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Ein Schlappohr fällt vom Himmel / Der Bankmanager und der Obdachlose: Zwei zum Preis von einem (German Edition)

Ein Schlappohr fällt vom Himmel / Der Bankmanager und der Obdachlose: Zwei zum Preis von einem (German Edition)

Titel: Ein Schlappohr fällt vom Himmel / Der Bankmanager und der Obdachlose: Zwei zum Preis von einem (German Edition)
Autoren: Christel Parrinelli-Weinberger
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Dieter Bauers seine tobende Enkelin fest. »Du kommst jetzt mit mir mit. Sobald du dich beruhigt hast, kannst du selbstverständlich wieder zu deiner Mutter zurückkehren.« Heftig schluchzend ließ sich die junge Frau von ihrem Großvater wegführen.
    Mit Tränen in den Augen blickte Sandra den beiden hinterher. Ihr tat Anna-Lena, obwohl sie sich absolut danebenbenahm, aus vollem Herzen leid. Sie hoffte, dass sie irgendwann Ludgers Unschuld erkennen würde.
     
    »Hat Hendrik sehr leiden müssen?«, wurde Ludger, der mittlerweile Sandra im behaglichen Wohnzimmer gegenüber saß, leise gefragt.
    »So genau weiß ich es leider auch nicht«, entgegnete Ludger ehrlich. »Anfangs ging es ihm ja relativ noch gut. Jedes Mal, wenn Henrik einen Lachs gefangen hatte, freute er sich wie ein kleines Kind. Zu dieser Zeit zeigte er wahre Lebensfreude, aber irgendwann flaute das ab. Er wurde immer seltsamer, er erkannte zeitweise weder Doc Barnes, der sich wahrhaftig rührend um ihn kümmerte noch Marc Miller unser Mädchen für alles, oder auch mich nicht mehr. Dann schrie er, schlug wild um sich, sodass wir es doch sehr schwer hatten um ihn wieder ruhig zu bekommen. Ja und eines Tages, man konnte es quasi mit ansehen, versteifte sich sein Körper sowie seine Gesichtszüge immer mehr. Glauben sie mir Frau Maurer, sie hätten Hendrik nicht mehr wieder erkannt. Monatelang lag er völlig teilnahmslos, aber auch bewegungslos, auf seinem Bett. Das einzige was noch Leben zeigte, das waren seine Augen, die mich, so kam es mir zumindest vor, irgendwie fragend anstarrten. Es war in der Tat kein Leichtes das Siechtum meines geliebten Bruders hilflos mit ansehen zu müssen. Es gab schon Tage da hätte ich mich am liebsten feige aus dem Staub gemacht, damit ich sein Leid nicht mehr länger mit ansehen musste. Aber ich tat es nicht. Tagtäglich saß ich an seinem Bett, las ihm aus einem Buch vor oder hielt einfach nur seine Hand. Doc Barnes meinte zwar, dass Hendrik ohne leiden zu müssen, den Weg ins Jenseits angetreten hat, da die Spritzen, die er ihm stets verabreichte ihm keinerlei Schmerzen verspüren ließen. Wie soll ich es ihnen bloß erklären? Hendrik war geistig schon lange nicht mehr unter uns. Deshalb nehmen wir auch an, dass er im Endstadium seiner Krankheit so gut wie nichts mehr mitbekam.« Von den Erinnerungen übermannt, schloss Ludger für einen Moment gequält die Augen.
    »Es ist nicht so, dass mich ihre Erzählungen kalt lassen, immerhin habe ich Hendrik einst sehr geliebt«, sprach Sandra verhalten. »Aber nachdem was Hendrik Anna-Lena und mir angetan hatte, ist in mir etwas zerbrochen. Es tut mir leid was Hendrik durchmachen musste. Vielen Dank Herr Maurer, dass sie sich so rührend um ihn gekümmert haben.« 
    »Das war doch selbstverständlich«, erwiderte Ludger mit einem kleinen Lächeln. »Auf jeden Fall geht es Hendrik jetzt gut. Seine Asche schwebt, genauso wie er sich es gewünscht hatte, irgendwo über dem Kenai River.  Hendrik ist glücklich, dessen bin ich mit absolut sicher.«
     
    Kaum, dass sich Ludger von Sandra verabschiedet hatte, stand Anna-Lena auch schon wieder auf der Matte. Für sie war es einfach unbegreiflich, dass ihre Mutter sich mit diesem dahergelaufenen Penner abgab.
    »Wie kannst du dich nur mit dem Mörder meines Vaters auch nur eine Sekunde unterhalten. Statt ihn in den Knast zu bringen, sitzt du mit ihm hier und betreibst Smalltalk mit ihm, das ist doch echt zum Kotzen.« Anna-Lenas Augen sprühten vor Hass.
    »Wie kommst du bloß auf den Gedanken, dass Herr Maurer deinen Vater getötet haben könnte. Das ist doch absurd. Dein Vater starb an dieser schrecklichen Krankheit. Er kann sich wirklich glücklich schätzen, dass sein Bruder bis zu seinem letzten Atemzug bei ihm war.«
    Langsam reichte es Sandra, offensichtlich hatte Anna-Lena vollkommen verdrängt was vor einigen Jahren in ihrem Haus geschehen war …
    »Ich hätte niemals gedacht, dass meine Mutter so leicht zu überzeugen ist. Ja, regelrecht naiv ist. Ich hoffe nur, dass dieser Scheißkerl eines Tages seine gerechte Strafe bekommen wird.« Schluchzend verließ Anna-Lena den Raum …
     
    Während Anna-Lena in ihrem Zimmer saß und nach Rache gierte, war Ludger in seinem Elternhaus angekommen. Nur zu gerne hätte er sich irgendwo verkrochen, da er nach dem unerfreulichen Zusammentreffen mit Hendriks Tochter sich nur noch nach Ruhe sehnte. Aber er konnte seiner Mutter wohl schlecht eine Absage zum gemeinsamen Abendessen
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