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Ein Mord am Ende der Welt. Kriminalroman. (German Edition)

Ein Mord am Ende der Welt. Kriminalroman. (German Edition)

Titel: Ein Mord am Ende der Welt. Kriminalroman. (German Edition)
Autoren: Christian Knieps
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durch das Leben schlagen zu können.
    Dennoch und trotz dieser Unterschiede schloss ich auf dem Weg zurück zum Hotel für diesen Urlaub Freundschaft mit Elle, die von mir nicht verlangte, dass ich ihre Lyrik mochte, ebenso wenig wie ich von ihr verlangte, meine Sachen alle zu mögen. Wir beide wussten, dass diese Urlaubsfreundschaft nie zu mehr werden konnte – und nachher, nach allem, was noch passieren würde, konnten wir einfach keine Freundinnen mehr sein…
     
    Kurz bevor es wieder zum Hotel hinan ging, schloss meine Mutter, die sich den gesamten Weg am Strand ein Stück hinter uns gehalten hatte, langsam auf, kam immer näher und hakte sich bei uns unter.
    „Hoffen wir mal, dass die Hotelangestellten zurückgekommen sind, denn mich dürstet es nach einem starken Tee!“ sagte sie und ging mit forschem Schritt voran. Als wir soweit angestiegen waren, dass wir über die Felskante Richtung Hotel schauen konnten, fanden wir den Platz vor dem Hotel leer – weder mein Vater noch Patrick oder Pete waren zu sehen, was uns die Hoffnung gab, dass der Hotelbesitzer nun wirklich zurückgekommen war.
    So war es auch, und als wir drei Frauen uns dem Hotel näherten, nahm ich das Hotel zum ersten Mal so richtig in Augenschein. Von außen sah es nicht sehr einladend aus, doch als wir eintraten, stellten wir fest, dass es in seinem Innern einen vollkommen anderen Eindruck machte. Es war, als würde man in eine andere Welt eintreten.
    Schnell entdeckten wir Vater und Patrick, während von Pete keine Spur zu sehen war, doch das schien mir in diesem Moment eher ein Segen als ein Verlust zu sein. Mein Vater kam auf uns zu, nahm mich in den Arm und ging zusammen mit meiner Mutter auf einen Herrn zu, der so gekleidet war, als würde ihm das Hotel gehören. Wir wurden einander vorgestellt und mein Vater erklärte meiner Mutter und mir, warum die Eingangshalle des Hotels so eigenartig eingerichtet war. Überall glänzte es golden und der ganze Eingangsbereich roch nach den seltsamsten und fernsten Gerüchen, die ich bis dato in meinem Leben gerochen hatte.
    „Das ist Mr. Oliver Francis Howell“, stellte uns mein Vater den Mann vor, mit dem er bis eben gesprochen hatte. „Er war in seinem früheren Leben ein englischer Offizier und kämpfte jahrelang in Indien gegen Aufständische, während er versuchte, den guten Willen unseres Königs George unter den Einheimischen zu verbreiten.“
    „Ich habe ihm bereits erzählt, Eleonore“, fuhr Patrick fort und betonte das Eleonore so ungewöhnlich, dass es mir als besonders gekünstelt auffiel, „dass dein Urgroßvater fast im Alleingang mit seinen Soldaten Delhi zurückerobert hat.“
    Ich sah rüber zu Elle und merkte, dass sie versuchte, Patrick ein dankbares Lächeln zu schenken – und dennoch blitzte in ihren Augen etwas auf, was ich im ersten Moment nicht deuten konnte. Erst im Nachhinein vermochte ich es mir als  Unverständnis zu erklären, dass Patrick etwas über Elles Urgroßvater berichtete, ohne dass sie dabei war.
    „Wie dem auch sei“, fuhr mein Vater fort, „Mr. Howell wurde in Indien… Entschuldigen Sie, Mr. Howell, darf ich Ihre Geschichte, soweit Sie mir diese erzählten, weitererzählen, oder wollen Sie selbst?“
    „Nein, bitte, nur zu!“ gab Mr. Howell mit einem aufreizenden Lächeln in die Runde zurück.
    „Also, Mr. Howell“, nahm mein Vater den Erzählfaden wieder auf, „war also in Indien, als er an einem heißen Tag – er sagte, es wäre der heißeste Tag seines ganzen Lebens gewesen – im Dschungel einen Moment nicht aufpasste und von einer riesigen Schlange ins Bein gebissen wurde. Da er zu dieser Zeit noch einen ordentlichen Bauch mit sich herumschleppte, mühten sich seine drei Begleiter redlich, ehe sie ihn ins nächste Dorf gebracht hatten, wo er von einem kundigen Medizinmann geheilt werden konnte.“
    „Weil es aber so lange dauerte“, setzte Mr. Howell selbst hinzu, „und weil das Gift bereits einen Teil meines Körpers in Beschlag genommen hatte, blieb in meinem Bein ein nicht mehr zu heilender Schaden zurück, der mich heute noch hinken lässt.“
    Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen – ganz, als ob wir sie ihm sonst nicht glauben würden –, trat er von der Rezeptionstheke zur Seite und hinkte ein paar Schritte auf uns zu und wieder zurück.
    „Wenn ich lange gestanden habe, dauert es meist länger, bis ich wieder ordentlich gehen kann“, meinte er zusätzlich.
    „Aber vor allem“, sagte Patrick, der schon die ganze Zeit
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