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Ein Strandkorb für Oma

Ein Strandkorb für Oma

Titel: Ein Strandkorb für Oma
Autoren: Janne Mommsen
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Föhr-Touristik zu sein, sondern eine Verheißung, die sich gerade erfüllt. Alle sind im Wasser, und das Wasser ist fast zu warm. Das flache Wattenmeer wärmt sich in der Sonne unglaublich schnell auf.
    Ich warte vor dem Polizeirevier beim Sportboothafen. Mein Herz schlägt so schnell wie das eines 100-Meter- Weltmeisterläufers, obwohl ich sitze und mich nicht bewege. Drinnen wird gerade Marias Fall verhandelt, ein Beamter aus dem Dezernat Interne Ermittlungen ist deswegen aus Kiel angereist. Die Frage ist, was Maria wann gewusst hat und ob sie Beweismittel unterschlagen hat. Es sieht nicht gut aus.
    Natürlich haben Maria und ich den schlimmsten Fall der Fälle durchgespielt, es nützt ja nichts, sich etwas vorzumachen. Auch wenn Maria, wie zu befürchten ist, nach Norderstedt versetzt wird, werden wir nicht dort wohnen. Ich bin in Norderstedt aufgewachsen und will auf keinen Fall wieder dorthin zurück. Wir werden uns etwas in Hamburg suchen. Ich habe schon mal im Internet geschaut, was es so gibt. Unser kleines Häuschen in Nieblum werden wir an Feriengäste vermieten. Als Gast nach Föhr zurückzukommen, würde mir echt wehtun. Ich werde die Insel zukünftig wohl meiden müssen.
    Die Tür des Polizeireviers öffnet sich, Maria schießt heraus und umarmt mich.
    «Föhr, oder nicht Föhr?», frage ich bange.
    «Föhr!», schreit sie und wiederholt es immer wieder: «Föhr! Föhr! Föhr!»
    Auch ich brülle vor Freude so laut los, dass sich einige weit entfernt stehende Touristen erschrocken zu uns drehen. Maria und ich boxen in die Luft, küssen uns und schreien wieder.
    «Erzähl!»
    «Oma ist entlastet wegen des Museums.»
    «Endgültig?»
    «Na ja, eine kleine Blamage für Tobias ist es schon. Der Bilderdieb wurde heute Morgen in Stuttgart gefasst. Die haben das ‹Friesische Mädchen› in seiner Wohnung sichergestellt.»
    «Und, wer war es?»
    «Einer der Wachmänner, der die Hängung überwacht hat. Tobias hat eng mit ihm zusammengearbeitet, um den Fall zu lösen. Blamabler geht’s nicht.»
    «War das der, der behauptet hat, dass Friederike bei dem ‹Friesischen Mädchen› war?»
    «Ganz genau.»
    Maria und ich drücken uns, so doll wir können, Apfelshampoo und Amber sind wieder da, wo sie hingehören: in meiner Nase.
    «Feiern wir das?», frage ich.
    «Gerne, aber du weißt ja, wie das ist in der Familie Riewerts …»
    «Es kommt immer was dazwischen? Bitte nicht.»
    «Wir müssen erst klären, was mit Oma wird.»
    Tatsächlich, das können wir nicht mehr aufschieben. Ihr geht es nicht besonders, sie braucht uns jetzt.
     
    Eine halbe Stunde später sitzen Maria, Arne, Regina und ich nebeneinander in Wyk am Hafenkai und lassen unsere nackten Füße ins Wasser baumeln.
    «Wohin mit Oma?», fragt Regina in die Runde.
    «Muss sie überhaupt
irgendwohin
?», frage ich leise. «Kann sie nicht doch zu Hause bleiben?»
    Regina, Maria und Arne schweigen.
    Wir haben uns einen Tag zuvor das Heim hinter dem leeren Steg in Utersum angeschaut. Fräulein Rottenmeier alias Frau Dr. Nissen hat mich, Arne, Regina und Maria herumgeführt. Die Pflegerinnen und Pfleger wirkten liebevoll und kompetent, alle Bewohnerinnen und Bewohner schienen sich wohl zu fühlen, insofern war nichts dagegen zu sagen.
    Vorher müssten wir allerdings das Einverständnis von Oma bekommen. Oder sie für geschäftsunfähig erklären lassen. Aber das will keiner von uns. Trotzdem können wir uns vor einer Entscheidung nicht drücken, das sind wir ihr schuldig. Sowieso, und für alles Schöne, was wir mit ihr erlebt haben, ich an erster Stelle!
    «Der erste Schritt muss sein, dass wir mit ihr reden», meint Maria. «Sie muss einsehen, dass sie Hilfe braucht.»
    Arne stöhnt auf. «Ihr kennt sie doch. Das wird sie nie tun. Lieber verdrängt sie ihren Zustand, bis die ganze Bude abbrennt.»
    «Würde mir genauso gehen», vermute ich. «Wir müssen es trotzdem versuchen.»
    Arne müsste längst wieder bei seinen Strandkörben sein. Zum Glück hat Jade ihren Urlaub auf Föhr verlängert und konnte heute in Utersum für ihn einspringen. Erstaunlicherweise ungeschminkt, aber bei der Hitze wäre das anders nicht möglich.
    «Ich will nicht, dass Oma ins Heim kommt», sage ich. «Auch wenn es ein gutes ist.»
    «Gut, dann wechseln wir uns alle ab, tageweise, wenn es sein muss», schlägt Regina vor. Eine echte Wende; bisher ist Regina immer vehement für die Heimlösung eingetreten.
    «Ist das nicht zu viel Hektik für sie?», überlegt Arne. «Jeden
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