Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall
Autoren: Joanne K. Rowling
Vom Netzwerk:
geglaubt, etwas Edles zu tun und für sie beide den Kopf hinzuhalten. Wie auch immer, Fats hatte viel mehr Probleme verursacht, als ihm klar war, hatte in seinem sicheren Dachzimmer und mit vernünftigen, zivilisierten Eltern nie verstanden, wie es war, mit einem Vater wie Simon Price zu leben, dachte Andrew, während er im Flur wartete.
    Andrew hörte die Stimmen der erwachsenen Walls, die sich leise unterhielten, denn sie hatten die Küchentür nicht geschlossen.
    Â»Wir müssen jetzt gehen«, sagte Tessa gerade. »Er ist moralisch verpflichtet und wird hingehen.«
    Â»Er ist genug gestraft«, ertönte Colins Stimme.
    Â»Ich bitte ihn nicht, hinzugehen als …«
    Â»Wirklich nicht?«, erwiderte Colin scharf. »Um Himmels willen, Tessa. Meinst du denn, sie wollen ihn dort haben? Du gehst hin. Stu kann hier bei mir bleiben.«
    Kurz darauf tauchte Tessa aus der Küche auf und machte die Tür fest hinter sich zu.
    Â»Stu kommt nicht mit, Andy«, sagte sie. Er sah ihr an, dass sie wütend darüber war. »Das tut mir leid.«
    Â»Kein Problem«, murmelte Andrew. Er war froh. Er konnte sich nicht vorstellen, worüber er mit Fats noch hätte reden können. So konnte er neben Gaia sitzen.
    Ein Stück die Church Row hinunter stand Samantha Mollison mit einer Tasse Kaffee an ihrem Wohnzimmerfenster und beobachtete die Trauernden, die auf dem Weg nach St. Michael and All Saints vorbeigingen. Als sie Tessa Wall und den Jungen erblickte, hielt sie ihn sofort für Fats und schnappte hörbar nach Luft.
    Â»O mein Gott, er geht hin«, sagte sie laut zu niemandem.
    Dann erkannte sie Andrew, wurde rot und trat rasch vom Fenster zurück.
    Samantha hatte vor, von zu Hause aus zu arbeiten. Ihr Laptop lag offen hinter ihr auf dem Sofa, aber sie hatte an diesem Morgen ein altes schwarzes Kleid angezogen und überlegte, ob sie nicht doch an der Beerdigung von Krystal und Robbie Weedon teilnehmen sollte. Vermutlich blieben ihr nur noch wenige Minuten, sich zu entscheiden.
    Sie hatte nie ein freundliches Wort über Krystal Weedon verloren, daher wäre es doch bestimmt heuchlerisch, wenn sie zu ihrer Beerdigung ginge, bloß weil sie über den Artikel zu ihrem Tod in der Yarvil and District Gazette geweint hatte und weil Krystals pausbäckiges Gesicht sie aus allen Klassenfotos angrinste, die Lexie aus St. Thomas mit nach Hause gebracht hatte.
    Samantha stellte ihren Kaffee ab, eilte ans Telefon und rief Miles in der Kanzlei an.
    Â»Hallo, Schatz«, sagte er.
    (Sie hatte ihn in den Armen gehalten, als er vor Erleichterung neben dem Krankenhausbett geschluchzt hatte, in dem Howard zwar an Maschinen angeschlossen war, aber lebte.)
    Â»Hi«, sagte sie. »Wie geht’s dir?«
    Â»Ganz gut. Viel los heute Vormittag. Schön, dass du anrufst. Alles in Ordnung?«
    (Sie hatten in der Nacht zuvor miteinander geschlafen, und sie hatte sich nicht vorgestellt, er wäre ein anderer.)
    Â»Die Beerdigung fängt gleich an«, sagte Samantha. »Die Leute gehen hier vorbei …«
    Weil Howard im Krankenhaus lag, hatte sie fast drei Wochen lang unterdrückt, was ihr auf dem Herzen lag, und Miles nicht an ihren entsetzlichen Streit erinnern wollen, aber sie konnte damit nicht länger hinter dem Berg halten.
    Â»Miles, ich habe den Jungen gesehen. Robbie Weedon. Ich habe ihn gesehen , Miles.« Sie war nervös und aufgelöst. »Er war auf dem Spielfeld von St. Thomas, als ich es an dem Morgen überquerte.«
    Â»Auf dem Fußballplatz?«
    Â»Er muss herumgestromert sein, während die beiden … Er war ganz allein.« Sie erinnerte sich an seinen Anblick, schmutzig und verwahrlost. Immer wieder stellte sie sich die Frage, ob sie besorgter gewesen wäre, wenn er sauberer ausgesehen hätte, ob sie die offensichtlichen Anzeichen seiner Vernachlässigung nicht unterschwellig mit Gewieftheit, Zähigkeit und Unverwüstlichkeit durcheinandergebracht hatte. »Ich dachte, er wäre da, um zu spielen, aber niemand war bei ihm. Er war erst dreieinhalb, Miles. Warum habe ich ihn nicht gefragt, mit wem er da war?«
    Â»Ach komm«, sagte Miles in seiner beruhigenden Art, und sie war auf der Stelle erleichtert. Er übernahm die Verantwortung, und brennende Tränen stiegen ihr in die Augen. »Dich trifft keine Schuld. Du konntest es nicht wissen. Du hast wahrscheinlich gedacht, dass seine Mutter nur mal eben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher