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Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Titel: Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)
Autoren: Ann Granger
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verziert war. Inzwischen war ich ziemlich sicher, dass ich eine von jenen Frauen am Arm gepackt hatte, die im Allgemeinen ihre Dienste auf der Straße anbieten. Ich konnte mich täuschen. Schon möglich, dass sie eine respektable Person war. Doch das blumige Parfum, das der Jahreszeit nicht angemessene dünne Kleid und der frivole Kopfschmuck, ganz zu schweigen von der Geschwindigkeit, mit der sie meine Aussage durch Abklopfen meiner Kleidung auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft hatte, legten etwas anderes nahe.
    »Ich bin in Zivil«, sagte ich.
    »Ach, tatsächlich?« Jetzt wurde sie sarkastisch. »Das ist mal was Neues. Die Kerle erzählen mir alle möglichen Geschichten, aber ein Bulle in Zivil ist mir bisher noch nicht untergekommen.«
    »Mein Name ist Inspector Benjamin Ross«, sagte ich bestimmt. »Und Sie laufen vor jemandem davon.«
    »Tue ich nicht!«, widersprach sie aufgebracht. »Lassen Sie mich los!«
    »Bestimmt nicht«, sagte ich. »Vielleicht haben Sie jemandem die Geldböse gestohlen oder seine Uhr und Kette und laufen vor dem Gesetz davon.«
    Diesmal holte sie mit der freien Hand aus und versetzte mir mit der geballten Faust einen kräftigen Hieb mitten auf die Brust. »Ich bin keine Diebin! Ich bin ein ehrliches Mädchen!«
    »Sie sind ein Freudenmädchen«, entgegnete ich. Ich hätte sie auch als »gewöhnliche Straßendirne« bezeichnen können, doch vermutlich hätte mir das eine ganze Serie von Faustschlägen eingebracht. »Und Sie haben soeben einen Gesetzesbeamten geschlagen. Allein dafür kann ich Sie bereits unter Arrest stellen.«
    Sie hatte während unserer Unterhaltung unablässig versucht, sich aus meinem Griff zu befreien, doch nun entspannte sie sich, was mir angesichts meiner Drohung als eigenartig erschien. Sie schwieg sekundenlang. Vielleicht dachte sie über meine Worte nach, doch ich spürte, dass es etwas anderes war. Sie lauschte. Auf einen Verfolger?
    »Also schön«, sagte sie unvermittelt. »Stellen Sie mich unter Arrest.«
    »Sie möchten, dass ich Sie unter Arrest stelle?« Ich versuchte mir meine Überraschung nicht anmerken zu lassen.
    »Sicher. Nur zu! Stellen Sie mich unter Arrest!« Sie beugte sich vor, während sie sprach, und in den Geruch des billigen Parfums mischte sich der Geruch von Alkohol. Sie hatte eine Fahne.
    »Ah«, sagte ich. »Sie nehmen offensichtlich an, in meinem Gewahrsam sicherer zu sein als in Freiheit. Sie fürchten eine Begegnung mit ihm .«
    »Ihm?«, fragte sie erschrocken.
    »Dem Mann, vor dem Sie davonlaufen. Wer ist er?«
    Ich zögerte, sie zu verhaften. Sie klang sehr jung. Das war nicht anders zu erwarten. Die Mädchen auf den Straßen sind meistens jung, manche erschreckend jung, noch Kinder. Doch ich hatte sie nicht dabei ertappt, wie sie sich angeboten hatte. Ich hatte eine verängstigte junge Frau auf der Flucht angehalten. Sie nun zu einer Polizeiwache zu schleifen erschien mir nicht verhältnismäßig.
    »Wie heißen Sie?«, fragte ich.
    »Was interessiert Sie das?«, entgegnete sie mürrisch.
    »Eine ganze Menge. Hören Sie, ich habe Ihnen auch meinen Namen genannt. Nun sprechen Sie schon. Es ist nur fair.«
    »Daisy«, sagte sie nach kurzem Zögern.
    »Und mit Nachnamen?«
    Ein weiteres Zögern. »Smith.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte ich.
    »Glauben Sie, was Sie wollen. Wenn ich sage, ich heiße Daisy Smith, dann beweisen Sie mir doch, dass es nicht stimmt.«
    »Schön, Daisy Smith«, sagte ich. »Dann verraten Sie mir doch, was Sie so in Angst versetzt hat.«
    »Sie haben mir Angst gemacht!«, erwiderte sie schlagfertig. »Ein Mädchen einfach so am Arm zu packen und festzuhalten! Sie haben mir vielleicht einen Schrecken eingejagt!«
    »Das mag sein, aber ich wage zu behaupten, dass jemand anders Ihnen bereits einen größeren eingejagt hat.«
    Weiteres Schweigen folgte. Dann wehte das traurig klagende Echo eines Nebelhorns über den Fluss. Unter unseren Füßen knirschte Holz an Stein, und eine Männerstimme rief eine Warnung. Irgendjemand war tollkühn – oder dumm – genug, um bei diesem Wetter auf dem Fluss zu fahren.
    » Es steckt dahinter«, sagte sie plötzlich und so leise, dass ich es beinahe überhört hätte.
    »Sagen Sie mir, wer, Daisy. Wer ist ›es‹? Ich kann Sie vor ihm beschützen«, antwortete ich genauso leise.
    Sie stieß ein eigenartig gezwungenes leises Lachen aus. »Das kann niemand. Es ist nicht zu fassen, Inspector Benjamin Ross. Niemand kann es fassen, nicht ich und nicht Sie.«
    »Und
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