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Ein nasses Grab

Ein nasses Grab

Titel: Ein nasses Grab
Autoren: Reginald Hill
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Spinx angerufen? Was wollte sie ihm sagen? Und was ist Spinx wirklich zugestoßen? Sie sagten, er sei vielleicht mit dem Kahn herumgeschippert worden. Was denkt denn Balderstone darüber?«
    »Sie kennen mich doch«, sagte Dalziel. »Ich würde niemandem Vorschriften machen, wie er seine Fälle zu klären hat!«
    Diese Chuzpe!, dachte Pascoe. Der würde Gott vorschreiben, wie er den Himmel zu führen hat, wenn man ihn ließe.
    »Und außerdem verstehe ich noch immer nicht, warum Hereward sich schließlich doch entschlossen hat, in das Unternehmen zu investieren«, fuhr er fort.
    »Unter Druck«, sagte Dalziel. »Sie haben ja gehört, was Charley Tillotson gesagt hat. Ich wette, sie wussten alle, was da lief. Es würde mich nicht wundern, wenn der große Bruder Bertie gedroht hätte, Nigel zu verpfeifen, damit der Alte mit der Kohle rausrückt.«
    »Eine glückliche Familie«, sagte Pascoe.
    »O Gott, ihr zwei seid ja so was von schlau und überlegen!«, explodierte Ellie. »Es sind Menschen, manche nett, manche nicht.«
    »Das weiß ich«, sagte Dalziel.
    »Aber Sie lassen sich von dem Unterschied nicht beeindrucken, was?«
    Er antwortete nicht, und sie beendeten die Fahrt schweigend.
    »Bis Montag, Sir«, sagte Pascoe, als sie sich vor dem Haus seiner Schwiegereltern verabschiedeten.
    »Gute Nacht«, sagte Dalziel und fuhr davon.
    »Ellie«, sagte Pascoe. »Warum lässt du deinen Worten nicht auch manchmal Taten folgen?«
    »Soll heißen?«
    »Soll heißen, dass du dich vielleicht bemühen könntest zu verstehen, statt einfach nur zu urteilen.«
    Sie knallte das Gartentor so heftig zu, dass im Schlafzimmer ihrer Eltern ein Licht anging.
    Pascoe lächelte. Es war ein kleines Zeichen von Reue. Mit seinen Gedanken bei Dalziel folgte er ihr langsam zum Haus.
     
    Dalziel hatte schon eine Stunde im Bett gelegen, als das Telefon klingelte. Er hob sofort ab.
    »Ich komme gerade von der Polizei«, sagte Bonnie. »Der Nachtportier im ›Lady Hamilton‹ war anscheinend nicht so froh, dass ich ihn geweckt habe.«
    »Scheiß drauf«, sagte Dalziel.
    »Andy«, sagte sie schließlich, »werden sie’s herausfinden?«
    »Das mit Conrad? Keine Ahnung.«
    »Anchor wird zahlen, habe ich dir das erzählt?«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Andy, warum hast du nichts gesagt?«
    »Weil ich nichts weiß. Nicht mit Bestimmtheit.«
    Und das war die Wahrheit.
    Er wusste nicht mit Bestimmtheit, dass die Proprananol-Tabletten im Badezimmerschrank für Conrads Herzleiden waren, wohingegen er genau wusste, dass dieses Leiden der Anchor-Versicherung gegenüber nicht erwähnt worden war.
    Alles, was Conrad tun musste, um die Lebensversicherung abschließen zu können, die die Finanzierungsgesellschaft zur Sicherung eines kurzfristigen Darlehens verlangte, war, eine Erklärung zu unterschreiben, dass er bei bester Gesundheit sei, und die Adresse seines Hausarztes anzugeben. Die Tabletten stammten aus London, und zweifellos stammte daher auch die Diagnose.
    Und Dalziel wusste auch nicht mit Bestimmtheit, dass Conrad einen Anfall gehabt hatte, während er auf der Leiter im Bankettsaal stand. Noch, dass Nigel ihn gefunden und seine Mutter geholt hatte. Noch, dass Bonnie, in Kenntnis der Tatsache, dass ein langjähriges Herzleiden als Todesursache die Versicherungspolice ungültig machen würde, den noch immer laufenden Bohrer genommen und ihn ihrem Mann an die Brust gehalten hatte. Vielleicht hatte der Bohrer ihn ja tatsächlich erwischt, als er stürzte, vielleicht hatte sie das erst auf die Idee gebracht. Auf jeden Fall wusste Dalziel nichts davon mit Bestimmtheit. Doch
wenn
es stimmte, erklärte das so manches. Es erklärte, warum Bonnie, sobald sie entdeckt hatte, dass er Polizist war, Nigel von ihm fernhalten wollte. Es erklärte, warum Mrs. Greave, die möglicherweise bei einem ihrer Schäferstündchen mit Conrad gesehen hatte, wie er seine Pillen nahm, glaubte, dass ihr Wissen Spinx vielleicht Geld wert sein würde.
    Das alles waren plausible Vermutungen.
    Doch es gab einiges, was Dalziel mit Bestimmtheit wusste. Er hatte den Bericht des Pathologen nach Conrads Autopsie gelesen. Der Arzt hatte keine Veranlassung gehabt, das ramponierte Herz des Toten auf andere als die durch den Bohrer verursachten Schäden zu untersuchen. Hätte man ihn auf ein vermutetes Herzleiden hingewiesen, hätte er möglicherweise Spuren davon gefunden. Aber es hätte keinen Unterschied gemacht.
    Denn Conrad Fielding war zweifelsfrei an der angegebenen Ursache gestorben.
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