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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit
Autoren: Val McDermid
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ruinieren, wären wir zur Polizei gegangen, sobald Catherine Janis Wainwrights Sterbeurkunde entdeckte.«
    Langsam und unsicher wie ein Tier, das Gefahr wittert, ging sie zum Tisch hinüber und setzte sich ans andere Ende gegenüber von Catherine. »Wieso kümmern Sie sich um all das?« fragte sie.
    »George Bennett liegt aufgrund dessen, was er hier im Haus gesehen hat, in Derby im Krankenhaus. Ich bin sicher, Helen hat Sie angerufen und es erzählt«, sagte Catherine.
    Sie nickte. »Ja. Und es tut mir leid, ich habe George Bennett immer nur Gutes gewünscht.«
    »Sie hätten ihn niemals hierherkommen lassen dürfen, wenn Sie ihm Gutes wünschen«, sagte Tommy und konnte seinen Ärger und Schmerz nicht ganz verbergen. »Sie müssen doch gewußt haben, daß er Sie wiedererkennen würde.«
    Sie seufzte. »Was konnte ich sonst tun? Wie konnte ich Helen erklären, daß ich ihre zukünftigen Verwandten nicht kennenlernen wollte? Es war besser, es hinter uns zu bringen, als wenn er mich bei der Hochzeit getroffen hätte. Aber Sie haben meine Frage immer noch nicht beantwortet. Wieso kümmert Sie das?«
    Catherine beugte sich vor. Ihre Stimme war so eindringlich wie ihr Gesichtsausdruck. »Ich habe sechs Monate meines Lebens mit George Bennett zusammen daran gearbeitet, eine Geschichte zu erzählen. Jetzt finde ich heraus, daß wir beide einer Lüge aufgesessen sind. George Bennett hat einen schrecklichen Preis dafür gezahlt, das herauszufinden. Und ich werde nicht dabei mitmachen, die Lüge weiterhin aufrechtzuerhalten.«
    »Welchen Preis auch immer andere Menschen dafür zahlen müßten? Selbst wenn es George Bennett Schande machte? Auch wenn es Paul Bennett und Helen zugrunde richtete?« explodierte nun Alison, und ihre Gefaßtheit zerbrach wie eine Glühbirne auf einem Steinboden. »Und es geht ja nicht nur um sie.« Sie hob blitzschnell die Hand vor den Mund, eine klassische Geste des Erschreckens nach einer Unbesonnenheit, und ihre Augen wurden ganz groß, als sie merkte, daß sie mehr verraten hatte, als sie wußten.
    »Wenn Sie wollen, daß ich mich zurückhalte, müssen Sie mir einen besseren Grund als Sentimentalität geben. Es ist Zeit, zu reden, Alison«, sagte Catherine ungerührt. »Es ist Zeit für die ganze Geschichte.«
    »Warum sollte ich Ihnen irgend etwas sagen? Es könnte eine Falle sein. Jedermann weiß, wie weit Sensationsreporter wie Sie gehen, um eine Story zu bekommen. Wie soll ich wissen, ob Sie überhaupt etwas über mich wissen?« Es war ein letzter, verzweifelter Schachzug, und alle im Raum wußten es.
    Catherine machte ihre Tasche auf und nahm die Ausdrucke der vier Urkunden heraus. »Mit denen hier fangen wir an«, sagte sie und schob sie Alison über den Tisch zu. Alison las sie langsam durch und nutzte die Zeit, um sich wieder in den Griff zu bekommen. Als sie aufschaute, war ihr Gesicht gelassen. Aber Catherine sah, daß sich auf ihrer hellgrünen Bluse Schweißflecken bildeten.
    »Und?« fragte Alison.
    Catherine nahm das computerbearbeitete Foto heraus und schob es Alison zu. »Den Computern der Manchester University zufolge würde Alison so aussehen, wenn sie noch lebte. Haben Sie in letzter Zeit in den Spiegel geguckt?«
    Alisons Lippen öffneten sich leicht und zeigten die zusammengebissenen Zähne, sie sog zischend die Luft ein. Bei dem Blick, den sie Catherine zuwarf, war diese erleichtert, daß sie Tommy dabeihatte.
    »Was wir wissen, ist, daß Sie nicht Janis Wainwright sind. Dank der wunderbaren Errungenschaften der Genetik kann wahrscheinlich bewiesen werden, daß Sie Alison Carter sind. Was sich mit Bestimmtheit beweisen läßt, ist, daß Helen nicht Ihre Schwester, sondern Ihre Tochter ist. Die Tochter, die Sie bekamen, als Sie gerade vierzehn Jahre alt waren, nachdem Sie von Ihrem Stiefvater Philip Hawkin regelmäßig mißbraucht und vergewaltigt wurden. Der Mann, der gehängt wurde, weil er Sie angeblich ermordet hatte. Wenn wir mit dem, was wir haben, zur Polizei gingen, könnten sie die Leichen exhumieren und diese Verwandtschaft feststellen, das ist überhaupt kein Problem.« Catherine sprach knapp und exakt wie bei einem wissenschaftlichen Bericht.
    »Ich fürchte, sie hat recht, Alison«, sagte Tommy. »Aber ich meine das ernst, was ich gesagt habe. Wir sind nicht hierhergekommen, um Sie anzuklagen. Wir müssen um all der Menschen willen, die in diese Sache verwickelt sind, wissen, was passiert ist. Damit wir alle gemeinsam entscheiden können, wie wir am besten damit
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