Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall
Autoren: Joanne K. Rowling
Vom Netzwerk:
außer Sichtweite war.«
    (Also verabscheute er sie nicht, hielt sie nicht für böse. Neuerdings empfand Samantha Demut angesichts der Fähigkeit ihres Mannes, vergeben zu können.)
    Â»Dessen bin ich mir nicht so sicher«, sagte sie matt. »Miles, wenn ich mit ihm gesprochen hätte …«
    Â»Als du ihn gesehen hast, war er nicht in der Nähe des Flusses.«
    Aber in der Nähe der Straße , dachte Samantha.
    In den vergangenen drei Wochen war das Verlangen in Samantha gewachsen, Teil von etwas zu werden, das größer war als sie selbst. Tag für Tag hatte sie darauf gewartet, dass das eigenartige neue Bedürfnis nachließ ( so werden die Menschen religiös , dachte sie und hatte versucht, es auf die leichte Schulter zu nehmen), doch es war im Gegenteil noch stärker geworden.
    Â»Miles«, sagte sie, »du weißt doch, der Gemeinderat … jetzt, da dein Vater … und Parminder Jawanda legt ihr Amt auch nieder … Du wirst die beiden durch Kooptation ersetzen wollen, oder?« Sie kannte sich in der Terminologie aus, die sie jahrelang mit angehört hatte. »Ich meine, du willst doch nach alldem sicher keine neue Wahl?«
    Â»Um Himmels willen, nein.«
    Â»Also könnte Colin Wall einen Sitz einnehmen«, fuhr sie hastig fort. »Und ich habe mir überlegt, ich habe doch Zeit. Jetzt, da die Geschäfte nur noch online laufen. Ich könnte mich für den anderen bewerben.«
    Â»Du?«, fragte Miles überrascht.
    Â»Ich möchte mich gern einbringen«, sagte Samantha.
    Krystal Weedon, tot mit sechzehn, verbarrikadiert in dem verwahrlosten kleinen Haus in der Foley Road … Samantha hatte seit zwei Wochen keinen Wein mehr getrunken. Sie wollte sich gern die Argumente für die Beibehaltung der Drogenklinik Bellchapel anhören.
    In der Hope Street zehn klingelte das Telefon. Kay und Gaia waren schon spät dran für Krystals Beisetzung. Als Gaia fragte, wer dran sei, verhärtete sich ihr hübsches Gesicht.
    Â»Gavin«, teilte sie ihrer Mutter mit.
    Â»Ich habe ihn nicht angerufen«, flüsterte Kay wie ein nervöses Schulmädchen, als sie nach dem Hörer griff.
    Â»Hi«, meldete sich Gavin. »Wie geht’s dir?«
    Â»Bin auf dem Weg zur Beerdigung«, antwortete Kay, ohne den Blickkontakt mit ihrer Tochter zu unterbrechen. »Der Weedon-Kinder. Deshalb mittelprächtig.«
    Â»Herrgott, ja«, meinte Gavin. »Entschuldige, das war mir nicht klar.«
    Er hatte den vertrauten Familiennamen in der Yarvil and District Gazette entdeckt und sich, vage interessiert, ein Exemplar gekauft. Ihm war eingefallen, dass er in der Nähe der Stelle vorbeigekommen sein könnte, an der die Jugendlichen und der Junge sich aufhielten, aber dass er Robbie Weedon zweimal gesehen hatte, war ihm nicht mehr in Erinnerung.
    Gavin hatte zwei merkwürdige Wochen hinter sich. Barry fehlte ihm sehr. Er verstand sich selbst nicht. Eigentlich hätte er in einem Sumpf aus Elend stecken sollen, nachdem Mary ihn hatte abblitzen lassen, stattdessen sehnte er sich nur nach einem Bier mit dem Mann, auf dessen Frau er sich Hoffnungen gemacht hatte.
    (Laut vor sich hin murmelnd hatte er sich von dem Haus der Fairbrothers entfernt und zu sich gesagt: »Das hast du jetzt davon, dass du versucht hast, deinem besten Freund das Leben zu stehlen.«)
    Â»Hör zu«, sagte er, »hättest du später nicht vielleicht Lust auf einen Drink?«
    Kay musste beinahe lachen.
    Â»Hat dich abblitzen lassen, wie?«
    Sie reichte Gaia den Hörer, um aufzulegen. Sie eilten aus dem Haus und rannten beinahe ans Ende der Straße und über den Marktplatz. Während sie am Black Canon vorbeikamen, hielt Gaia zehn Schritte lang die Hand ihrer Mutter.
    Sie erreichten den Friedhof, als die Leichenwagen oben an der Straße auftauchten und die Sargträger hinaus zum Bürgersteig schlurften.
    (»Geh vom Fenster weg«, befahl Colin Wall seinem Sohn.
    Fats aber, der von nun an mit dem Eingeständnis seiner Feigheit zu leben hatte, trat vor und versuchte zu beweisen, dass er wenigstens das …
    In den großen Wagen mit den schwarzen Fenstern glitten die Särge vorbei. Der erste leuchtete in grellem Pink, und der Anblick raubte Fats den Atem, der zweite war winzig und schneeweiß.
    Colin stellte sich vor Fats, zu spät, um ihn zu schützen, zog aber trotzdem die Vorhänge zu. Im Halbdunkel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher