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Ein Sommer mit Danica

Ein Sommer mit Danica

Titel: Ein Sommer mit Danica
Autoren: Heinz G. Konsalik
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›Lord‹ war knapp, wie es seine Art war. Er gab jeder der beiden ›indianischen Tänzerinnen‹ eine Ohrfeige, sie zogen den Kopf ein und rannten weg in den Hintergrund der halbdunklen Bar.
    Dann winkte er den Barbesitzer heran und fragte: »Wieviel hat er versoffen?«
    »Bis jetzt 2.175, – Mark.«
    »Normal, du Rindvieh!« sagte der ›Lord‹ drohend. Der Barbesitzer zog die Schultern hoch. Es hatte keinen Sinn, mit dem ›Lord‹ in Streit zu kommen. »Normal 125, – Mark.«
    »Hat er bezahlt?«
    »Nein. Er will mir seinen gynäkologischen Stuhl verpfänden. Was soll ich mit einem gynäkologischen Stuhl in einer Bar? Vielleicht 'ne Nummer einstudieren? Die kesse Lola beim Frauenarzt. Das sperrt uns die ›Sitte‹ bestimmt. Corell hat aber kein Geld.«
    »Ich bezahle.«
    »Gut, Lord.«
    Corell starrte den ›Lord‹ an, als sich dieser statt der Mädchen an seinen Tisch setzte. »Der Boß!« sagte Corell und schob den Kopf vor. »Wenn du anfängst, Moral zu singen, gerade du, du berotzter Kavalier, zerlege ich das ganze Lokal. Bezahlst du das auch?«
    »Ja.« Der ›Lord‹ lehnte sich zurück. »Wo ist Danica?«
    »Weg!« brüllte Corell.
    »Warum?«
    »Weil jemand gekommen ist, der zwanzig Jahre jünger ist als ich. Das kann ich nicht ändern, das kannst du nicht ändern … das ist ein biologischer Vorgang, der hinzunehmen ist. Ich nehme ihn auf meine Art hin …«
    »Wie heißt der Kerl?« fragte der ›Lord‹ ruhig.
    Corell schüttelte den Kopf. »Nein, mein Lieber. So nicht! Du kannst ihn zusammendreschen, du kannst ihm das Leben zur Hölle machen … wer weiß das besser als ich? Aber das Problem bleibt … ein alter Mann gegen einen jungen Mann.«
    »Wir werden ihn in einer Stunde älter machen als Sie, Doktor.« Der ›Lord‹ beugte sich über den Tisch. »Seinen Namen, Doktor.«
    »Nein! Davon kommt Danica nicht zurück.«
    »Wo ist Danica?«
    »Weiß ich es?« Corell log bewußt. Es hatte alles keinen Sinn mehr. Man kann mit Gewalt zwei Eisenstücke ineinander schlagen, aber nicht zwei Menschen.
    »Bei dem Kerl?«
    »Sicher nicht.« Corell machte eine weite Handbewegung. »Irgendwo.«
    »Wir finden sie …«, sagte der ›Lord‹ laut.
    Corell sah ihn erstaunt an.
    »Vor ein paar Wochen wolltet ihr sie fast umbringen.«
    »Ein Irrtum. Wer kannte damals Danica. Jetzt kennen wir sie. Zu Ihnen, Doktor, gehört nichts anderes als Danica. Ohne sie ist Ihr Leben nicht mal ein Sack Müll!«
    »Hör auf oder ich heule!« schrie Corell. Er sprang auf und sah sich in der Bar um. »Ist denn keiner hier, der mich von dem Idioten an meinem Tisch befreit?« brüllte er durch die Musik. »Sind hier nur Feiglinge?«
    Es war eine absolut rhetorische Frage … wer wagte es schon, den ›Lord‹ anzufassen? Nur ein Fremder, der die Verhältnisse in Frankfurt nicht kannte, stand zögernd auf. Er setzte sich sofort wieder, als Bizeps-Karle aus dem Hintergrund trat und ihn breit angrinste.
    »Kann es sein«, fragte der ›Lord‹ – »daß Danica wieder zurück nach Jugoslawien ist?«
    »Blödsinn!« Corell winkte ab, aber der ›Lord‹ ließ sich nicht täuschen.
    »Wo ist sie her aus Jugoslawien?«
    »Sucht euch einen Ort aus!«
    »Das werden wir.« Der ›Lord‹ gab einem Animiermädchen, das am Tisch vorbeihuschte, die Flasche Whisky und Corells Glas mit. »Sie waren mit Danica in Lipica und wurden dort verhaftet, weil ›Hotel-Adolf‹ so dusselig war, auf eigene Rechnung zu arbeiten. Wir können bei der Polizei in Lipica erfahren, wo Danica zuhause ist …«
    »Meine Flasche!« schrie Corell und sprang wieder auf. »Meine Flasche her! Ich muß 'was zum herunterspülen haben. Der Mann da an meiner Seite kotzt mich an!« Es dauerte zehn Minuten, dann hatten Bizeps-Karle und ein anderer, unbekannter Mann, der Bar-Ausräumer vom Dienst, Corell so handlich zwischen sich, daß sie ihn in den Wagen des ›Lord‹ verfrachten konnten. Man fuhr in Corells Wohnung zurück, warf Corell auf die Couch und durchsuchte dann die Wohnung. Man fand nichts über Corells jungen Nebenbuhler und nichts über Danicas genaue Herkunft.
    »Macht ihn wach!« sagte der ›Lord‹ ruhig. Sie schleppten Corell ins Badezimmer, hielten ihn so, wie er war, im Anzug, unter die Dusche und drehten die Strahlen erst wieder ab, als Corell keuchte:
    »Aufhören! Mit einer Wasserleiche könnt ihr noch weniger anfangen …«
    Dann saß er tropfnaß dem ›Lord‹ gegenüber, rauchte eine Zigarette und bekam auch etwas zu trinken … ein schönes,
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