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Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)
Autoren: Maryla Krüger
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auf einen fjordähnlichen See und entfachten an der Wasseroberfläche ein hellsilbernes Flimmern. Vom Ufer des Sees aus zog sich die bunte Vegetation eines botanischen Gartens wie ein Teppich bis ans andere Ende der Schlucht. Inmitten dieses Farbenspiels thronte ein gewaltiges dunkles Bauwerk, dessen eine Seite in den See hineinragte und schon von weitem Legenden und Geschichten vorausahnen ließ. Caitlin Castle.
    Eine schmale Schotterstraße führte über eine Steinbrücke, unter der ein kleiner Wildbach dahinrauschte, und durch einen Teil der Gartenanlagen, dessen Anblick einen an undurchdringliche Waldränder erinnern ließ. Auf die dicht stehenden Bäume folgten Büsche und Wildsträucher, an deren Wurzeln Kräuter und Gräser gediehen. Die leuchtenden Farben von Klatschmohn und Dotterblumen loderten wie kleine Flammen durch das Grün der Farne und des Efeus, der den Erdboden mit seinen Ranken und Blättern bedeckte und an den Stämmen von Ahorn- und Eichenstämmen hinaufkletterte.
    „Jo?“
    Ich wandte den Blick mühsam von all der grünen Pracht ab und traf auf Ryans Augen im Rückspiegel.
    „Schau!“, sagte er.
    Am Ende der Straße ragten plötzlich die dunklen Mauern der Burg auf.
    Sie war eindrucksvoll, wirkte jedoch auf den ersten Blick nicht sehr bedrohlich auf mich, obwohl mir Lucas gerade anschaulich schilderte, wie blutig die Kämpfe um die Burg und die Ländereien früher gewesen waren.
    „… und dann hat der Laird dem Mann einfach den Kopf abgeschlagen und ihn vorne ans Torhaus gehängt.“
    „Wie konsequent von ihm“, meinte ich und warf durch das Fenster einen ersten Blick auf unseren zukünftigen Arbeitsplatz. Nicht schlecht, dachte ich und schmunzelte.
    Caitlin Castle bestand aus drei gewaltigen viereckigen Wohntürmen, deren Dächer von Wehrgängen und zinnenbewehrten Brüstungsmauern eingefasst waren. Sie waren über Anbauten miteinander verbunden, der größte Burgfried verfügte über vier Stockwerke. Graue Schindeln bedeckten die Satteldächer der beiden Nebengebäude, aus denen zierliche Spitztürmchen herausragten wie runde Dachgauben. Die Außenfassade bestand aus grauem Bruchstein, die Fenster waren klein, wahrscheinlich undicht und hatten Sprossen. An einer Seite waren die dicken Mauern von Efeu bewachsen, der bis an die Fenster im dritten Stock heranreichte.
    „Sieht doch sehr idyllisch aus“, sagte ich und stieg aus dem Wagen. Direkt vor uns ragte das von Lucas erwähnte ehemalige Torhaus empor: zwei Rundtürme, die sich an die Mauern eines Seitenflügels schmiegten, fast bis zum Dach reichten und dort über eine Brustwehr miteinander verbunden waren. Allerdings verfügte das Torhaus weder über eine imposante Zugbrücke noch über ein prächtiges Portal. Zwischen den beiden Türmen befand sich, unter einem kleinen, eingefassten Balkon, nur eine für die Ausmaße der Burg recht klein geratene und schmucklose Holztür. Aus dieser trat nun nacheinander ein livriertes Empfangskomitee. Ich zählte auf die Schnelle vier Frauen und drei Männer – die Frauen in schneeweißen Blusen und karierten Röcken und die Männer in braunen Hosen und karierten Jacketts. Eine Frau in mittleren Jahren löste sich lächelnd aus der Versammlung. Sie war klein und rundlich und erinnerte mich spontan an meine Großtante Marta.
    Ryan schien sie bereits zu kennen, denn er ging mit offenen Armen auf sie zu. „Milly MacDonald!“, sagte er grinsend. „Halten Sie hier immer noch den Marschallstab in der Hand?“
    „Euer Lordschaft sind noch genauso vorlaut wie früher“, erwiderte die Frau, legte ihre Hände an sein Gesicht, zog ihn zu sich herab und küsste ihn vor allen Augen herzhaft auf die Wangen. „Meine Güte!“, rief sie aus und lachte. „Wollt Ihr dem lieben Gott die Füße kitzeln, oder warum wachst Ihr so in die Höhe?“
    „Milly, Sie wissen doch, die Kirschen ganz oben sind immer die süßesten. Ich glaube, wir sind etwas spät dran, oder?“
    „Das kann man wohl sagen. Die Herrschaften erwarten Sie alle in fünfzehn Minuten zum Lunch. Die Zimmer sind vorbereitet.“
    Als wäre dies ein versteckter Befehl, setzte sich plötzlich die stumme Phalanx hinter ihr in Bewegung. Die Frauen und Männer steuerten den vollgepackten Landrover an und schienen zu allem bereit. Ich drehte mich ebenfalls zum Wagen, als Finn gerade die hintere Klappe öffnete, dann seine Kameras vom Vordersitz holte und mit Lucas in der Burg verschwand. Da der Kofferraum bis unter die Decke mit allem Möglichen
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