar, um sie weiter an Sie zu verschwenden. Sie bleiben im Palast,
bis Ihr Bruder kommt, das ist mein letztes Wort."
     
    Ich
muss weg aus Kazban, dachte Amy.
    Sie
war gekommen, um Peter zu helfen und die Lage zu bereinigen,
stattdessen hatte sie alles nur noch komplizierter gemacht.
    Sie
werden mein Bett weitaus bequemer finden als eine vergitterte
Turmzelle …
    Amy
stockte der Atem, als sie an diese Worte des Prinzen dachte. Schnell
stopfte sie die wenigen Dinge, die sie mitgebracht hatte, in ihre
große Umhängetasche. Von Zakour Al-Farisi konnte sie keine
Hilfe erwarten, ihr Geschick musste sie selbst in die Hand nehmen.
    So
umwerfend dieser Mann auch aussah, er hatte keinen Charakter. Als
Prinz von Kazban schwamm er im Geld und war trotzdem nicht bereit,
einem Geschäftspartner einen lächerlich kurzen
Zahlungsaufschub zu gewähren! Wie konnte ein so sagenhaft
reicher Scheich nur so kleinlich sein?
    Materieller
Wohlstand war Amy nie besonders wichtig gewesen. Für sie, die
mit zwölf Jahren Waise geworden war, bestand das höchste
Lebensglück in einer harmonischen Familie – einem
liebevollen Ehemann und eigenen Kindern.
    Diesen
Traum werde ich verwirklichen, schwor sie sich, als sie die Tasche
schloss. Und ihr Ehemann würde kameradschaftlich und nett sein,
ein ganz anderer Mensch als Prinz Zakour, der seelenlos war wie eine
Statue – wenn auch eine äußerst schöne –
und nur an Geld dachte.
    Als
sie sich an die Audienz erinnerte, klopfte ihr Herz aufgeregt, und
ihre Hände ruhten plötzlich untätig im Schoß.
Wie sehr die Nähe des Prinzen sie körperlich erregt hatte!
Er hatte Gefühle in ihr erweckt wie noch kein Mann zuvor –
Gefühle, von denen sie bisher nur in Büchern gelesen hatte
und die ihr unheimlich waren, weil sie eine solche Macht besaßen.
    Es
hatte sie schockiert, wie
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