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Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Titel: Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)
Autoren: Ann Granger
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warum nicht?«, fragte ich.
    Ein weiterer Schwall von warmem Bieratem und Parfum, so stark, dass es mich in der Nase juckte. Sie hatte ihre Lippen dicht an mein Ohr gebracht.
    »Weil es schon tot ist, verstehen Sie? Es war das Phantom. Das Phantom aus der Themse. Es kriecht in nebligen Nächten ans Ufer und streift durch die Straßen. Es ist in sein Leichentuch gehüllt und versteckt sich in Türen und Gassen. Man hört und sieht es niemals, doch plötzlich spürt man die Berührung seiner Hand und seinen Geruch. Es riecht wie das Grab, nach toten Dingen und nach Blut. Das hat mich so erschreckt vorhin. Seine kalten Hände kamen aus dem Nebel und packten mich an der Kehle. Zum Glück konnte ich mich losreißen.«
    »Wie das?«, fragte ich zweifelnd. Ich war daran gewöhnt, dass die Mädchen alle möglichen Geschichten erzählten, wenn sie verhaftet wurden, doch diese hier war mir neu.
    Mit plötzlich nüchterner, sachlicher Stimme fuhr sie fort: »Ich habe ihm meine Finger in die Nasenlöcher gestoßen.«
    Ah, richtig. Ein Mädchen, das seine Dienste auf der Straße anbot, musste diese Tricks beherrschen. Trotzdem hatte sie mir mein nächstes Argument geliefert.
    »Daisy«, sagte ich leise. »Es ist kein Flussphantom oder was auch immer – nicht, wenn es Schmerz verspürt. Wer auch immer Sie gepackt hat, es war kein Geist. Es war ein Mensch aus Fleisch und Blut.«
    »Und warum kommt es immer nur dann, wenn Nebel herrscht?«, wollte sie wissen.
    »Weil er sich im Nebel verstecken kann«, erwiderte ich schlicht. »Und weil er nicht gesehen werden will. Das tun die meisten Kriminellen und andere Leute mit üblen Absichten.«
    »Aber sie laufen nicht in Leichentüchern herum«, konterte Daisy.
    Ich war entschlossen, ihr dieses überspannte Bild von ihrem Angreifer auszureden. »Sie haben ihn also gesehen ? In seinem Leichentuch?«, fragte ich.
    Das ließ sie für eine Sekunde zögern, bevor sie genauso bestimmt wie schon zuvor antwortete: »Nein, habe ich nicht. Aber andere. Andere haben es gesehen. Eine Freundin von mir hat es sogar ganz deutlich gesehen. Sie wartete auf Kundschaft, doch die Nacht lief schlecht, und sie hatte niemanden gefunden und Angst, ohne Geld nach Hause zu gehen.«
    Das klang schon näher an der Wahrheit. Ich wusste, dass es so gut wie immer irgendeinen Mistkerl gab, der den Mädchen das Geld abnahm. Dieser »Freund« war in der Regel auch schnell mit den Fäusten dabei, wenn »sein« Mädchen am Ende der Nacht ohne Geld nach Hause kam. Ich fragte mich, ob Daisy auch so einen widerwärtigen Beschützer hatte oder ob es ihr gelungen war, ohne fremde Hilfe zu überleben.
    »Sprechen Sie weiter«, forderte ich sie auf.
    »Na ja, sie hörte Schritte und dachte, hey, vielleicht ist es ein Kunde! Also vertrat sie ihm den Weg. Dann teilte sich der Nebel, wie er das manchmal so tut, und der Kerl stand direkt vor ihr. Sie hat mir alles genau erzählt, das Leichentuch, einfach alles. Ganz weiß war es, und es hüllt ihn von oben bis unten ein. Auch das Gesicht, nur die Augen nicht. Aber er hat überhaupt keine Augen. Nur große schwarze Augenhöhlen, wo normalerweise Augen sein müssten. So, jetzt wissen Sie’s!«, schloss sie triumphierend.
    Ich glaubte nicht an verhüllte Phantome, bei keinem Wetter. Doch hier war ein Rätsel zu lösen, und ich wollte ihm auf den Grund gehen, vorzugsweise in einer mehr komfortablen Umgebung. Ich begann zu frösteln auf der eisigen Brücke, und meine Begleiterin in ihrem dünnen Kleidchen musste halb erfroren sein.
    »Gehen wir zurück über die Brücke und suchen uns ein Kaffeehaus«, schlug ich daher vor. »Sie können etwas Heißes zu trinken vertragen und mir bei einem Kaffee alles über dieses Phantom erzählen.«
    Sie wand sich in meinem Griff. Sie hatte ihre Meinung geändert, was das Mitkommen anging, das war nicht zu übersehen. Vielleicht glaubte sie, ihren Verfolger abgeschüttelt zu haben. Oder dass meine Anwesenheit ihn vertrieben hätte.
    »Ich gehe nirgendwohin mit einem Polizisten!«, keifte sie böse. »Nicht einmal mit einem Inspector. Sie wollen mich gar nicht in ein Kaffeehaus bringen. Ich lande ja doch nur auf dem Revier, und morgen früh stehe ich dann vor dem Friedensrichter!«
    »Ich verhafte Sie doch gar nicht, Daisy«, versuchte ich sie zu beschwichtigen. »Ich will Ihnen helfen . Hören Sie mich an. Hat dieses sogenannte Flussphantom Sie schon einmal angegriffen? Und wann ist es zum ersten Mal aufgetaucht?«
    »Vor vielleicht sechs Monaten«,
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