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Ein sinnliches Angebot

Ein sinnliches Angebot

Titel: Ein sinnliches Angebot
Autoren: Jill Shalvis , Pößneck GGP Media
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heilte Menschen, bei denen die Schulmedizin versagte.
    Für Luke war ihre Klinik nur etwas, das ihm die Wochenenden verdarb.
    „Bereit?“ fragte sie, und als er nickte, führte sie ihn in die Klinik. Im Belegschaftsraum herrschte das übliche Chaos. Persönliche Dinge der Angestellten und Patientenunterlagen lagen herum, und es gab eine kleine Anzahl von Kräuterpflanzen in Blumentöpfen, die von Faith gehegt und gepflegt wurden. Faith stellte Luke alle Anwesenden vor und versuchte gleichzeitig, alles mit seinen Augen zu betrachten.
    Der kleine Springbrunnen im Empfangsbereich beruhigte die wartenden Patienten. Die leise Musik hatte sie selbst sorgfältig ausgesucht, und das gedämpfte Licht und die bequemen Stühle sollten ebenfalls die Entspannung fördern. Alles war in gedämpften Naturtönen gehalten. Der völlige Gegensatz zu den üblichen Notaufnahmen dieser Welt.
    „Was halten Sie davon?“
    „Tja, im Wartezimmer schreit niemand.“ Luke nickte. „Das ist schon mal ein gutes Zeichen. Da kann ich Ihnen den Perlenvorhang hinter dem Empfangstresen gerade eben verzeihen. Was für eine Belegschaft haben Sie denn?“
    Dieser Mann war es gewohnt, für alles und jedes in seiner Umgebung die Verantwortung zu übernehmen. Faith nahm ihm die Fragen nicht übel. Schließlich hatte sie zugestimmt, ihn hier arbeiten zu lassen, weil er über unglaubliche Fähigkeiten verfügte. „Wir sind zwei Naturheilkundler. Shelby Dodd und ich. Und ein Masseur.“ Doch wenn hier auch ein Arzt arbeiten würde, noch dazu einer mit Lukes Ansehen, würde ihr das bestimmt zahlreiche neue Patienten bringen.
    Ihr Bankkonto könnte etwas Aufwind gebrauchen. Faith hasste es, ständig zu geizen, doch im Moment blieb ihr nichts anderes übrig.
    „Bevor wir anfangen“, sagte Luke mit seiner tiefen Stimme, „möchte ich klarstellen, dass ich diese Klinik niemals als überflüssig bezeichnet habe.“
    Beim Blick in seine blauen Augen verlor Faith fast den Bezug zur Wirklichkeit. „In der Zeitung stand, dass …“
    „Die haben übertrieben.“
    Faith hob eine Augenbraue, und Luke seufzte. „Das Krankenhaus hat fünfundzwanzig Angestellte entlassen. Zum Großteil Hauswirtschaftskräfte. Die waren zuvor schon von Vollzeit auf Teilzeit zurückgestuft worden. Dann wurden sie trotzdem entlassen, weil dem Krankenhaus das Geld fehlte. Am nächsten Tag wurde Ihrer Klinik ein großer Betrag als Unterstützung überwiesen.“
    „Und darüber haben Sie sich geärgert.“
    „Ja.“ Luke verspannte sich. „Darüber habe ich mich beschwert.“
    Faith blickte ihm ins Gesicht. Auf einmal konnte sie ihn ver stehen. „Da hätte ich mich auch beschwert“, sagte sie leise.
    Luke wirkte überrascht, doch bevor er etwas erwidern konnte, kam Shelby um die Ecke und zog Faith beiseite. „Ich habe dich gerade über deinen Pager angepiepst. In Zimmer vier liegt eine Frau in den Wehen. Muttermund ist voll geöffnet, aber die Frau flippt aus und will nicht pressen. Sie will auch nicht mehr untersucht werden.“
    Faith stellte ihre Handtasche weg und folgte Shelby. „Ist es ihr erstes Baby?“
    „Allerdings. Und sie schreit wie am Spieß.“
    „Verständige Guy.“
    „Der ist schon bei ihr. Wenn jemand eine schwangere Lady beruhigen kann …“
    „… dann Guy.“
    Guy Anders, der therapeutische Masseur, hätte mit seiner Stimme auch Straßengangs in der Bronx besänftigen können, und seine Massagen waren himmlisch. Shelby und Faith setzten ihn in solchen Situationen als letzten Trumpf ein, doch als sie sich dem Zimmer näherten, hörten sie die Frau laut schreien. Faith verzog das Gesicht. Sie empfand tiefes Mitgefühl mit der Schwangeren, aber die übrigen Patienten im Wartezimmer taten ihr auch Leid. „Doktor Walker.“
    „Ich werde Ihnen assistieren.“
    Luke Walker war dicht hinter Faith und drängte sich noch vor ihr in das Behandlungszimmer.
    Fragend hob Shelby eine Augenbraue, und Faith seufzte. „Er ist es gewohnt, andere zu führen.“
    Shelby lachte leise. „Du doch auch. Das kann ja spannend werden.“
    Sie betraten das Zimmer. Die Schreie waren verebbt. Die Patientin war eine Frau Mitte zwanzig. Sie lag im Bett und beobachtete Luke Walker, der sich am Waschbecken die Hände wusch, während er mit ihr sprach. Dann hockte er sich neben das Bett und hielt ihre Hand. Er redete so leise, dass Faith kein Wort verstand.
    Auf der anderen Bettseite stand Guy. Auch er war groß und gut aussehend. Meist zog er allerdings wegen der purpurfarbenen
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