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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall
Autoren: Joanne K. Rowling
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Zeitungsladen saßen. »Sie weiß, dass Gavin ein totales Arschloch ist.«
    Sie hatte Andrew ihre Handynummer gegeben und ihm gesagt, sie würden zusammen ausgehen, wenn sie nach Reading käme, um ihren Vater zu besuchen, hatte sogar beiläufig erwähnt, ihm ihre Lieblingsplätze in London zu zeigen, falls er einmal dort wäre. Sie überschüttete alle mit Wohltaten nach Art eines glücklichen Soldaten, der aus dem Kriegsdienst entlassen wurde, und diese so leichthin gegebenen Versprechen vergoldeten Andrew die Aussicht auf seinen eigenen Umzug. Er hatte die Nachricht, dass seine Eltern ein Angebot für Hilltop House erhalten hatten, mit mindestens ebenso viel Begeisterung wie Schmerz aufgenommen.
    Die weite Kurve in die Church Row, die für gewöhnlich seine Lebensgeister weckte, dämpfte sie heute. Er sah Menschen auf dem Friedhof und fragte sich, wie diese Beerdigung wohl ausfallen würde, und zum ersten Mal dachte er an diesem Morgen an Krystal Weedon als Person.
    Eine Erinnerung, die er schon lange in den hintersten Winkeln seines Gedächtnisses vergraben hatte, tauchte in ihm auf. Damals hatte Fats ihm auf dem Schulhof von St. Thomas im Sinne einer objektiven Untersuchung eine Erdnuss gegeben, die in einem Marshmallow versteckt war. Er spürte noch immer, wie sich seine brennende Kehle unaufhaltsam zuzog. Er wusste noch, dass er versucht hatte zu schreien, dass seine Knie nachgaben und die Kinder ringsum mit seltsam unbeteiligtem Interesse zuschauten. Dann kam Krystal Weedons rauer Aufschrei.
    Â»Andy Price hat ’n Algerieanfall!«
    Sie war auf ihren kurzen Beinchen zum Lehrerzimmer gerannt. Der Schulleiter hatte Andrew aufgehoben und war mit ihm in die nächste Arztpraxis gelaufen, in der Dr. Crawford ihm Adrenalin gespritzt hatte. Krystal war die Einzige, die sich an die Worte der Lehrerin erinnert hatte, mit denen sie der Klasse Andrews lebensbedrohliche Krankheit erklärte, die Einzige, die seine Symptome erkannt hatte.
    Krystal hätte für ihr Verdienst einen Goldstern erhalten und vielleicht eine Auszeichnung als Schülerin der Woche bei der Schulversammlung, doch gleich am nächsten Tag (Andrew erinnerte sich so deutlich daran wie an seinen Zusammenbruch) hatte sie Lexie Mollison so heftig auf den Mund geschlagen, dass die zwei Zähne eingebüßt hatte.
    Er schob Simons Fahrrad vorsichtig in die Garage der Walls und klingelte mit einer noch nie da gewesenen Scheu an der Tür. Tessa Wall machte auf, in ihrem besten grauen Mantel. Andrew war wütend auf sie, denn ihr hatte er sein blaues Auge zu verdanken.
    Â»Komm rein, Andy«, sagte Tessa mit ernstem Gesichtsausdruck. »Wir sind gleich so weit.«
    Er wartete im Flur, dessen Dielen im Farbglanz des Buntglasfensters über der Tür schimmerten. Tessa verschwand in der Küche, und Andrew erhaschte einen Blick auf Fats in seinem schwarzen Anzug. Er saß zusammengesackt wie eine zermalmte Spinne auf einem Küchenstuhl, einen Arm über dem Kopf, als wehrte er sich gegen Schläge.
    Andrew wandte ihm den Rücken zu. Die beiden Jungen hatten nicht mehr miteinander gesprochen, seit er Tessa zum Pingelloch gebracht hatte. Fats war vierzehn Tage lang nicht in der Schule gewesen. Andrew hatte ihm zwei SMS geschickt, aber Fats hatte nicht reagiert. Seine Facebookseite blieb blockiert wie an dem Tag, an dem Howard Mollison seine Party feierte.
    Eine Woche zuvor hatte Tessa ohne Vorwarnung bei den Prices angerufen, um ihnen mitzuteilen, Fats habe zugegeben, dass er die Nachrichten unter dem Namen Der Geist von Barry Fairbrother gepostet hatte, und sich in aller Form bei ihnen für die Folgen entschuldigt, die sie zu erleiden hatten.
    Â»Woher wusste er denn, dass ich einen Computer hatte?«, war Simon brüllend auf Andrew losgegangen. »Woher wusste der verdammte Fats Wall denn, dass ich in der Druckerei nach Feierabend noch Geschäfte gemacht habe?«
    Andrews einziger Trost war, hätte sein Vater die ganze Wahrheit gekannt, wäre er vielleicht über Ruths Einwände hinweggegangen und hätte so lange auf ihn eingedroschen, bis Andrew ohnmächtig umgefallen wäre.
    Warum Fats beschlossen hatte, so zu tun, als wäre er der Absender aller Nachrichten auf der Website, wusste Andrew nicht. Vielleicht war Fats’ Ego am Werk, seine feste Absicht, das Genie zu sein, der Zerstörerischste und Schlechteste von ihnen allen. Womöglich hatte er
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