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Ein Todsicherer Job

Ein Todsicherer Job

Titel: Ein Todsicherer Job
Autoren: Christopher Moore
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trat eine einzelne Gestalt aus der kleinen Menge, bei der es sich um einen französischen Dandy aus dem neunzehnten Jahrhundert zu handeln schien – mit dem Kopf eines Warans. Sein Aufzug – die Rüschen und der Rock – erinnerten Charlie an ein Bild von Charles Baudelaire, das ihm Lily mal gezeigt hatte.
    »Schaffst du das?«, fragte Charlie das Echsenmännchen.
    Dieser zeigte seine Hände vor und hob einen Fuß aus dem Wasser. Eichhörnchenpfoten. Charlie hob den kleinen Waran so hoch es ging, und das Männchen fand Halt am schwarzen Holz, dann huschte es am Rumpf hinauf und hüpfte über die Reling.
    Minuten vergingen, und Charlie lauschte angestrengt nach allem, was dort oben vor sich ging. Als die Leine neben ihm ins Wasser klatschte, sprang er einen halben Meter in die Luft und schrie fast los.
    »Na, das fängt ja gut an«, sagte Bob.
    »Dann du zuerst«, sagte Charlie und testete die Leine, um nachzusehen, ob sie ihn tragen würde. Er wartete, bis das Bobtailmännchen etwa einen Meter über seinem Kopf war, dann schob er den Stock hinter das Polster an seinem Rücken und kletterte selbst hinauf. Auf halbem Weg war es, als explodierte jede einzelne Faser in seinem Körper, und er schlang seinen Motorradstiefel um die Leine, um etwas auszuruhen. Es schien, als halfen ihm die Götter über den toten Punkt hinweg, und seine Muskeln entspannten sich, so dass er weiterklettern konnte. Er fühlte sich, als wüchse ihm die Kraft des Luminatus’. Oben angekommen hielt er sich an einer der knöchernen Klampen fest und schwang sich in die Höhe, bis er rittlings auf der Reling saß.
    Er fuhr herum, und seine Helmlampe traf den schwarzen Schimmer ihrer Augen. Sie hielt das Bobtailmännchen wie einen Maiskolben, hatte ihm die Klaue durch den Schädel getrieben und den Unterkiefer zugeklemmt. Rot leuchtendes Fleisch und Glibber liefen über ihr Gesicht und über ihre Brüste, als sie noch einen Bissen vom Beefeater nahm.
    »Möchtest du mal kosten, Liebster?«, sagte sie, »schmeckt nach Schinken.«
     
    Am Frühstückstresen in Charlies Apartment sagte Lily: »Sollten wir es ihnen nicht sagen?«
    »Sie wissen doch von nichts. Über das hier.« Minty hielt seinen Tagesplaner hoch. »Nur Audrey. «
    »Sollten wir es dann nicht wenigstens ihr sagen?«
    Minty sah Audrey an, die müde mit Charlies Schwester und einem der Höllenhunde auf der Couch lümmelte und einen ganz zufriedenen Eindruck machte. »Nein, ich glaube nicht, dass im Moment irgendwem damit geholfen wäre.«
    »Er ist ein guter Kerl«, sagte Lily. Sie riss ein Tuch von der Haushaltsrolle auf dem Tresen und tupfte an ihren Augen herum, bevor sie mit ihrer Wimperntusche gleich wieder wie ein Waschbär aussah.
    »Ich weiß«, sagte Minty, »er ist mein Freund.« Als er es sagte, spürte er, dass etwas an seinem Hosenbein zupfte. Sophie blickte zu ihm auf.
    »Hey, hast du ein Auto?«, fragte sie.
    »Ja, allerdings, Sophie.«
    »Fahren wir ein bisschen rum?«
     
    Ohne zu zögern zückte Charlie den Stockdegen und schlug ihn der Morrigan ans Handgelenk. Sie ließ das Bobtailmännchen los, das schreiend Reißaus nahm, quer übers Deck rannte und über Bord sprang. Die Morrigan packte den Stock und versuchte, ihn Charlie zu entwinden. Er ließ es zu – riss die Klinge heraus und rammte sie ihr so fest in den Solarplexus, dass er mit der Faust an ihre Rippen stieß, der Degen hinten aus ihrem Rücken trat und sich in den hölzernen Rumpf des Rettungsbootes bohrte, vor dem sie gerade stand. Für den Bruchteil einer Sekunde war ihr Gesicht nur einen Daumenbreit vor seinem.
    »Hast du mich vermisst?«, schnurrte sie.
    Er rollte sich ab, als sie nach ihm schlug. Gerade noch rechtzeitig hob er den Arm, um ihren Hieb abzuwehren, wobei das dicke Polster am Unterarm verhinderte, dass die Klauen ihm die Hand abhackten. Sie stürzte sich auf ihn, doch das Schwert hielt sie am Rettungsboot fest. Charlie rannte übers Deck und ließ sie hinter sich zurück, kreischend vor Wut.
    Er sah Licht von einer Tür, die zur Kajüte am Achterdeck führte, dasselbe rote Leuchten, und ihm wurde klar, dass es von den Seelenschiffchen stammen musste. Möglicherweise war Rachels Seele noch da drinnen. Er war nur einen Schritt von der Luke entfernt, als die Riesenrabin vor ihm landete und ihre Flügel auf dem Deck ausbreitete, als wollte sie das ganze Achterschiff absperren. Er wich zurück und zog seine Desert Eagle aus dem Schulterholster. Er gab sich alle Mühe, sie ruhig zu halten, als er
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