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Ein reizvolles Angebot

Ein reizvolles Angebot

Titel: Ein reizvolles Angebot
Autoren: EMILIE ROSE
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sie Pflaster und Schere entnahm.
    Rand haderte mit sich. Sein einst so vertrautes Verhältnis zu seinem Bruder hatte schwer gelitten. Aber das musste Rand sich selbst ankreiden. Er konnte nicht erwarten, dass er hier auftauchte und alles noch so war wie früher.
    Einiges hatte sich allerdings in der Tat nicht verändert. Das merkte er, als Tara seine Hand nahm, um ihn zu verarzten. Wie weich und zart sich ihre Hand anfühlte … Als sie sich über ihn beugte, während sie die Schnittwunde desinfizierte, merkte er wieder, wie gut ihr Haar roch.
    „Soll ich dem Personal Bescheid sagen, dass sie deine Zimmer in Kincaid Manor herrichten?“, fragte Mitch.
    Rand fiel ein, dass Mitch nichts von seinem Arrangement mit Tara wusste – glücklicherweise –, und er tauschte einen flüchtigen Blick mit ihr. „Danke, ich weiß schon, wo ich bleibe. Außerdem hast du ja Gesellschaft.“
    Auch Mitch war in Everett Kincaids Testament mit Pflichten bedacht worden. Ihm fiel es zu, die Vaterrolle für einen einjährigen Jungen zu übernehmen, der das Ergebnis einer späten Liebschaft des Seniors war. Rand hatte erst durch die Testamentseröffnung von der Existenz dieses Familienzuwachses erfahren. Das Kind und seine Nanny waren bereits in Kincaid Manor eingezogen.
    Tara war fertig und ließ Rands Hand los. „In der Personalabteilung sitzt der erste Bewerber für Nadias Stelle als Direktorin des Controllings, die neu besetzt werden muss. Wer führt das Vorstellungsgespräch?“, fragte Tara und blickte von einem zum anderen.
    „Bring ihn zu mir in den Konferenzraum“, antwortete Rand und sah zu seinem Bruder. „Wir treffen uns da in fünf Minuten. Du kennst Nadias Aufgaben besser als ich, deshalb kannst du auch besser beurteilen, wer geeignet ist.“
    Wieder verfluchte er im Stillen seinen Vater, der ihn in die missliche Lage gebracht hatte, die Position des obersten Chefs einzunehmen, die eigentlich Mitch zustand. Als Finanzchef wäre Mitch, wenn es keinen stellvertretenden Geschäftsführer mehr gab, der logische Nachfolger des Seniors an der Spitze gewesen. „Wir führen das Gespräch zusammen, als Team“, sagte Rand.
    Mitch nickte und entfernte sich aus dem Büro. Auch Tara wandte sich zur Tür.
    „Tara“, hielt Rand sie zurück. Sie drehte sich zu ihm um. Er hob den verbundenen Finger in die Luft. „Danke schön.“
    „Gern geschehen.“ Sie zögerte, bevor sie sich wieder umwandte. „Bist du damals meinetwegen weggegangen?“
    Ihre Stimme klang traurig, als sie das fragte. Aber Rand wollte sich davon nicht beeindrucken lassen. Sie ist tatsächlich eine verdammt gute Schauspielerin, dachte er. Zu schade, dass sie bei mir ihr Talent verschwendet.
    „Es war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte“, sagte er. „Ihr hättet schon gut zueinander gepasst, mein Vater und du.“
    Tara zuckte bei diesen bitteren Worten merklich zusammen. „Was ich noch fragen wollte …“ Sie verstummte.
    „Was denn, Tara?“, fragte er ungeduldig.
    Sie ließ den Kopf sinken. „Ach, nichts. Gibt es sonst noch etwas?“
    Rand ließ den Blick durch den Raum schweifen. Er hatte das Büro seines Vaters, das jetzt sein Arbeitsplatz werden sollte, schon immer abstoßend gefunden. Alles hier war kalt und unpersönlich – nur Glas, Chrom und der nackte Marmorboden. Daran änderte auch der überwältigende Ausblick nichts, den man durch die riesige Fensterfront auf die Biscayne Bay hatte. Der Raum war nichts als ein sinnentleertes Statussymbol – ganz im Sinne von Everett Kincaid, der zu sagen pflegte: „Einem wirklichen Chef sieht man nie an, dass er arbeitet.“ Das war absolut nicht Rands Stil.
    „Ja“, antwortete er auf Taras Frage. „Ich brauche ein paar vernünftige Möbel hier: einen richtigen Schreibtisch, Regale, ein paar Sideboards, einen anständigen, lederbezogenen Schreibtischsessel und bequeme Stühle für die Besucher. Und, bitte, aus Holz, damit hier etwas Leben hereinkommt. Mit diesem sterilen Zeug kann ich nichts anfangen. Hier sieht es aus wie auf einer öffentlichen Herrentoilette. Ein schöner Teppich wäre auch nicht schlecht. Außerdem könntest du mir den Systemadministrator herschicken, damit ich mit meinem Laptop Zugriff zum Firmenserver bekomme.“
    „Jawohl, Sir“, antwortete Tara und verzog dabei keine Miene.
    „Und noch etwas. Ich brauche die aktualisierten Finanzberichte aller Linien sowie eine vollständige Liste unserer Führungskräfte und Abteilungsleiter.“
    Tara machte kehrt und ging zur
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