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Ein Mord wird angekündigt

Ein Mord wird angekündigt

Titel: Ein Mord wird angekündigt
Autoren: Agatha Christie
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überrascht und erschrocken umdreht, hält sie den Revolver dicht an seinen Körper und schießt auf ihn. Sie lässt den Revolver neben ihm zu Boden gleiten, eilt durch die zweite Wohnzimmertür z u rück an den Platz, an dem sie gestanden hatte, als das Licht ausging, und fügt sich eine kleine Wunde am Oh r läppchen zu – ich weiß nicht genau, wie sie das tat … «
    »Mit einer Nagelschere, nehme ich an«, erklärte Miss Marple. »Die kleinste Wunde am Ohrläppchen verursacht einen starken Blutverlust. Da nun tatsächlich Blut auf ihre weiße Bluse tropfte, war es ohne Weiteres glaubhaft, dass jemand auf sie geschossen und sie beinahe getötet hätte.«
    »Es hätte eigentlich alles so verlaufen müssen, wie sie plante«, fuhr Craddock fort. »Man hätte Selbstmord oder einen Unglücksfall annehmen können, und die Sache wäre erledigt gewesen. Doch ich fühlte, dass irgendetwas nicht stimmte, ich wusste aber nicht was, bis mich Miss Marple auf die richtige Spur brachte.
    Und dann widerfuhr Miss Blacklock wirkliches Pech. Ich entdeckte zufällig, dass die zweite Wohnzimmertür frisch geölt worden war. Bis dahin hatten wir, obwohl wir etwas vermuteten, keinerlei Beweise, aber diese Tatsache war ein Beweis.
    So ging die Jagd von Neuem los, doch nun unter and e ren Voraussetzungen: Wir suchten jetzt Menschen, die Interesse daran haben konnten, Letitia Blacklock zu e r morden.«
    »Und es gab jemanden in ihrer unmittelbaren Umg e bung, und sie wusste es«, sagte Miss Marple. »Ich glaube, sie hat Phillipa sofort erkannt. Sonja Goedler gehörte zu den wenigen Menschen, die Charlotte vorgelassen hatte. Phillipa sieht ihrer Mutter sehr ähnlich. Ich glaube auch, dass Charlotte sich merkwürdigerweise freute, als sie Phi l lipa erkannte. Sie gewann Phillipa lieb, und unbewusst wird es auch dazu beigetragen haben, etwaige Gewissen s bisse zu unterdrücken. Sie sagte sich, dass sie, wenn sie das Geld erbte, für Phillipa sorgen würde. Sie wollte sie wie eine Tochter behandeln, Phillipa und Harry sollten bei ihr leben. Sie war sehr glücklich bei dem Gedanken und fühlte sich als Wohltäterin.
    Aber als der Inspektor Fragen stellte und schließlich die Existenz von ›Pip und Emma‹ ausfindig machte, wurde Charlotte höchst unruhig. Sie wollte Phillipa nicht zum Sündenbock machen, ihr Plan war ja gewesen, dass der Überfall angeblich von einem jungen Verbrecher ausg e heckt worden sei, der dabei den Tod gefunden habe. Aber jetzt hatte sich alles geändert. Soviel sie wusste, gab es außer Phillipa keinen Menschen, der ein Interesse h a ben könnte, sie zu ermorden – sie hatte nämlich keine Ahnung, wer Julia wirklich war. So tat sie ihr Möglichstes, Phillipa zu schützen.«
    »Und wenn ich denke, dass ich Mrs Swettenham im Verdacht hatte, Sonja Goedler zu sein!«, stieß Craddock ärgerlich hervor.
    »Meine arme Mama«, murmelte Edmund. »Eine Frau mit einem tadellosen Lebenswandel – wenigstens nehme ich das an.«
    »Aber Dora Bunner stellte nach wie vor die eigentliche Gefahr dar«, führ Miss Marple fort. »Von Tag zu Tag wurde Dora vergesslicher und geschwätziger. Ich erinnere mich noch, wie Miss Blacklock sie angeschaut hatte, als ich zum Tee in Little Paddocks war. Und warum? Dora hatte sie wieder mit ›Lotty‹ angesprochen. Uns kam es nur als ein kleines Versehen vor, aber Charlotte hatte es e r schreckt. Und so ging es nun weiter, denn die arme Dora konnte nicht anders, sie musste schwatzen.
    An dem Morgen, als ich mit ihr im ›Blauen Vogel‹ Ka f fee trank, hatte ich den merkwürdigen Eindruck, als rede sie von zwei Menschen, nicht nur von einem – und ta t sächlich war das ja auch der Fall. Einmal bezeichnete sie ihre Freundin als nicht hübsch, aber so charaktervoll, und fast im selben Atemzug schilderte sie sie als ein hübsches, sorgloses Mädchen. Und dann sagte sie, Lotty sei so tüc h tig und erfolgreich, und erzählte gleich danach, was für ein trauriges Dasein sie geführt habe, und spricht von einem schweren Leiden, das sie tapfer ertrug, was doch überhaupt nicht zu Letitias Leben passte. Ich glaube, Charlotte hat einen Teil dieser Unterhaltung mit ang e hört. Jedenfalls hatte sie gehört, dass Dora erwähnte, die Lampe sei ausgewechselt worden. Und da wurde ihr en d gültig klar, was für eine große Gefahr die arme treue D o ra für sie darstellte.
    Sie liebte Dora, sie wollte Dora nicht umbringen, aber sie sah keinen anderen Ausweg. Und ich glaube, dass sie sich einredete, es sei
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