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Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
Autoren: Amy Bratley
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richtig Fürchterliches gewesen sein, dass du mich einfach so im Stich gelassen hast. Oder du bist wirklich ein mieser Dreckskerl und …«
    Meine Stimme zitterte. Ich stockte kurz, überwältigt von der Wut, die ich verspürte. Ethan sah bestürzt aus, sein Gesicht blass.
    »Wie meinst du das, du weißt nicht, was falsch lief?«, fragte er ruhig.
    Er trat von einem Fuß auf den anderen. Ich holte tief Luft und unterdrückte meine Tränen.
    »Ich weiß es nicht, weil du es mir nie gesagt hast!«, erklärte ich wütend. »Und du hast dir auch nie die Mühe gemacht …«
    Ethan schaute über mich hinweg und biss sich auf die Lippe.
    »Einen Moment«, unterbrach er mich und hob die Hand. »Kann ich kurz zur Toilette? Ich muss mal.«
    Ich riss die Augen auf, und ein eigenartiges ersticktes Lachen brach aus mir heraus.
    »Wie bitte?«, sagte ich. »Du musst mal? Du verabschiedest dich ohne eine Erklärung aus meinem Leben, ich sehe dich nach drei Jahren wieder, und dann beginnst du unser Gespräch mit den Worten, du musst mal! Verflucht, Ethan!«
    »Tut mir leid«, antwortete er. »Ich hätte nicht gefragt, wenn’s nicht wirklich dringend wäre, aber ich platze gleich. Du weißt doch, was für eine schwache Blase ich habe.«
    Ich schnappte verärgert nach Luft.
    »Da«, lautete mein knapper Kommentar. »Da drinnen ist die Toilette. Der Lichtschalter ist links.«
    Ethan lächelte mich dankbar an und ging an mir vorbei ins Bad. Vor der Tür blieb er kurz stehen, drehte sich um und schaute mich verwirrt an. Durch die Glasscheibe oben in der Haustür fiel Sonnenlicht auf ihn, und ein Gefühl von Angst, gepaart mit Aufregung, stieg in mir hoch, so als wenn man gerade den höchsten Punkt einer Achterbahn erreicht hätte, die Beine zittern, das Herz rast vor Vorfreude auf die wilde Fahrt, und das Haar flattert im Wind. Ich muss zugeben, obwohl ich ihn für das, was er getan hatte, hasste, freute ich mich auch, ihn wiederzusehen.
    »Ach ja, bist du eigentlich allein?«, fragte er mit der Hand am Türgriff. »Oder sitzen die anderen Teilnehmer schon drin nen und hören uns?«
    Ich gab ihm mit einem Nicken zu verstehen, dass ich allein war, während er ins Bad ging und die Tür schloss. Ich blieb wie angewurzelt stehen, hörte, wie Ethan die Toilette benutzte, abzog, sich die Hände wusch und räusperte. Ich nahm einen Notizblock vom Telefontisch und fächerte mir Luft ins Gesicht, um mich abzukühlen.
    »Mist«, sagte ich, als ich mich plötzlich an mein Essen erinnerte, das auf dem Herd in der Küche köchelte. »Die Soße wird anbrennen.«
    Ich schoss in die Küche, nahm die Schokolade mit zittrigen Händen von der Herdplatte, drehte die Platte des wild vor sich hin brodelnden Eintopfs herunter, nahm ein Geschirrtuch und öffnete den Ofen, um das Brot zu retten. Ich nahm es mit einem Pfannenheber heraus, warf es auf die Seite und stieß die Backofentür mit meinem Fuß zu. Dann riss ich das Fenster über der Spüle auf und atmete die frische Luft ein, in der Hoffnung, die Röte auf meinen Wangen würde verschwinden.
    »Sag mal«, ertönte es plötzlich von hinten. »Bist du dir sicher, dass ich bleiben soll?«
    Ich drehte mich schnell um und blickte ihn erstaunt an, riss mich zusammen und beschloss, ihn nicht nach fünf Minuten wieder gehen zu lassen, ohne eine Erklärung, wieso er mich damals verlassen hatte. Das hier war meine Chance, Antworten zu erhalten und mich gegen das, was immer er auch anbringen würde, verteidigen zu können. Ich hatte drei Jahre auf diesen Moment gewartet.
    »Du bist also hier hergekommen, um meine Toilette zu benutzen«, erklärte ich und versuchte locker zu klingen. »Und danach wieder das Weite zu suchen. Auf keinen Fall. Du gehst nirgendwohin. Ich will Antworten.«
    Ethan zog eine Packung Drum-Tabak aus der Tasche und drehte sich in gerade mal zehn Sekunden eine Zigarette.
    »Macht’s dir was aus, wenn ich …?«, fragte er und steckte sich die noch nicht angezündete Zigarette in den Mund. Er schaute mich an, nein, er starrte mich in nervöser Heiterkeit an. Ich wusste nicht, wie ich mich hinstellen sollte. Ich sah einigermaßen gut aus – das war wenigstens etwas. Wie, hatte er gedacht, würde ich aussehen? Vor meinem geistigen Auge tauchte ein Bild von mir auf aus der Zeit, als er mich verlassen hatte. Ich lag damals den ganzen Tag im Bett und analysierte alles, was ich in den Wochen zuvor gesagt beziehungsweise getan hatte, ging sämtliche Gespräche durch, um nach Hinweisen für den Grund
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