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Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel
Autoren: A. A. Fair
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ich es auch gemeint«, erwiderte ich.
    »Nun gut, Sie haben mich jedenfalls verstanden?«
    Ich nickte.
    »Shirley Bruce ist also eine gescheite junge Dame. Sie hat Prinzipien und feste Überzeugungen. Sie lehnt es ab, auch nur einen Cent mehr zu nehmen, als Robert bekommt. Können Sie begreifen, warum uns das in Verlegenheit bringt?«
    »Wollten Sie damit andeuten, daß sie das Geld zurückweist?« fragte Bertha ungläubig.
    »Genau das.«
    »Das kann ich nicht verstehen«, sagte Bertha.
    »Ich auch nicht«, gab Sharpies zu. »Aber sie tut es nun einmal. Sie will offensichtlich nicht vor dem anderen Erben bevorzugt werden. Sie ist der Auffassung, daß das Vermögen gerecht verteilt werden soll, was ja das Testament auch ausdrücklich bestimmt. Selbst wenn wir auch als Treuhänder für die Zeit der Vermögensverwaltung verschieden hohe Auszahlungen an die beiden Erben vornehmen können.«
    »Wann wird die Teilung erfolgen?«
    »Wenn der jüngste der Erben fünfundzwanzig Jahre alt wird oder die Treuhänderschaft aus einem anderen Grunde erlischt.«
    »Wenn Hockley also fünfundzwanzig Jahre alt wird, müssen Sie ihm Sie Hälfte geben, die Hälfte des Vermögens, wie groß es auch sein mag.«
    »Nein, wenn Shirley fünfundzwanzig wird. Robert Hockley ist drei Jahre älter als sie. Wenn die Treuhänderschaft in drei Jahren erlischt, ist er schon achtundzwanzig. Nach den Bestimmungen des Testaments können wir ihm dann seinen Anteil entweder auszahlen oder, wenn wir wollen, mit dem Kapital auch eine in monatlichen Raten auszuzahlende Jahresrente kaufen.«
    »Je weniger Geld also jetzt ausgezahlt wird, desto größer wird der Betrag sein, der zur Aufteilung kommt, wenn die Treuhänderschaft erlischt?«
    »Selbstverständlich.«
    »Und wenn es zur Aufteilung kommt, erfolgt sie zu gleichen Teilen, nicht wahr?«
    »So ist es. Mit der Maßgabe, daß wir entweder das Geld in bar auszahlen oder es in einer Rente anlegen können.«
    »Eine andere Möglichkeit besteht nicht?«
    »Nein.«
    »Aber solange Sie das Vermögen verwalten, können Sie es ungleich verteilen?«
    »Ja, das könnten wir.«
    »Und was wünschen Sie von uns?«
    »Es fällt mir sehr schwer, Ihnen ein zutreffendes Bild von Shirley Bruce zu geben«, sagte Sharpies. »Sie ist eine sehr kluge, junge Dame.«
    »Das haben Sie schon erwähnt.«
    Unvermittelt fragte er: »Ist Ihnen Benjamin Nuttall bekannt?«
    »Meinen Sie den Juwelier?« fragte ich.
    »Ja.«
    »Ich kenne ihn nicht persönlich, aber ich habe von ihm gehört.«
    »Ist das nicht ein schrecklich teurer Laden?« fragte Bertha.
    »Er befaßt sich nur mit kostbaren Schmuckstücken«, erwiderte Sharples. »Bis zu einem gewissen Grad hat er sich auf Smaragde spezialisiert. Nun besteht ein großer Teil des Besitzes, den Cora Hendrick hinterlassen hat, in kolumbianischen Bergwerken und...Wissen Sie über Smaragde Bescheid?«
    Dabei sah er gerade Bertha an, und sie schüttelte den Kopf.
    »Nun«, fuhr Sharpies fort, »Smaragde sind praktisch ein Monopol der kolumbianischen Regierung. Die schönsten Smaragde der Welt werden ausnahmslos in Kolumbien gefunden, und die dortige Regierung kontrolliert den gesamten Markt. Sie bestimmt, wie viele geschürft, wie viele geschliffen und wie viele verkauft werden sollen. Niemand weiß genau, was hinter den Kulissen gespielt wird. Smaragde werden eben geschürft, geschliffen und verkauft, ohne daß jemand weiß, nach welchen Gesichtspunkten dabei entschieden wird. Es wird Ihnen ohne weiteres einleuchten, daß es sich dabei um ein Geheimnis von allergrößter Bedeutung handelt. Für einen Spekulanten wäre es äußerst vorteilhaft, wenn ihm gewisse Tatsachen bekannt würden.«
    »Was meinen Sie damit?« fragte Bertha.
    »Zum Beispiel folgendes«, erklärte Sharpies. »Seit einiger Zeit sind keine Smaragde mehr geschürft worden. Die Regierung erklärt, es sei nicht nötig; sie habe genug auf Lager, um den Markt für einige Zeit zu versorgen. Und wenn Sie gute Verbindungen haben, wird man Sie in die Panzergewölbe führen und Ihnen die Smaragde zeigen. Man wird Ihnen erklären, daß dies der ganze Vorrat an Smaragden sei und daß man die Absicht habe, neue Schürfungen vorzunehmen, sobald die Bergbaukosten sinken, daß aber gegenwärtig die Bedingungen nicht besonders günstig seien.«
    »Und dann?« fragte Bertha.
    »Und dann wissen Sie noch lange nicht, ob Ihnen der ganze Bestand gezeigt wurde oder nicht. Wie sollten Sie auch? Sie haben es mit einem mächtigen und vorzüglich
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