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Ein Paradies der Sinne

Ein Paradies der Sinne

Titel: Ein Paradies der Sinne
Autoren: Linda Lael Miller
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unterbrechen, und sprang auf. So weit zu ihrer Abrechnung. Dank Harrys Hilfe würde sie jetzt nicht mehr in der Lage sein, zwei von sieben abzuziehen.
    Unruhig lief sie vor dem Kamin auf und ab und fragte sich, wo ihre unerwünschte Energie auf einmal herkam. Zwei Jahre lang hatte sie sich lediglich darauf konzentriert, den Tag irgendwie zu überstehen, doch jetzt hatte sie plötzlich das Gefühl, das riesige Kolonialhaus, in dem sie lebte, renovieren zu können, ohne dabei auch nur ins Schwitzen zu kommen.
    Amy lief erneut zum Telefon hinüber und wählte Debbies Zweitnummer in der Beratungsstelle. „Ich drehe noch durch“, rief sie in dem Moment, in dem ihre Freundin den Hörer abnahm.
    Debbie lachte. „Amy, nehme ich an. Was ist denn jetzt schon wieder geschehen? Hattest du Besuch vom Weihnachtsmann persönlich?“
    Amy stöhnte. „Die Sache ist ernst, Debbie. Harry Griffith hat mich gerade angerufen und gefragt, ob ich ihn morgen nach Vashon Island begleiten möchte. Und ich habe zugesagt.“
    „Das ist ja fürchterlich!“, neckte Debbie. „Kaum zu glauben! Nach nur zwei Jahren Trauer erwachst du tatsächlich zu neuem Leben. Schnell, lauf zum nächsten Schrank und versteck dich darin, bis der Anfall vorbei ist!“
    Amy verdrehte die Augen und klopfte nervös mit den Fingern auf die Schreibtischplatte. „Würdest du jetzt bitte aufhören, dich über mich lustig zu machen! Die ganze Sache ist höchst beunruhigend.“
    Debbies Stimme wurde ernst und sachlich. Jetzt war sie wieder ganz der Lebensberater. „Ich erkenne einen Verrückten, wenn ich ihn sehe, Amy, und glaube mir, mit dir ist alles in bester Ordnung. Du musst nur aufhören, alles analysieren zu wollen. Nimm die Dinge so, wie sie kommen.“
    Langsam atmete Amy aus. Sie wusste, dass ihre Freundin recht hatte, was jedoch nicht hieß, dass sie nach dieser Erkenntnis auch würde leben können. „Übrigens, nochmals vielen Dank dafür, dass du mir Max geschickt hast. Meine Ehre ist gerettet.“
    Debbie kicherte. „Dann war die Idee vielleicht doch nicht so gut. Bis später.“
    Amy verabschiedete sich, ging in die Küche und schaltete die Geschirrspülmaschine ein. Sekunden später kam eine Wasserlache unter dem Gerät zum Vorschein, die sich schnell ausbreitete. „Na großartig!“, schimpfte Amy.
    Während der Tag dahinschlich, entdeckte Amy, dass ihre Methoden, sich selbst zu beschäftigen, auch nicht besser funktionierten als der Geschirrspüler. Ihr fehlte jeglicher Antrieb, sich bei neuen Kunden vorzustellen, bei Interessenten nachzuhaken oder ihre Kartei zu vervollständigen.
    Am Nachmittag kam ein Installateur, um den Schaden, den Max unfreiwillig angerichtet hatte, wieder zu beheben. Anschließend setzte Amy sich vor den Fernseher, ohne jedoch richtig zuzusehen. Mit Erleichterung stellte sie schließlich fest, dass es Zeit war, die Kinder vom Daycamp abzuholen.
    Die Nachricht von Harrys Einladung, den Tag mit ihm auf der Insel zu verbringen, entlockte Oliver einen Freudenschrei und Ashley ein glückliches Lächeln. Nach diesen Reaktionen hätte Amy es ohnehin nicht mehr fertiggebracht, die beiden zu enttäuschen.
    Kaum stieg die Sonne über die Gipfel der Berge, die Amy von ihrem Fenster aus sehen konnte, kam Oliver zu ihr ins Zimmer, krabbelte auf ihr Bett und sprang übermütig darauf herum. „Aufstehen, Mom! Du hast nur noch vier Stunden Zeit, um dich hübsch zu machen, bevor Harry uns abholt.“
    Amy stöhnte auf und zog die Decke über den Kopf. „Oliver, es gibt Kinder, die aus nichtigeren Gründen enterbt werden.“
    Oliver arbeitete sich auf den Knien hüpfend zu ihrem Kopfkissen vor und zog ihr die Decke vom Kopf. „Das ist deine Chance, Mom“, versuchte er sie zu überzeugen. „Verdirb sie dir nicht.“
    Amy seufzte tief, während sie sich mit der Hand durch das zerzauste Haar strich. „Glaub mir, Oliver, wenn ich dir auch hoffnungslos erscheine, noch habe ich den Höhepunkt der Verzweiflung nicht erreicht.“
    Kaum hatte sie fertig gesprochen, erinnerte sie sich an das, was Tyler gesagt hatte: Du bist nicht glücklich . Nun, er hatte recht.
    Um neun war Amy abreisebereit. Sie trug Jeans und einen marineblauen Pullover mit rot-weiß-gelb gemusterten Schifffahrtsemblemen, ein leichtes Make-up und hatte ihr Haar mit einem dünnen weißen Tuch im Nacken zusammengebunden.
    „Wie gefalle ich dir?“, flüsterte sie Oliver zu, als es klingelte.
    Er sprang sofort auf die Tür zu, aber Ashley begutachtete ihre Mutter mit ernster
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