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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now
Autoren: Charles Chadwick
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erhielt ich eine Karte. Darauf stand: »› Wir sollten aufeinander achten, wir sollten freundlich sein, solange
noch Zeit ist.< Natürlich von dem Bibliothekar aus Hull, von wem denn sonst. Redet nur von einem Igel, aber für mich ist es gut genug, für den Augenblick wenigstens.« Ich weiß nicht, wer der Bibliothekar aus Hull ist, aber für mich ist es ebenfalls gut genug. Auch das mit dem Igel habe ich nicht verstanden ... Plötzlich steht nun Maureen neben mir, sie schaut auf einen BMW hinunter und fletscht verächtlich die Zähne. Auf die Haube ist irgendeine Beleidigung gekratzt. Was hat sie gesagt? »Wenn sie sich richtig ausdrücken könnten, würden sie nicht so denken«? Ein übermächtiges Gefühl, zu dieser späten Stunde, aber ziemlich nutzlos. Wenn ich mich selber besser hätte ausdrücken können, wie Isaiah Berlin zum Beispiel, wieviel tiefgründiger wären meine Gedanken und Beobachtungen dann gewesen? Dafür danke, Maureen ...
     
    Vorgestern träumte ich, ich würde nach Hause kommen. Ich trug meine Armeeuniform mit den neuen Corporalsstreifen. Ich ging eine Straße entlang, die ich nicht kannte. An ihrem Ende stand meine Mutter auf einem schmiedeeisernen Balkon, obwohl wir nie ein Haus mit Balkon gehabt hatten. Beim Näherkommen sah ich, daß mein Vater halb verdeckt hinter ihr stand. Sie beobachteten mich beide, als wüßten sie nicht genau, wer ich bin. Ich hob den Arm, aber sie reagierten nicht. Als ich schon fast unter ihnen war, schaute meine Mutter zu mir herunter und sagte: »Wir haben so lange gewartet, Tom. Was hat dich aufgehalten?« Dann sah ich meines Vaters Gesicht. Sein Mund stand offen, und er sah sehr verängstigt aus, bis er mich erkannte und lächelte. »Es fühlt sich an, als hätten wir ein Leben lang gewartet«, sagte er. Dann verschwanden sie, und ich hatte keine Ahnung, wo ich war, in dieser fremden Straße neben einem Haus, das nicht das meine war ... Als ich die Straße entlanggegangen war, herrschte strahlender Sonnenschein. Jetzt war es bitterkalt, und die Nacht brach herein ...
     
    Habe gestern gelesen, daß Leute, die eine Bypass-Operation hatten, nach etwa fünf Jahren oft Anzeichen geistiger Verwirrung zeigen. Na, was für eine Überraschung ...

    Adrian ist noch immer in New York. Er ruft ziemlich oft an. Ich weiß nicht, ob er glücklich ist oder, vielleicht angemessener, erfüllt. In seiner Stimme höre ich nur jemanden, der mir sagt, daß er tut, was seine Aufgabe ist; warum soll er nicht damit weitermachen, da er es offensichtlich gut kann ... Wir denken beide an Jane und reden nicht darüber. Nicht nötig. Gerade läuft eine Schubert-CD. Das übernächste Lied ist die »Litanei« ... Ach, meine liebe, liebe Jane, warum mußtest du uns so verlassen ...? Einmal hatte ich mich im Datum geirrt und rief ihn an, weil ich dachte, er sei schon zu Hause. Eine Männerstimme meldete sich. Er sagte, Adrian würde erst in einer Woche zurückkommen und ob ich ihm eine Nachricht hinterlassen wolle? Ich sagte ihm, wer ich sei. »Ah, Adrians Dad. Er redet sehr viel von Ihnen.« Die Stimme klang sehr freundlich, ein bißchen zu freundlich, falls es so etwas gibt. Ich antwortete nicht so, wie ich es sonst immer tat, eigentlich gar nicht. »Sagen Sie ihm, ich habe angerufen«, sagte ich, und weil das barsch klang, fügte ich hinzu: »Richten Sie ihm schöne Grüße aus.« Er sagte, das werde er auf jeden Fall machen, und er heiße übrigens Mark. Der einzige Gedanke, den ich damals hatte und seitdem immer habe, ist, daß er nicht Jane ist. Das ist eigentlich alles — außer natürlich, daß ich hoffe, er trägt dazu bei, Adrian glücklich zu machen oder weniger unglücklich, als er es sonst wäre. Wenn das überhaupt möglich ist, da er sicherlich auch an Jane denkt ...
     
    Ach ja, Janes Eltern haben geschrieben. Ich solle sie doch unbedingt besuchen, wenn Adrian aus New York zurück sei. »Bitte kommen Sie«, fügten sie als PS hinzu. Ich habe erwidert, daß ich das sehr gern tun würde. Aber ich glaube nicht, daß ich sie besuche. Ich bin mir sogar sicher. Wenn ich nur wüßte, wieviel Prozent der Leute so anständig und freundlich sind ...
     
    Mrs. Hirst fliegt wieder nach Australien. Sie hat jetzt nur noch drei Katzen, eine wurde überfahren. Wieder bittet sie Mr. Fogarty, sich um sie zu kümmern. »Nicht bös gemeint«, sagte sie. »Aber ich weiß, wie beschäftigt Sie sind mit Ihren Büchern und so, und
Mr. Fogarty hat ja schon mal im Amazonas-Dschungel mit
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