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Ein Ring von Tiffany - Roman

Ein Ring von Tiffany - Roman

Titel: Ein Ring von Tiffany - Roman
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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schluckte sie ganz hinunter und verlangte sofort die nächste.
    Sie war ein wandelndes Klischee! Von ihrem treulosen Freund wegen einer Jüngeren sitzengelassen, im Begriff, das in Fotos gefasste Symbol ihrer kaputten Beziehung zu vernichten, und als einzigen Trost ein fieses Federvieh. Es wäre zum Lachen gewesen, wenn es sich dabei nicht um ihr eigenes jämmerliches Leben gehandelt hätte. Als Film mit Renée Zellweger, die als niedliches Pummelchen nach einer durchzechten Nacht ihren Kater und ihr Selbstmitleid pflegte, wäre es auch zum Lachen gewesen, aber der Spaß hielt sich doch sehr in Grenzen, wenn man selber das niedliche Pummelchen war - okay, kein Pummelchen vielleicht, dafür aber auch nicht niedlich - und das ganze Leben einer Tränenschnulze glich.
    Fünf Jahre für die Katz. Von vierundzwanzig bis neunundzwanzig hatte es für sie nur Duncan gegeben, immer nur Duncan, und was hatte sie jetzt davon? Jedenfalls nicht die Stelle, die ihr Chefkoch Massey seit einem Jahr schmackhaft zu machen versuchte, die einmalige Chance, als Restaurantscout um die Welt zu reisen, Locations für neue Lokale auszukundschaften und federführend für Neueröffnungen verantwortlich zu sein. Und warum nicht? Weil Duncan sie angefleht hatte, ihren Job als Restaurantleiterin in New York nicht aufzugeben, damit sie sich auch weiterhin regelmäßig sehen konnten. Fünf Jahre, und
noch nicht mal ein Verlobungsring. Nein, der war für die jungfräuliche Cheerleaderin reserviert, die nachts garantiert nie von Albträumen über verschrumpelte Eierstöcke aus dem Schlaf gerissen wurde. Emmy musste sich mit der silbernen Herzchenkette von Tiffany begnügen, die Duncan ihr zum Geburtstag geschenkt hatte - aber nicht nur ihr, wie sie später entdeckt hatte, sondern in einem Aufwasch auch gleich seiner Schwester und seiner Großmutter. Wäre Emmy richtig masochistisch veranlagt gewesen, hätte sie sich noch mehr Salz in die Wunde streuen können, indem sie sich daran erinnerte, dass es in Wahrheit gar nicht Duncan gewesen war, der die Schmuckdrillinge gekauft hatte, sondern seine Mutter, die ihrem überlasteten Sohnemann die Mühen des Geschenkekaufs ersparen wollte.
    Seit wann war sie so verbittert? Wie hatte es soweit kommen können? Das hatte sie sich selber zuzuschreiben, davon war sie felsenfest überzeugt. Sicher, als sie Duncan kennenlernte, war er noch anders gewesen - jungenhaft und charmant, zwar (auch damals schon) nicht besonders zuvorkommend, aber wenigstens präsenter -, doch auch sie war anders gewesen. Sie hatte gerade ihren Kellnerinnenjob in Los Angeles geschmissen, um eine richtige Ausbildung im Restaurantgewerbe zu machen - ein Kindheitstraum von ihr. Zum ersten Mal seit dem College war sie wieder mit Leigh und Adriana zusammen. Sie liebte Manhattan und war stolz, dass sie sich tatsächlich ein Herz gefasst hatte, ihre Pläne in die Tat umzusetzen. Dabei war die Gastronomiefachschule nicht gerade das, was sie sich erhofft hatte: Die Kurse waren schwer und oft langweilig, und ihre Kommilitonen gingen für einen Praktikumsplatz über Leichen. Da die meisten von ihnen Zugereiste waren und in New York sonst niemanden kannten, zog man immer in derselben inzestuösen Clique herum. Ach ja, und dann hatte es da noch dieses kleine Techtelmechtel mit dem französischen Sternekoch gegeben, das sich schneller herumsprach, als man ein
Ei hätte kochen können. Als Emmy schließlich im New Yorker Restaurant Willow bei Chef Massey einen Praktikumsplatz ergatterte, war sie zwar immer noch in das Kochen verliebt, aber von ihrer Ausbildung bitter enttäuscht. Während ihrer Zeit im Willow, wahnwitzigen Monaten, in denen sie kaum zum Schlafen kam, stellte sie fest, dass ihr der Restaurantbetrieb wesentlich mehr zusagte als die Arbeit in der Küche. Während sie sich noch den Kopf zermarterte, wo - und ob - es in dieser Branche überhaupt einen Platz für sie gab, war sie Duncan über den Weg gelaufen. Sie hasste die Köche mit ihren aufgeblähten Egos; sie ärgerte sich darüber, dass sie nie kreativ sein durfte, sondern immer nur stur vorgegebene Rezepte nachkochen musste. Es störte sie, dass sie zu den Menschen, die die von ihr mit zubereiteten Speisen verzehrten, keinerlei Kontakt hatte. Es graute ihr davor, acht bis zehn Stunden am Stück in einer dampfigheißen, fensterlosen Küche zu stehen, in der sie nur das Gebrüll der Kellner und das Klappern der Töpfe daran erinnerten, dass sie nicht in der Hölle gelandet war. In ihren
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