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Ein Mord wird angekündigt

Ein Mord wird angekündigt

Titel: Ein Mord wird angekündigt
Autoren: Agatha Christie
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tatsächlich eine gütige Tat von ihr – wie das diese Schwester Ellerton getan hat, von der ich dir erzählte, Bunch. Die arme Bunny, sie würde ja sowi e so nicht mehr lange leben und vielleicht einen qualvollen Tod erleiden müssen. Das Merkwürdige ist, dass sie ihr Möglichstes tat, Bunnys letzten Lebenstag glücklich zu gestalten. Die Geburtstagsfeier und diese wunderbare Torte … «
    »›Köstlicher Tod!‹«, stieß Phillipa schaudernd hervor.
    »Jawohl, so war das … sie bemühte sich, ihrer Freundin einen ›köstlichen Tod‹ zu bereiten … die Feier, die Süßi g keiten, und sie versuchte, die Leute daran zu hindern, Dinge zu sagen, die Dora aufregen konnten. Und dann vertauschte sie die Aspirintabletten. Es sollte so aussehen, als seien die vergifteten Tabletten für Letitia bestimmt gewesen …
    Und so starb Bunny im Schlaf, glücklich, ohne Schme r zen, und Charlotte fühlte sich wieder in Sicherheit.
    Aber ihr fehlte Dora Bunner, sie vermisste ihre Liebe und Treue, sie vermisste es, mit ihr über die alten Zeiten zu sprechen. Sie weinte bitterlich, als ich an jenem Nachmittag mit dem Schreiben von Julian zu ihr kam, und ihr Schmerz war ehrlich. Sie hatte ihre liebste Freu n din umgebracht … «
    »Wie entsetzlich!«, rief Bunch. »Entsetzlich!«
    »Aber es war menschlich«, entgegnete Reverend Ha r mond. »Man vergisst, wie menschlich Mörder sein kö n nen.«
    »Ich weiß«, stimmte Miss Marple zu. »Menschlich, und oft zu bemitleiden, aber sie sind sehr gefährlich, namen t lich eine schwache, gütige Mörderin wie Charlotte Blacklock. Denn wenn ein schwacher Mensch erst einmal in Angst gerät, wird er vor Entsetzen ein Wilder und kennt keine Grenzen mehr.«
    »Übrigens, Tante Jane«, fragte nun Bunch, »was mei n test du mit der Bemerkung auf deiner Liste ›Schweres Leiden tapfer ertragen‹? Das hatte dir Bunny im Café gesagt, aber Letitia hatte doch gar kein Leiden gehabt. Und dann die Bemerkung ›Jod‹, das hat dich wohl auf die Spur des Kropfes gebracht?«
    »Ja, mein Kind. Sie hatte ja erzählt, ihre Schwester sei in der Schweiz an Lungenentzündung gestorben. Und es fiel mir ein, dass die berühmtesten Spezialisten für Kropfop e rationen Schweizer sind. Und da war dieses auffallende flache Perlenhalsband, das sie stets trug, und so kam ich auf den Gedanken, es könnte dazu dienen, eine Narbe zu verbergen.«
    »Jetzt verstehe ich auch, warum sie an dem Abend, an dem die Kette riss, derart aufgeregt war«, sagte Craddock. »Das kam mir ziemlich übertrieben vor.«
    »Und du hast geschrieben ›Lotty‹«, sagte Bunch.
    »Ja, ich erinnerte mich, dass ihre Schwester Charlotte geheißen hatte und dass Dora Bunner, als sie Miss Blacklock ein- oder zweimal mit ›Lotty‹ anredete, jedes Mal furchtbar verlegen war.«
    »Und was bedeutete ›Bern‹?«
    »Rudi Schwarz war Krankenpfleger in einer Klinik in Bern gewesen.«
    Miss Marples Stimme wurde leiser.
    »Als mir das klar geworden war, wusste ich, dass sofort etwas unternommen werden müsste. Aber es war noch kein Beweis vorhanden. Ich dachte mir einen Plan aus und sprach mit Sergeant Fletcher darüber.«
    »Fletcher wird noch etwas von mir zu hören beko m men«, sagte Craddock. »Er hätte sich für Ihre Pläne nicht einspannen lassen dürfen, ohne mir Meldung zu ersta t ten.«
    »Er fühlte sich auch gar nicht wohl in seiner Haut, aber es gelang mir, ihn zu überreden«, erklärte Miss Marple. »Wir gingen nach Little Paddocks, und ich nahm mir Mizzi vor.«
    Julia warf ein:
    »Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie Sie Mizzi übe r reden konnten.«
    »Das war auch nicht einfach«, bestätigte Miss Marple.
    »Sie denkt viel zu viel an sich, und es war sehr gut für sie, auch einmal etwas für ihre Mitmenschen zu tun. Ich schmeichelte ihr und sagte ihr, ich sei sicher, dass sie, wenn sie während des Krieges in ihrem Vaterland gew e sen wäre, bei der Widerstandsbewegung mitgearbeitet hätte. Und sie sagte: ›Aber natürlich!‹ Dann sagte ich ihr, sie sei für solch eine Aufgabe ideal geeignet, denn sie sei so tapfer und habe keine Angst vor Gefahren und so weiter. Ich erzählte ihr von Heldentaten, die Mädchen in der Widerstandsbewegung vollbracht hätten; einige dieser Geschichten stimmten, andere habe ich, das muss ich zu meiner Schande gestehen, erfunden. Sie regte sich furch t bar auf.«
    »Großartig!«, rief Patrick.
    »Und dann brachte ich sie so weit, dass sie zustimmte, die Rolle zu spielen. Ich paukte ihr jedes Wort ein
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