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Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)

Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)

Titel: Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
Autoren: Rike Stienen
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ist.
    „Na, wie war es heute? Hast du Hunger?“
    „Nein, ich habe im Altenheim mit den Kollegen in der Küche gegessen. Jetzt ziehe ich mich schnell um, und dann will Papa mit mir nach Kufstein düsen.“
    „Doch nicht etwa auf der Harley?“ Laura lässt vor Schreck die Gartenschaufel fallen. „Papa hat versprochen, dich nicht auf dem Teufelsgerät mitzunehmen.“
    Max legt beruhigend den Arm um seine Mutter.
    „Mach dir keine Sorgen, Ma! Mit mir fährt er nicht so schnell.“
    Laura weiß, dass jedes Aufbegehren zwecklos ist. Außerdem darf sie nichts gegen das Motorradfahren sagen, denn sie besitzt selbst diesen Führerschein. Als sie einige Wochen mit Manfred zusammen war, kam er plötzlich auf die Idee, gemeinsam das Motorradfahren zu erlernen. Laura führte zunächst ins Feld, sich das nicht leisten zu können. Kein Problem, Manfred zahlte ihr die Fahrstunden. Hauptsache, sie beide hatten ein gemeinsames Hobby. Eine Leidenschaft wurde es für Laura nicht, denn immer fuhr Manfred, und sie saß hinter ihm. Von eigener Fahrpraxis kann folglich keine Rede sein.
    Sie appelliert also an ihren Sohn, ja den Nierenschutz umzulegen und am besten noch ein Tuch zusätzlich um den Kopf unter dem Helm zu tragen. Max hat sich längst entfernt und lässt seine Mutter resigniert zurück.
    Als Laura etwas später ins Haus kommt, ist es unheimlich still. Sie schaut in die Küche, dann ins Wohnzimmer, niemand da. Zumindest Helene muss doch irgendwo stecken. Schließlich kann sie unmöglich mit nach Kufstein gefahren sein. Vielleicht ein verspätetes Mittagsschläfchen? Egal, Laura grübelt nicht weiter, sondern ergreift intuitiv die Gelegenheit, sich in ihr Zimmer zurückzuziehen. Allein ein Gespräch mit Kerstin ist in der Lage, ihre miese Stimmung aufzuheitern. Ob die Freundin inzwischen weiß, ob sie nach Shanghai muss?
    Mitten in Lauras Gedanken platzt die Zwergin, ohne anzuklopfen: „Hier bist du also. Ich suche dich im ganzen Haus. Du hast gar keine neuen Krapfen gebacken. Den letzten habe ich heute Morgen vertilgt.“
    „Entschuldige, dass ich kein Peilgerät um den Hals hängen habe“, knurrt Laura gefährlich. „Wir haben kein Fett mehr, und der Supermarkt schließt gleich. Musst du morgen eben mal ein Brot essen.“ Laura staunt über sich selbst, wie gelassen ihr dieser Satz über die Lippen kommt.
    Helene ist ebenfalls total verdutzt. Wie spricht ihre Schwiegertochter denn auf einmal mit ihr? Das sind ja völlig neue Töne. „Wieso hast du das Fett nicht früher gekauft? Ich habe noch nie ein Brot zum Frühstück gegessen und werde es auch morgen nicht tun“, muckt sie auf, als sie ihre Sprache wiedergefunden hat.
    „Es ist immer irgendwann das erste Mal“, stellt Laura nüchtern fest und springt vom Sofa, „aber damit du nicht verhungerst, bin ich so liebenswürdig und gehe zu Bernd rüber und bitte ihn, mir etwas Öl zu borgen.“ Ihr plötzliches Einlenken resultiert einzig aus dem Wunsch, einen Plausch mit ihrem Nachbarn zu halten, nicht um Helene zu Diensten zu sein.
    Bevor die Zwergin ihre Zunge in Bewegung setzen kann, ist Laura aus dem Zimmer verschwunden. Sie lächelt vor sich hin. Ist gar nicht so schwer, der Alten Widerworte entgegenzuschleudern .
    Laura klingelt bei Bernd am Gartentor.
    „Ist offen, bin im Garten!“, ertönt seine smarte Stimme. Er ist gerade dabei, den Abendbrottisch für sich und seine Tochter Eva auf der Terrasse zu decken. Vor fünf Jahren ist seine Frau Karla an Krebs gestorben, zu der Laura ein nettes Verhältnis hatte. Sie waren keine Busenfreundinnen, aber sie nahmen sich gegenseitig Pakete an oder halfen sich mit Lebensmitteln aus, wenn eine etwas gerade nicht parat hatte. Karla war Krankenschwester. Da sie ihren Beruf meist nachts ausübte und tagsüber schlief, hatten die beiden Nachbarinnen selten Gelegenheit, mal ungestört einen Kaffee miteinander zu trinken.
    Glücklicherweise ist Bernd Lehrer und oft mittags schon zu Hause, sodass die Kinder trotzdem gut versorgt waren. Inzwischen sind sie auch erwachsen. Torsten hatte im letzten Jahr mit Max Abitur gemacht und gleich darauf mit einem Informatikstudium in München begonnen. Seine Schwester Eva ist im zweiten Lehrjahr als Arzthelferin. Es waren für Bernd und seine Kinder schwierige Zeiten, aber sie haben sie erstaunlich gut gemeistert. Manchmal kamen Eva und Torsten zum Mittagessen zu ihnen herüber. Seltsamerweise hatte Helene nichts dagegen. Ob sich bei ihr tatsächlich so etwas wie Mitgefühl für die vom
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