Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now
Autoren: Charles Chadwick
Vom Netzwerk:
sonst noch etwas brauchte, würde er sofort gehen und es besorgen. Und zu der Lieferung gehörte immer irgendeine kleine Delikatesse, die ich nicht bestellt hatte und die auch nicht auf der Rechnung stand. Er schien nicht enttäuscht zu sein von meinem Haus und meinte, was für ein wunderbares, gemütliches Heim ich mir hier doch geschaffen hätte ...
     
    Ungefähr zu der Zeit rief meine Frau an. Sehr redselig und entspannt. Warum ich sie nicht einmal in Somerset besuchte? »Jetzt, da die Vergangenheit zusammengelegt und weggepackt ist«, sagte sie. »Mal über alte Zeiten reden.« Zwischen den beiden Sätzen schien mir ein Widerspruch zu bestehen. Sie meinte, sie hätte noch eine ganze Menge alter Fotografien von den Kindern, als sie noch klein waren. Ich erwiderte, ich würde ihr Bescheid geben. Aber das werde ich nicht tun. »In mein Herz ein Wind, der tötet ...«

    Das ist schon eine Weile her. Ich war mehr oder weniger wieder auf den Beinen, als Adrian anrief und mir erzählte, sein Hausverwalter habe ihm gesagt, daß Mrs. Bradecki im Krankenhaus gewesen sei und es sich um etwas Ernstes zu handeln scheine. Deshalb fuhr ich sie besuchen.
    Sie führte mich in das kleine Zimmer, in dem ich einmal mit ihrem Gatten gesessen hatte. Es war noch genau so, wie ich es in Erinnerung hatte — die Fotos und Insignien an den Wänden, die Bücher in den Regalen, der schwarze Ledersessel, der fleckige Schreibtisch mit Papieren darauf, vielleicht unberührt seit dem Tag, als wir sie nach seinem Tod durchgegangen waren. Die einzige Veränderung war eine kleine Schlafcouch in einer Ecke. Seit meinem letzten Besuch war Mrs. Bradecki stark gealtert und offensichtlich sehr krank gewesen. Früher hatte sie sich kerzengerade gehalten, aber jetzt hingen ihre Schultern, und sie ging schlurfend. Die Gesichtshaut schien an ihren Knochen zu kleben, was ihre Augen größer wirken ließ und ihr einen neugierigen, fast kindlichen Ausdruck gab. Aber ich hatte sie noch nie so fröhlich erlebt. Sie führte mich zu der Couch und hielt dann für einen langen Augenblick meine Hand in den ihren.
    »Sehen Sie, hier wohne ich jetzt, in diesem kleinen Zimmer.«
    Ich sagte, ich hätte gehört, daß sie im Krankenhaus gewesen sei, und ob ich irgend etwas für sie tun könne.
    »Vielen Dank, Sir. Die Kinder kümmern sich sehr gut um mich. Und wissen Sie ...«
    Ein Lachen schwang in ihrer Stimme mit, und mit einem breiten Lächeln deutete sie zu dem kleinen Fenster, durch das man auf den Garten hinaussah. Ich stand auf, und da war er, so makellos wie eh und je. Die Bank war erst kürzlich weiß gestrichen worden, und es gab ein neues, steinernes Vogelbad. Die Blumenbeete waren frisch umgegraben, die Sträucher gestutzt, der Rasen war gemäht, und neue Pflastersteine waren verlegt worden.
    »Wunderbar ...«, begann ich.
    »Ich sage den Kindern, sie müssen ihn gut in Schuß halten, sonst fliegen sie raus, wie es so schön heißt, da wird nicht lange gefackelt.«

    Sie klatschte in die Hände, und für einen Augenblick war eine solche Fröhlichkeit in diesem runzligen Gesicht, daß ich kaum glauben konnte, daß sie überhaupt krank war.
    Als wäre das Klatschen ein Signal gewesen, klopfte es an der Tür, und eine junge Frau kam mit einem Tablett mit Tee und Keksen herein. Im trüben Licht dachte ich erst, es wäre Maria. Und als sie das Tablett auf den Tisch stellte, lächelte sie mich mit Marias Lächeln an — die gleiche unschuldige und freche Offenheit des Geistes, die Freude, mich zu sehen, als wartete sie schon seit ewigen Zeiten darauf.
    »Darf ich Ihnen Dorota vorstellen«, sagte Mrs. Bradecki und griff nach dem Handgelenk des Mädchens. »Eins meiner Kinder.«
    Dorota streckte die Hand aus, und ich nahm sie kurz. Sie lächelte noch immer, vielleicht sogar noch mehr, sagte aber nichts und ging wieder.
    Mrs. Bradecki schenkte den Tee ein und reichte mir den Teller mit Keksen. Ich hatte viele Fragen, aber da mich das Mädchen an Maria erinnert hatte, erkundigte ich mich nach ihr.
    Wieder war diese Freude in ihrem Gesicht. »Sie ist jetzt in Warschau mit zwei Kindern und einem sehr guten Geschäft. Sie besuchte mich im Krankenhaus und fragte, ob Mr. Ripple noch am Leben sei, und wenn ich Sie sehe, soll ich Ihnen sagen, daß Sie sie unbedingt besuchen und ihre Kinder kennenlernen müssen ...«
    Ich dankte ihr. Mehr war dazu nicht zu sagen. Noch am Leben... ich dachte an den alten Witz, daß das Ansichtssache sei. Maria wiederzusehen. Goldene Haare
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher