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Ein Tag und zwei Leben (Episode 3)

Ein Tag und zwei Leben (Episode 3)

Titel: Ein Tag und zwei Leben (Episode 3)
Autoren: Adriana Popescu
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schleudert die Tür hinter uns zu und starrt mich an, als würde er mich so in Grund und Boden stampfen können.
    »Was ist los mit dir? Du benimmst dich wie ein Arsch!«
    Um ganz genau zu sein, benehmen wir uns beide so. Trotzdem werde ich ihm die Schuld in die Schuhe schieben, bis ich die Wahrheit über die Lippen bringe. Ich bin sauer, weil er ihr mein Parfüm geschenkt hat! Weil er mit ihr gerade so glücklich ist und mir aus dem Weg geht! Weil er mir fehlt!
    »Wenn ich mich wie ein Arsch benehmen würde, wäre ich gar nicht hier!«
    Seine Stimme klingt wie das Fauchen einer Raubkatze, als er einen Schritt auf mich zukommt.
    »Wieso bist du dann hier, wenn du lieber woanders wärst?«
    »Weil …«
    Er bricht ab und ich will ihn am liebsten schütteln, bis er mir alle Worte aus seinem Kopf vor die Füße oder ins Gesicht spuckt. Damians Blick verrät viel mehr, als ihm lieb ist. Aber ich will es ihn sagen hören.
    »Ich dachte, du bist gerne hier.«
    »Oh ja! Mit deinen irren Kolleginnen und Tobi. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen!«
    Die Ironie seiner Stimme ist nicht zu überhören. Und dank seiner gewählten Lautstärke, haben es meine »irren Kolleginnen'« und Tobi im Esszimmer auch gehört.
    »Dann verschwinde einfach!«
    Es kommt so schnell über meine Lippen, dass ich es nicht verhindern kann. Damian sieht mir direkt in die Augen, er muss es nicht sagen, ich kann es auch so sehen. Ich muss es zurücknehmen. Er schüttelt den Kopf, weil er weiß, dass ich lüge. Dieses Silvester wird ein Desaster – nur dann, wenn er wirklich jetzt geht. Ich kann versuchen, ihn mit Simone zu ertragen, aber ich kann nicht ins neue Jahr rutschen, wenn er nicht bei mir ist. Statt zu gehen, bleibt Damian wie angewurzelt stehen. Das alleine reicht, um mich gerade ziemlich verrückt zu machen.
    »Ich kriege die Bilder nicht aus dem Kopf!«
    Damian greift sich an die Schläfe, als würde ihn eine spontane Migräneattacke überkommen.
    »Welche Bilder denn?«
    »Ja, es sollte mir egal sein. Weil es mich nichts angeht. Weil es der Teil deines Lebens ist, der für mich tabu ist. Aber – entschuldige die Wortwahl – es kotzt mich an!«
    Oh, sehr schön! Teile meines Lebens kotzen Damian also an. Wenn er sich zu dieser ehrlichen Meinung hinreißen lässt, sollte ich seinem Beispiel wohl besser folgen.
    »Weißt du, was mich ankotzt, Damian?«
    »Dass Justin Bieber seine Hosen so tief trägt?«
    »Du schenkst ihr mein Parfüm!«
    Sein kurzes Lächeln verschwindet und er sieht mich ertappt an. Dabei kann er unmöglich wirklich geglaubt haben, es würde mir nicht auffallen. Für wie dämlich hält er mich?
    »Mein Parfüm, Damian!«
    Er weicht meinem Blick aus, weil er nicht sehen kann, wie sehr mich das trifft. Sicher, es mag albern sein. Viele Frauen tragen dieses Parfüm, aber die kriegen es nicht von Damian geschenkt.
    »Du hättest einfach nur zur Tür kommen müssen ...«
    Obwohl er nicht mal eine Armlänge von mir entfernt steht, muss ich mich anstrengen, ihn zu verstehen, so leise ist seine Stimme plötzlich.
    »Wovon sprichst du?«
    »An Nikolaus …«
    Er kommt den letzten Schritt auf mich zu.
    »Als du mich angeschrien hast? Als du mir gemeine Dinge an den Kopf geworfen hast?«
    Ich greife nach seiner Hand.
    »Als ich mich entschuldigen wollte!«
    Er legt seine andere Hand an meine Wange.
    »Als du einfach so abgehauen bist?«
    Ich starre auf seine Lippen.
    »Als du Sex mit Tobi unter der Dusche hattest.«
    Er legt einen Arm um mich.
    »Als du den Comic weggeworfen hast.«
    Ich hebe meinen Blick zu seinen Augen, die so verdammt nah sind, wie auch der Rest von ihm … Seine Lippen, sein Körper … Nur eine Tür entfernt, sitzen mein Freund, seine Freundin, unsere Freunde – und meine »irren Kolleginnen«. Trotzdem scheint die Zeit für diesen kurzen Moment stillzustehen. Damian hält mich in seinen Armen, ich spüre seinen Herzschlag, spüre seinem Atem an meiner Wange und will ihn nicht mehr loslassen. Weil es sich hier verdammt noch mal zu gut anfühlt! Zu dumm nur, dass wir uns für solche Momente eine Parallelwelt bauen müssen. Eine dieser perfekten Welten, in denen Seepferdchen sprechen und wir mehr sind, als nur beste Freunde. Dort, wo ich den Mut habe, mir das zu holen, was ich mir wünsche. Er küsst meine Wange, ich schließe die Augen.
    »Wir müssen zurück.«
    Auch wenn er recht hat, kann ich das nicht. Schnell lege ich meine Arme fester um seinen Oberkörper, spüre ihn intensiver und stelle mich mit
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