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Ein unbezaehmbarer Verfuehrer

Titel: Ein unbezaehmbarer Verfuehrer
Autoren: Elizabeth Hoyt
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Ungeheuer war, für das sie ihn gehalten hatte, sondern ganz einfach nur ... ein Mann.
    Natürlich war es gleich verschwunden, dieses Lächeln, kaum dass er bemerkt hatte, wie sie ihn ansah. Im Nu war seine Miene wieder wie versteinert, bekam sogar einen zynischen Zug. „Kommen Sie jetzt herein, oder wollen Sie weiter nass werden?"
    „Natürlich, danke." Sie schluckte und trat in die schummerige Halle. „Das ist wirklich ausgesprochen gütig von Ihnen, Sir Alistair."
    Er tat dies mit einem Achselzucken ab und wandte sich um. „Wenn Sie meinen."
    Was für ein grässlicher Mann! Und er hatte ihr nicht mal angeboten, ihre Taschen zu tragen. Gut, die meisten Gentlemen würden wohl kaum die Habseligkeiten ihrer Haushälterinnen tragen, aber trotzdem. Es wäre eine nette Geste gewesen, es zumindest anzubieten.
    Helen packte mit jeder Hand eine Tasche. „Kommt, Kinder!"
    Sie mussten sich sehr beeilen, fast rennen, um mit Sir Alistair Schritt zu halten und den flackernden Schein der Kerze, die weit und breit das einzige Licht zu sein schien, nicht aus den Augen zu verlieren. Das Riesentier trabte gemächlich neben ihm her. In gewisser Weise war es seinem Herrn nicht unähnlich — groß, schlank, düster. Von der Eingangshalle gelangten sie in einen schmalen, dunklen Korridor. Vor ihnen hüpfte die Kerzenflamme auf und ab, warf unheimliche Schatten an fleckige Wände und eine hohe, von Spinnweben überzogene Decke.
    „Es ist furchtbar schmutzig hier, nicht wahr?", flüsterte Abigail.
    Bei ihren Worten drehte Sir Alistair sich um, und Helen fürchtete schon, er könne es gehört haben, doch er fragte nur: „Haben Sie schon gegessen?"
    So unvermittelt blieb er stehen, dass Helen ihm fast auf die Füße getreten wäre. Doch nur fast. Stattdessen stand sie nun so dicht vor ihm, dass sie den Kopf weit in den Nacken legen musste, um ihn ansehen zu können. Im Kerzenschein wirkte sein Gesicht diabolisch.
    „Wir haben unterwegs eine Kleinigkeit zu uns genommen, aber ..." Sie war ganz außer Atem.
    „Gut", fiel er ihr ins Wort und wandte sich ab. Über die Schulter hinweg meinte er noch, während er bereits um eine Ecke verschwand: „Sie können in einem der Gästezimmer übernachten. Morgen früh besorge ich Ihnen eine Kutsche, und Sie fahren zurück nach London."
    Helen drückte beide Taschen fest an sich und folgte ihm eilig. „Ich möchte aber nicht ..."
    Er war derweil schon auf halber Höhe einer schmalen Treppe. „Um die Kosten brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen."
    Einen Moment blieb Helen am Fuß der Treppe stehen und schickte dem nach oben entschwindenden Hausherrn böse Blicke hinterher. Dummerweise schwand mit ihm auch das Licht.
    „Mama, beeil dich!", drängte Abigail. Sie hatte ihren Bruder an die Hand genommen, wie es sich für eine gute große Schwester gehörte, und erklomm mit Jamie bereits die ersten Stufen.
    Auf dem Treppenabsatz blieb der abscheuliche Mann stehen und sah sich kurz um. „Kommen Sie, Mrs Halifax?"
    „Gewiss, Sir Alistair", stieß Helen zwischen den Zähnen hervor. „Ich überlegte gerade, ob Sie Lady Vales Vorschlag nicht zumindest erwägen wollen ..."
    „Ich will keine Haushälterin", kam es barsch von oben. Und schon ging er weiter.
    „Das zu glauben fällt mir schwer", Helen keuchte hinter ihm, „nach allem, was ich bislang hier zu sehen bekommen habe."
    „Mir gefällt es so."
    Helen traute ihren Ohren nicht. Niemand konnte ihr weismachen, nicht einmal dieser rohe Mensch, dass er gern im Dreck lebte. „Lady Vale hat mich ausdrücklich gebeten ...”
    „Lady Vale täuscht sich, wenn sie meint, ich wolle eine Haushälterin."
    Endlich am Ende der Treppe angelangt, blieb er vor einer schmalen Tür stehen, trat in das Zimmer und zündete eine Kerze an.
    Helen blieb draußen stehen und beobachtete ihn. Als er wieder herauskam, sah sie ihn entschlossen an. „Mag sein, dass Sie keine Haushälterin wollen , aber es dürfte mehr als klar und deutlich sein, dass Sie eine brauchen ."
    Wieder zuckte es um seine Mundwinkel. „Wir wollen uns doch nicht um Worte streiten, Madam. Tatsache bleibt, dass ich Sie weder brauche noch hier haben will."
    Er wies mit dem Arm ins Zimmer. Die Kinder rannten schon voraus, doch da er noch immer in der Tür stand und keine Anstalten machte, zur Seite zu treten, musste Helen sich dicht an ihm vorbeidrängen, wobei ihre Brust fast die seine gestreift hätte.
    Im Vorbeigehen warf sie ihm einen drohenden Blick zu. „Seien Sie gewarnt, Sir Alistair.
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