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Ein Sehnen Im Herzen

Ein Sehnen Im Herzen

Titel: Ein Sehnen Im Herzen
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Cletus MacEwan und seine Mutter, lebten beinahe eine Meile weiter unten an dem steilen Abhang, der zum Anwesen der Chestertons führte. Mr. Murphy, der Besitzer des Wagens, konnte unmöglich glauben, dass einer der beiden MacEwans tot war. Und auch sie selbst war ganz offenkundig am Leben.
    Zugegeben, Stuart, Emmas Ehemann, war gestorben, aber das lag sechs Monate zurück. Und auch wenn Mr. Murphy gern ein Glas zu viel trank, konnte nicht einmal er vergessen haben, dass er diese schicksalhafte Fahrt bereits gemacht hatte.
    Außer - Emma ließ die Arme sinken, als sich ein kaltes Grauen in ihr regte - außer, Samuel Murphy wäre aus einem ganz anderen Grund hier. Nicht, um eine Leiche abzuholen, sondern um sich der Schar von Verehrern anzuschließen, die ihr wie Cletus MacEwan so eifrig den Hof machten, seit sich die Kunde von ihrer ungewöhnlichen Erbschaft auf der Insel herumgesprochen hatte.
    »O nein!«, sagte Emma laut. Una, die zu ihren Füßen lag und glaubte, Emma spräche mit ihr, wedelte freudig mit dem Schwanz. »Nicht Mr. Murphy! Oh, bitte nicht auch noch Mr. Murphy!«
    Schlimm genug, dass Cletus MacEwan jeden Morgen auf ihrer Türschwelle stand. Schlimmer noch, dass sie jedes Mal, wenn sie ins Dorf kam, von heiratswilligen Junggesellen aller Altersgruppen und Arten belagert wurde, von denen etliche
    Fischer waren und versuchten, sie mit ihrem Tagesfang zu beeindrucken.
    Aber all das wäre nichts, rein gar nichts, im Vergleich zu der Aussicht, tagein, tagaus von einem großen schwarzen Leichenwagen verfolgt zu werden, dessen Dach noch dazu mit einer schwarzen Rüsche verziert war!
    Wild entschlossen, diesem Schicksal zu entgehen, trat Emma an ihr Bett, wo sie am Vorabend ihren Schal abgelegt hatte. Während sie das schwere Wolltuch um ihre Schultern warf, marschierte sie aus dem Schlafzimmer und ging direkt zur Haustür, ohne dem Hünen, der vor dem munteren Feuer in ihrem Kamin kauerte, auch nur einen Blick zu gönnen.
    Die Vordertür ihres Häuschens war in der Hälfte unterteilt, sodass Emma den oberen Teil öffnen konnte, um im Frühling und Sommer die frische Brise vom Meer zu genießen, ohne zu riskieren, dass die Tiere, die sich in ihrem Garten herumtrieben, ins Haus kamen. Auch jetzt stieß sie die obere Hälfte auf und spähte durch den Regen zu dem schwarzen Gefährt und dem einsamen Lenker auf dem Kutschbock, dem die Nässe nichts auszumachen schien.
    Emma holte tief Luft und schrie durch das unablässige Prasseln des Regens: »Samuel Murphy! Was haben Sie da zu suchen? Ich hoffe, Sie haben einen guten Grund dafür, mein Gemüsebeet mit Räderfurchen zu durchziehen!«
    Sie hörte, wie sich Cletus MacEwan hinter ihrem Rücken bewegte.
    »Murphy?«, rief er ungläubig. »Was will der denn hier?«
    Obwohl er die Frage nicht gehört haben konnte, tippte Mr. Murphy, der auf dem Kutschbock des Wagens saß, höflich an die Krempe seines durchnässten Hutes und rief zurück: »Ich hab hier Besuch für Sie, Mrs. Chesterton!«
    Erst jetzt fiel Emma auf, dass jemand im Wagen saß. Da in Faires niemand mit diesem traurigen Vehikel fahren würde, wenn er nicht gerade der Länge nach in einer Kiste aus Fichtenholz lag und in der Angelegenheit nichts mehr zu sagen hatte, war es verständlich, dass Emma diese Möglichkeit nicht in Betracht gezogen hatte. Aber bei einem wahren Wolkenbruch wie dem, den sie gerade erlebten, würde jemand, der nicht bis auf die Haut nass werden wollte, auf das einzige geschlossene Fahrzeug in dieser Gegend zurückgreifen müssen.
    Und dieses Fahrzeug war natürlich Samuel Murphys Leichenwagen.
    »Es ist MacCreigh.« Cletus richtete sich auf. Er musste den Kopf einziehen, um nicht an die Dachbalken der Decke zu stoßen. Emma, die Angst um ihre Porzellanteller hatte, die auf den oberen Regalen der Anrichte in der Ecke standen und dazu neigten, bedrohlich zu klappern, wenn Cletus MacEwan über den Boden stapfte, streckte beide Arme nach ihm aus.
    »Bitte, Mr. MacEwan«, sagte sie begütigend. »Setzen Sie sich doch. Es gibt keinen Grund zu der Annahme...«
    Angesichts seines verstörten Gesichtes und der Tatsache, was er von Lord MacCreigh hielt, der sie ein-, zweimal in ihrem Cottage besucht hatte - wenn auch nicht so früh am Morgen -, überraschte es Emma nicht sonderlich, als er ihr ins Wort fiel.
    »Es ist MacCreigh, sage ich Ihnen!«, beharrte Cletus, gehorchte jedoch, indem er blieb, wo er war. »So sicher, wie ich hier stehe. Zu verweichlicht, dieser Dandy, um im Regen auf
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