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Ein Pirat zum Verlieben

Ein Pirat zum Verlieben

Titel: Ein Pirat zum Verlieben
Autoren: Amy J. Fetzer
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seine Wange. Es färbte sich sofort rot.
    Mit klappernden Absätzen ging er davon, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
    Tess, die völlig außer Atem war, rutschte auf den Fußboden. Es gab also ein Signal, ja?
    Ein Paar polierter Schuhe schob sich in ihr Blickfeld. Als sie den Blick hob, sah sie den Butler, der ihr hilfreich seine Hand bot.

31
    Weißer Stuck, schimmernd wie gebleichtes Gebein, tauchte in der Dunkelheit auf. Die von Kerzenlicht erhellten Fenster beschworen das Bild von Feuer in einem ausgehöhlten Schädel herauf. Üppige Blumenbeete drapierten sich wie ein zerrissener Bauernrock um das Haus und zogen eine blutrote Bahn um die hohen Mauern, deren schwarze Eisenspitzen an Luzifers Dreizack erinnerten.
    Das laute Rasseln von schweren Eisenketten vibrierte durch die Nacht. Holz knarrte und Scharniere quietschten, als sich die Zugbrücke langsam senkte und einen sicheren Weg über den Wassergraben bot. Das rhythmische Plätschern der Wellen, die hinter dem Anwesen an den Strand schlugen, übertönte den Befehl, einzutreten.
    Dane lag ein paar Schritte entfernt flach auf dem Boden, von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, das Gesicht mit Ruß beschmiert. Er verschmolz mit der Dunkelheit wie ein lauernder Panter; nur seine grünen Augen glitzerten gefährlich.
    Nigel Whittingham warf seine Fackel in den Graben. Sie verlosch mit einem leisen Zischeln, während er langsam und mit schweren Schritten über die Brücke schlurfte. Dane schob sich hastig über die feuchte Erde, indem er sich mit den Ellbogen in Richtung Graben stieß. Der Qualm der gelöschten Fackel wehte ihm entgegen, als er den Rand des Wassergrabens erreichte. Er glitt die Böschung hinunter, packte mit beiden Händen die rohen Holzplanken der Zugbrücke und ließ die Beine in der Luft baumeln. Dane kam Stück für Stück voran, indem er sich mit den Händen an der Brücke weiterhangelte, beinahe zeitgleich mit Whittinghams Schritten. Beinahe. Sowie der Fuß des Engländers den Weg betrat, der zum Haus führte, wurde die Brücke ruckartig hochgefahren. Dane hielt sich krampfhaft fest, aber die Brücke hob sich schnell. Der Länge nach über dem Wasser schwebend, tastete er nach einer Eisenspitze und erwischte sie im selben Moment, als sich das Holz der Brücke in die steinerne Einfassung fügte. Das morsche Eisen wackelte in seiner Hand, und er tastete nach dem nächsten Dorn, wobei er gleichzeitig ein Bein hin und her schwingen ließ, um irgendetwas zu finden, worauf er sich abstützen konnte. Seine Stiefelspitzen bohrten sich in den alten Mörtel, und kleine Stücke kullerten mit einem leisen Platschen ins Wasser. Dane sicherte seinen Halt und schob sich quälend langsam aus dem Lichtkreis der Fackeln, Zoll für Zoll. Geduld, sagte er sich, froh, dass die nächtlichen Geräusche der Natur das Scharren seiner Stiefel dämpften.
    Als er fand, dass er weit genug vom Eingang entfernt war, hievte er sich hoch, bis er über den Band der Mauer schauen konnte. Whittingham ging an einem sprudelnden Springbrunnen in der Mitte des Hofs vorbei und verschwand dann aus dem Blickfeld, um, wie Dane wusste, ins Haus zu gehen. Nicht weit von seinem Versteck gingen drei Wachtposten langsam auf und ab, und er zählte mindestens zehn weitere, die in den Gartenanlagen patrouillierten. Dane beobachtete sie. Der Ablauf blieb stets gleich, und die Männer waren gelangweilt und nachlässig. Das Trio in seiner Nähe rauchte Pfeifen, wobei jeweils einer von ihnen Wache hielt. Nicht, um die Mauer zu beobachten, stellte Dane fest, sondern um zu sehen, ob sich im Haus etwas tat.
    * **
    Phillip, der ein Tuch an sein Gesicht presste, gönnte dem Mann kaum einen Blick, als er in die Bibliothek kam. Whittingham stürzte zu ihm, blieb aber wie angewurzelt stehen, als er das blutige Handtuch sah.
    »Um Gottes willen, Mann, was ist passiert?«
    Phillip ließ sich in einen Ledersessel fallen. »Gibt mir das gewisse Etwas, finden Sie nicht?« Er wandte den Kopf, damit Nigel die Wunde betrachten konnte.
    Der Engländer, der blass um die Nase geworden war, verzog das Gesicht. »Lieber Himmel, Mann, lassen Sie sich das nähen. Verdammt hässlich, diese Wunde.«
    Phillip hielt sich wieder das Tuch ans Gesicht. »Wie hoch ist der Schaden?«
    »Alles beim Teufel.«
    Eine weitere Schuld, die du zu begleichen hast, Dane, dachte Phillip und seufzte müde.
    »Aber deshalb bin ich nicht hier.« Phillip blickte auf und wartete, dass der Mann seine Neuigkeit loswurde. »Captain Blackwell will
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