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Ein Ring von Tiffany - Roman

Ein Ring von Tiffany - Roman

Titel: Ein Ring von Tiffany - Roman
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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kaum erwarten kann, dass er sie schwängert.«
    »Typisch. Und wie geht es ihr?«
    »Ich hab irgendwie nicht den Eindruck, dass sie total am Boden zerstört ist.« Adriana leckte sich ein Wölkchen Milchschaum von den Lippen. »Sie bildet sich nur ein, dass sie am Boden zerstört sein müsste . Natürlich denkt sie jetzt, dass sie nie
wieder einen Mann findet, aber ich glaube nicht, dass sie Duncan tatsächlich vermisst. Sie kommt schon drüber weg.«
    Gilles seufzte. »Ich hätte sie zu gern mal hier vor mir auf dem Stuhl. Das wäre mein größter Traum. Weißt du eigentlich, wie selten man heutzutage noch jungfräuliches Haar findet? Das ist so was wie der Heilige Gral der Färber und Kolorierer.«
    »Ich richte es ihr aus. Willst du heute Abend mitkommen? Wir gehen nur was essen. Nichts Welterschütterndes. Bloß wir Mädels.«
    »Normalerweise kann ich ja zu einem Mädchenabend nicht nein sagen. Aber ich hab ein Date mit dem netten Oberkellner vom letzten Wochenende. Wenn ich Glück habe, serviert er mir ein paar erlesene Köstlichkeiten - in seinem Schlafzimmer.«
    »Ich drück dir die Daumen.« Adriana nahm den großen, breitschultrigen Mann mit dem blau karierten Oberhemd und der perfekt gebügelten Stoffhose ins Visier, der soeben an die Empfangstheke getreten war.
    Gilles folgte ihrem Blick, während er die letzte Strähne mit einem Streifen Folie umwickelte. »Ich bin fertig, Schatz«, sagte er mit einer Voilá-Geste. Die Assistentin mit den Bambiaugen führte sie zur Trockenhaube. Laut genug, dass es jeder im Salon - auch der neue Kunde - hören musste, rief Gilles ihr hinterher: »Du bleibst jetzt da sitzen und hältst schön die Beine geschlossen, Darling. Ich weiß, es ist viel verlangt, aber ein Viertelstündchen wirst du dich schon mal beherrschen können.«
    Adriana zeigte ihm ein zweites Mal den Stinkefinger. Sie genoss die geschockten Mienen der Societyladys, die samt und sonders wie ihre Mutter ausschauten. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass der Mann, der Gilles und sie beobachtet hatte, amüsiert schmunzelte. Ich bin zu alt für diese Spielchen , dachte sie, konnte sich aber einen erneuten verstohlenen Blick auf den gut aussehenden Fremden doch nicht verkneifen. Im Vorbeigehen lächelte er sie an. Mit einem Schuss Berechnung,
hauptsächlich aber ihren natürlichen Instinkten gehorchend, sah Adriana mit schmachtendem Blick zu ihm auf, in dem die unschuldige Frage lag: »Meinst du etwa mich?« Und sie befeuchtete ihre Lippen ein Sekunde lang mit der Zungenspitze. Sie musste wirklich aufhören, sich so aufreizend zu benehmen, keine Frage. Aber bis es so weit war, konnte sie es genauso gut in vollen Zügen auskosten.
     
    Während Emmy auf leisen Sohlen hin und her schlich, um Otis nicht zu wecken, merkte sie, dass es so viel gar nicht aufzuräumen gab. Sogar für ein Einzimmerapartment in Manhattan war ihre Wohnung winzig. Sie hatte ein ziemlich heruntergekommenes Bad und bekam so gut wie überhaupt kein Licht, was besonders an einem Samstagnachmittag auffiel. Denn die Samstagnachmittage hatte sie bis jetzt immer bei Duncan verbracht. Aber es war die einzige Wohnung, die sie im West Village für unter zweitausendfünfhundert Dollar finden konnte - und noch dazu in der besten Straße, mit Bäumen! Sie hatte sie mit so viel Liebe hergerichtet, wie es ihr Minimalbudget erlaubte: blassgelb getünchte Wände, raumsparendes Schrankbett, extraflauschiger Flokati aus dem Ausverkauf im Restemarkt und bequeme Sitzkissen. Groß war die Wohnung zwar nicht, aber dafür gemütlich, und solange Emmy nicht an Izzies Küche in Miami dachte oder daran, dass Adriana in ihrem luxuriösen Penthouseapartment ein regelrechtes Kochstudio ihr Eigen nannte, fühlte sie sich fast wohl darin. Es erschien ihr als eine besondere Grausamkeit des Schicksals, dass ausgerechnet sie, die so gern kochte und am liebsten jede freie Minute auf dem Gemüsemarkt oder am Herd zugebracht hätte, keine richtige Küche besaß. Ob es auf der ganzen Welt noch einen Ort gab, wo man für dreißigtausend Dollar Jahresmiete nicht einmal einen eigenen Herd kriegte? Sie musste sich jedenfalls mit einer Spüle, einer Mikrowelle und einem minibargroßen Kühlschränkchen begnügen - und mit einer Kochplatte, die
sie ihrem Vermieter erst nach monatelangem Bitten und Betteln hatte abringen können. In den ersten Jahren hatte sie sich noch heldenhaft bemüht, mit ihren begrenzten Mitteln köstliche Gerichte zu zaubern, aber irgendwann hatte sie die Flinte
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