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Ein Strandkorb für Oma

Ein Strandkorb für Oma

Titel: Ein Strandkorb für Oma
Autoren: Janne Mommsen
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Outdoor-Kleidung statt kleines Schwarzes. Sie hat ja auch recht, mit High Heels kommst du nicht gut übern Deich. Aber neuerdings, das habe ich herausbekommen, genießt sie es auch, wenn es mal mondäner zugeht.
    Ich öffne den besten Pinot noir, den der Weinhändler meines Vertrauens in Wyk verkauft. Nach einer Weile ist alles für das Essen vorbereitet. Sogar frisches Bettzeug habe ich aufgezogen.
     
    Wohl fühle ich mich trotzdem nicht.
    Werde ich Maria gleich das erste Mal belügen müssen?
     
    Als Maria in ihrer dunklen Polizistinnenuniform in den Wintergarten stürmt, staune ich: Nach unserer schlaflosen Nacht in Dagebüll müsste sie ziemlich am Ende sein, aber sie sieht kein bisschen müde aus. Maria wirft ihren Gürtel mit der Pistole in die Ecke und umfasst meine Hüften, in ihren glänzenden braunen Augen sehe ich gleichzeitig Entwarnung, Nähe und Euphorie.
    Ich weiß nicht, wo sie das hernimmt.
    «Heute ist unser Glückstag», juchzt sie und fällt mir um den Hals, das vertraute Apfelshampoo erreicht zusammen mit dem Amber-Parfüm meine Nase. «Die Kollegen vom Festland drehen auf der Insel jeden Stein um, eine Hundertschaft und ein Hubschrauber sind im Einsatz, das ganz große Besteck.»
    Ich komme nicht ganz mit: «Was hat das mit uns zu tun?»
    Maria grinst.
    «Der BKA -Mann lässt Straßenkontrollen aufstellen, die Fähren werden durchsucht, er checkt den Sportboothafen, parallel läuft eine Rasterfahndung im Computer, es gibt Zeugenbefragungen im Museum und im Ort. Das wird alles nichts bringen. Insulaner schwärzen sich nicht gegenseitig an.» Das kann ich für Oma nur hoffen, die Polizeiaktion macht mir Angst.
    «… wenn du sagst, den und den habe ich auf der Straße in der Nähe des Museums gesehen, wird er sofort als Zeuge verhört. Und zwar von jemandem, der vom Festland kommt, kein Friesisch redet und sowieso bald wieder weg ist. Deshalb hat vor Ort keiner was mitbekommen. Aber ich kenne meine Insulaner.»
    «Du glaubst, der Täter ist Föhrer?»
    «Ich weiß es! Wir haben einen Erpresserbrief bekommen. Darin fordert er die Wiedereinführung der alten Postleitzahlen, sonst macht er aus dem Bild ein 100-Teile-Puzzle.»
    «Das ist ja völlig irre. Bekommen wir jetzt eine neue Anschrift?»
    Maria schüttelt den Kopf: «Natürlich
nicht

    «Das ist so was von absurd, deswegen klaut man doch kein Bild!»
    «Für mich klingt das nach friesischem Humor. Die Insulaner halten nach außen dicht, aber mit mir reden sie. Nicht direkt, man muss zwischen den Zeilen hören können. Du kennst doch den alten Fietje …»
    «Der in Alkersum immer mit seinem Rollator rumläuft?»
    «Genau. Der will die ganze Zeit im Haus gewesen sein, hat er dem BKA -Mann erzählt. Aber Britta von der Konditorei hat ihn auf der Straße rumlaufen sehen wie immer. So etwas erzählt sie natürlich nur mir. Sönke, den Fall werde
ich
lösen. Wenn ich den Täter habe, können die mich gar nicht mehr versetzen.»
    «Und wenn es nicht klappt?»
    «Falsche Frage», widerspricht Maria entschieden und küsst mich auf die Nasenspitze, «lass uns erst einmal essen, ich habe einen irrsinnigen Hunger.»
    Das Wasser kocht, ich werfe die Pasta hinein, und wir gehen in den Wintergarten. Maria ist begeistert von meinem Tisch.
    «Mann, Sönke, du hast dich ja voll ins Zeug gelegt, Wahnsinn.»
    Ich zünde die Kerzen an, obwohl es noch hell ist.
    «Wann kommt Jade?», will Maria wissen.
    «Die ist mit Oma unterwegs und will bei ihr schlafen.»
    «Die beiden verstehen sich super. Das hätte ich nie gedacht. Meinst du, Jade unternimmt auch mal was mit uns?»
    «Klar, ich hole sie morgen bei Oma ab und mache mit ihr eine Radtour durch die Marsch.»
    «Glaubst du, das haut sie vom Stuhl?»
    «Wir werden die Insel-Friedhöfe abklappern, Süderende haben wir schon heute Morgen abgefrühstückt.»
    Maria lacht: «Gute Idee. – Sag mal, Oma und Jade waren auch im Museum, hast du vorhin gesagt?»
    «Sie haben da einen Malkurs gemacht.»
    «Der ist unser größtes Problem.»
    «Wieso?»
    «Da waren an die sechzig Leute im Haus, während die Alarmanlage ausgeschaltet war. Die müssen wir alle vernehmen.»
    «Oma und Jade könnt ihr schon mal von der Liste streichen. Die sind früher gegangen.»
    Eine riskante Lüge. Was, wenn Zeugen sie später gesehen haben?
    «Vielleicht haben die ja trotzdem was beobachtet.»
    «Lass uns essen, ja?»
     
    In diesem Moment kommt ein braun gebrannter Mann mit längeren schwarzen Haaren über den Rasen in den offenen
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