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Ein Mann zum Heiraten

Ein Mann zum Heiraten

Titel: Ein Mann zum Heiraten
Autoren: Penny Jordan
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würden wie ihr Hochschulabschluss und ihre Sprachkenntnisse.
    Die kleine Reisetasche, die sie am Vorabend gepackt hatte, stand bereits unten im Flur. Poppy nahm ihre Kostümjacke und betrachtete sich abschließend noch einmal kritisch im Schlafzimmerspiegel.
    Obwohl ihre Frisur sie jünger aussehen ließ, wollte Poppy sich das lange Haar nicht abschneiden lassen. Chris hatte ihr einmal gestanden, dass er langes Haar sehr weiblich fand. Seltsamerweise hatte Sally jedoch kurze blonde Locken.
    Poppy fand, dass ein auffälliges Make-up ihr nicht stand, zumal sie ziemlich blass war. Ihre Augen, ihrer Meinung nach das Schönste an ihr, waren groß und mandelförmig, die Wimpern so lang und dicht, dass sie auf Mascara bewusst verzichtete. Ihre Nase war klein und gerade, ihr Mund ihrer Ansicht nach zu sinnlich, sodass sie immer dezente Lippenstifte benutzte, um die vollen Lippen nicht noch zu betonen.
    Schließlich ging sie nach unten, wo sie sich Kaffee und eine Scheibe Toast machte, die sie dann doch nicht aß. Ihr war ziemlich flau im Magen, denn sie war noch nie gern geflogen.
    James und Chris’ Vater, ihr Onkel, der ein begeisterter Amateurpilot gewesen war, war zusammen mit einem Freund bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Poppy erinnerte sich noch gut daran, wie erschüttert Chris über den Tod seines Vaters gewesen war.
    Sie hatten zusammen geweint und ihren Kummer geteilt. James dagegen hatte sich in sich selbst zurückgezogen und auf sie wie ein Fremder gewirkt. Für Poppy hatte es so ausgesehen, als hätte er Chris und ihr nur Verachtung entgegengebracht.
    Gerade als sie den letzten Schluck Kaffee getrunken hatte, hörte sie draußen einen Wagen vorfahren. Sie stellte die Tasse in die Spüle und eilte in den Flur, wo sie in die Kostümjacke schlüpfte und ihre Aktentasche und die Reisetasche nahm. Dann ging sie zur Haustür, um James zu öffnen. Er trug einen leichten blassgrauen Anzug, in dem er noch größer und breitschultriger als sonst wirkte.
    Als er ihr die Reisetasche abnahm, musterte er sie abschätzig. Daraufhin hob Poppy herausfordernd das Kinn, denn sie rechnete damit, dass er gleich eine kritische oder abfällige Bemerkung machte. Dann stellte sie allerdings unbehaglich fest, dass er den Blick auf ihren Brüsten ruhen ließ.
    Derartige Blicke war sie sonst nur von anderen Männern gewohnt. Von James dagegen … Als sie mit elf Jahren zum ersten Mal einen BH getragen und Chris sie deswegen geneckt hatte, hatte James seinen jüngeren Bruder energisch ermahnt.
    Nun beunruhigte es sie zutiefst, dass er sie so sinnlich betrachtete. Schließlich hatte sie jahrelang geglaubt, er hätte gar nicht gemerkt, dass aus ihr eine Frau geworden war.
    Trotzdem widerstand sie der Versuchung, ihre Kostümjacke zuzuknöpfen, und funkelte ihn stattdessen wütend an. Was hätte er wohl gesagt, wenn sie ihn derart anzüglich gemustert hätte?
    “Hast du alles?”, hörte sie ihn fragen. “Das Flugticket, deinen Pass, Geld …”
    “Natürlich”, erwiderte sie und verkniff sich eine scharfe Bemerkung. Das hier war eine Geschäftsreise, und sie wollte Distanz zu James wahren – und sei es nur, um ihm zu beweisen, dass sie kein pubertierender Teenager war, wie er es ihr ständig vorhielt.
    Zusammen gingen sie zu seinem Jaguar. Als James ihr die Beifahrertür aufhielt, nahm Poppy den Geruch der Ledersitze wahr. Chris und ihre Mutter, die die Firma zusammen mit James leiteten und wie er Aktienanteile besaßen, fuhren nicht so teure Wagen. Poppy hätte es ihm am liebsten unter die Nase gerieben, als er hinter dem Steuer Platz nahm und den Motor anließ.
    “Wirklich nett”, meinte sie, während sie mit den Fingerspitzen über das helle Leder strich. “Ein Dienstwagen, schätze ich …”
    “Nein, das ist kein Dienstwagen”, stellte er richtig, während er sich in den Verkehr einfädelte. “Du solltest dich mal über die Steuergesetze informieren, Poppy”, fuhr er scharf fort. “Selbst wenn ich mir aufgrund der Tatsache, dass die Firma sich in Familienbesitz befindet, finanzielle Vorteile verschaffen würde, würde mir das Steuergesetz verbieten, einen teuren Firmenwagen zu fahren.”
    Sie errötete beschämt, als ihr klar wurde, was er damit andeuten wollte. Im Gegensatz zu
ihr
profitierte er nicht davon, dass die Firma sich in Familienbesitz befand.
    Poppy wurde wütend. Würde er sie denn nie aufgrund ihrer Verdienste um die Firma beurteilen? Was würde er denn dazu sagen, wenn sie ihn daran erinnerte,
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