Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)
Autoren: Maryla Krüger
Vom Netzwerk:
Nasenflügel bis zum Mundwinkel zog. Olivia, seine Schwester, war noch ein Teenager. Sie war hübsch, mit langen, blonden Locken und kornblumenblauen Augen; sie fand Finn wesentlich appetitlicher als den Lachs, der in Butter und Gemüse gegart auf uns wartete.
    „Nein, nein“, antwortete der Duke auf eine Frage von Ryan, die ich nicht gehört hatte. „Wir werden heute Nachmittag noch abreisen, zurück nach London. Meine Frau richtet dort eine dieser Wohltätigkeitsveranstaltungen aus. Eigentlich sollten wir schon gestern fahren, aber da mir der Professor sagte, dass du kommst, haben wir noch einen Tag gewartet.“
    „Haben Sie die Nächte hier verbracht, Sir?“, fragte Lucas. Der Duke schüttelte den Kopf. „Nein, mein Freund, unter diesem Dach schläft seit Wochen niemand mehr.“
    Ich stutzte. „Niemand?“
    „Wir sind doch nicht verrückt“, sagte Olivia.
    Der Duke warf seiner Tochter einen Blick zu und lächelte. „Nun, was meine Tochter damit meint, ist, dass es nachts etwas laut hier werden kann.“ Er hob eine Hand. „Wohl nicht jede Nacht, wie man mir versicherte, aber ich hielt es für das Beste, im Jagdhaus zu nächtigen. Rupert und Milly bewohnen das ehemalige Gutspfarrhaus, und das Personal stammt größtenteils aus der Gegend hier.“ Er machte eine vage Handbewegung und fuhr fort. „Ihr werdet also die Ersten sein, die seit dem Vorfall hier die Nächte verbringen. Ich habe Rupert dahingehend bereits instruiert. Bis zum Saisonanfang und den Spielen in vier Wochen ist die Angelegenheit hoffentlich geklärt. So lange steht euch die gesamte Anlage zur Verfügung, seht es bitte als euer vorübergehendes Zuhause an!“
    „Wann können wir mit den Bauarbeitern sprechen?“, wollte Ryan wissen und schien der Tatsache, dass dieses Gemäuer Lärm machte, keinerlei Bedeutung beizumessen.
    „Ich habe die Adressen in meinem Büro“, entgegnete der Duke. „Ich kann sie dir später geben. Die beiden sind noch ziemlich angeschlagen. Einer hat ein paar gebrochene Rippen und der andere eine Oberschenkelfraktur. Ansonsten sind sie, soweit ich weiß, wohlauf.“
    „Wie, ähm … wie äußert sich der Lärm nachts?“, fragte ich. „Ich meine, hört es sich an wie das Knarren von morschem Gebälk oder eher wie das Aufbrechen von altem Putz?“
    Der Duke blinzelte ein paarmal, als hätte er mich nicht richtig verstanden, doch dann legte er seine Gabel beiseite und blickte mich freundlich an. „Nun, Miss Bergman, weder noch“, sagte er. „Es ist ein Lachen.“
    „Ein Lachen?“, wiederholte ich.
    „Ja“, hauchte Olivia. „Es hört sich an, als ob jemand durch die Wände geht und lacht.“
    Der Fisch schmeckte plötzlich bitter, und ich schluckte den Bissen, an dem ich grade kaute, mit Mühe hinunter. Immer wenn es hieß, dass es irgendwo spukt, hatte ich mir das typische Knarren von Dielen vorgestellt oder vermutet, dass der Spuk sich in flackerndem Licht äußerte, was ohne viel Mühe auf völlig normale Gründe zurückzuführen sei, aber – Lachen?
    Selbst die Lichterscheinungen und Schattenbilder, die ich in den Wuppertaler Kellergängen gesehen hatte, waren für mich nichts als Reflexionen und Schlagschatten der Taschenlampen und Gürtelschnallen meiner Begleiter gewesen.
    Ryan warf mir einen Blick zu, und ich las in seinen Augen erneut das Angebot, mich zu einem Hotel zu fahren, was ich auf einmal ziemlich verlockend fand. Doch nein! Ich riss mich zusammen. Auch ein Lachen war sicherlich irgendwie auf sehr gewöhnliche Ursachen zurückzuführen.
    „Aha!“, sagte ich nur und stach meine Gabel beherzt in den Fisch.
    Ich spürte, dass Ryan mich weiterhin musterte, doch als ich seinem Blick begegnete, ein Schulterzucken andeutete und mit vollen Backen lächelte, verzogen sich seine Mundwinkel nach oben, und er wandte sich wieder dem Duke zu. „Sir!“, setzte er die Unterhaltung fort. „Sagen Sie, wer könnte uns durch die Burg führen, ach ja, und die Baupläne bräuchten wir, wenn es möglich wäre.“
    „Rupert wird euch nachher alles zeigen, und ich habe Alec MacPherson angerufen. Er ist sozusagen der Bauleiter. Du kannst dich getrost mit allen Fragen, was die Restaurierung angeht, an ihn wenden.“
    „In Ordnung“, erwiderte Ryan und nickte.
    „Ich w-will hier blei-bleiben“, stotterte plötzlich der Sohn und legte sein Besteck neben den Teller. „B-Bitte!“
    „Nein, Malcolm, wir hatten das doch besprochen. Deine Mutter besteht darauf, dass wir alle nach London kommen.“
    „Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher