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Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)

Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)

Titel: Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
Autoren: Rike Stienen
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verkündet: „Ich treffe mich mit Anna und Erna im Hollerwirt . Bin dann mal weg.“
    „Viel Spaß!“, wünscht Laura und unterdrückt einen Freudenschrei. Vor drei Jahren bestand das Treffen aus fünf Frauen, jetzt sind es nur noch drei. Als die Schwiegermutter außer Sichtweite ist, beginnt sie fröhlich vor sich hinzusummen . Laura liebt es, ganz allein im Haus zu sein, ohne aufgestöbert werden zu können. Wenn Helene anwesend ist, hat sie garantiert immer etwas für ihre Schwiegertochter zu tun. Alle möglichen Ideen wirbeln ihr durch den Kopf, was sie jetzt mit der kostbaren Zeit anfangen könnte. Wie wäre es mit einer genüsslichen Session in der Badewanne und einem Gläschen Prosecco dazu? Eine traumhafte Vorstellung, denn zum ungestörten Baden kommt sie äußerst selten.
    Zunächst bereitet sie einen Apfelstrudel zu, der vierzig Minuten im Backofen benötigt. Zeit genug, um sich währenddessen zu entspannen.
    Laura lässt vor sich hin pfeifend das Wasser in die Wanne ein und zieht sich aus. Die Badezimmertür bleibt leichtsinnigerweise unverschlossen. Sie kippt in freudiger Erwartung einige Spritzer von ihrem Lieblingsbadezusatz mit Rosenduft ins Wasser, stellt das mitgebrachte Glas mit Prosecco auf den Wannenrand und taucht mit dem Knopf eines MP3-Players im Ohr in die Schaumwelt ein, die Augen zur Musik von Barbara Streisand geschlossen und bereit, sich erotischen Fantasien hinzugeben. Deshalb bemerkt sie nicht, wie sich einige Zeit später eine Gestalt heimtückisch nähert und mit einem kräftigen Ruck den Stöpsel aus der Wanne zieht. Erst als Laura plötzlich kühlere Luft statt warmes Wasser an ihrer Brust spürt, schlägt sie die Augen auf und blickt einer triumphierenden Helene ins Gesicht.
    Mit einem Aufschrei springt die Badenixe aus der Wanne, kann sich im letzten Moment am Rand festhalten, um nicht auszurutschen, und schlingt blitzschnell ein Handtuch um ihren Körper.
    „Was fällt dir denn ein, hier reinzuplatzen? Ich dachte, du wärest bei deinem Kaffeekränzchen!“
    „Da war ich auch, aber unser Stammtisch ist besetzt, und da kam ich auf die Idee, dass du uns zur Stangeralm hinauffahren könntest. Heute muss man bei dem Wetter eine fantastische Fernsicht haben. Erna und Anna warten unten.“
    „Von mir aus können sie dort stehen, bis sie schwarz werden. Ich bin nicht euer Taxi.“ Laura ist selbst über ihren ungewöhnlich scharfen Tonfall erstaunt, aber die Zwergin überspannt deutlich den Bogen des Zumutbaren. Bevor sie widersprechen kann, ist Max’ Stimme zu hören, die nach seiner Mutter ruft. Schon streckt er seinen Kopf ins Badezimmer.
    „Ach, hier bist du, Mama! Es riecht so verbrannt.“
    „Ach, du meine Güte!“ Laura rennt wie von der Tarantel gestochen in die Küche und hinterlässt überall nasse Spuren, gefolgt von Max.
    Helene dagegen macht sich wütend aus dem Staub, um Erna und Anna zu berichten, was für eine ungefällige Schwiegertochter sie hat.
    Aus dem Backofen steigen schwarze Rauchschwaden. Schnell befördert die Bäckerin den völlig verkohlten Apfelstrudel aus der Röhre und wirft ihn samt Blech in die Spüle.
    „Mensch, Mama, das ist dir ja noch nie passiert, und ich habe heute den Tag nur in Gedanken an deinen Kuchen überlebt.“
    „Es tut mir leid, Max.“ Laura will ihrem Sohn über den Kopf streicheln, der sofort geschickt ausweicht. Aus dem Alter mütterlicher Liebkosungen ist er mit neunzehn Jahren wirklich heraus. Von seiner Großmutter Helene hatte er nie welche zu befürchten. Als er ganz klein war, hat sie bereits angefangen, ihm einzureden, dass er mal die Kanzlei seines Vaters übernehmen wird. Das ist für sie das Wichtigste. Großmütterliche Gefühle scheint ihr einziges Enkelkind nie bei ihr geweckt zu haben. Max aber hat ganz andere Vorstellungen von seinem zukünftigen Leben. Er wollte schon immer Arzt werden. Da sein Abiturdurchschnitt für ein Medizinstudium nicht ausreichte, entschloss er sich zu einem Sozialen Jahr im Altenheim. Seine Großmutter muss vorläufig nichts von seinen Berufsvorstellungen erfahren. Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß, und es dient dem Familienfrieden.
    „Ich habe den Apfelstrudel in den Ofen getan, als Helene zum Hollerwirt aufbrach“, setzt Laura mit ihrer Entschuldigung fort. „Sie wollte sich plötzlich mit Erna und Anna treffen und ich die Zeit optimal nutzen mit Kuchenbacken und Baden. Beides ist in die Hose gegangen.“
    „Wieso geht Oma samstags in den Hollerwirt ? Sie hasst es
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