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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben
Autoren: Hans Fallada
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Grund –!«
    »Und dem Jungen macht doch Berlin soviel Spaß! Hier hat er die Autos und die Flugzeuge, auf dem Lande ist er schon immer gewesen.«
    »Lieber Karl«, sagte Hertha entschieden, »wir fahren also bestimmt morgen mittag, wenigstens der Junge und ich. Willst du jetzt unser Leben nach den Wünschen des Jungen einrichten? Das dürfte kaum bekömmlich für ihn sein.«
    »Aber …« fing Karl Siebrecht an.
    »Und außerdem«, fuhr Hertha unbeugsam fort, »wird es ja wohl auch in Göhren drei oder vier erbärmliche Autos für unseren Herrn Pflegesohn geben. Und dann ist da die Landungsbrücke mit ihren Dampfern.«
    »Richtig, die Dampfer!« rief Karl Siebrecht erfreut. »An die hatte ich gar nicht gedacht! Die werden ihm Spaß machen! Also fahren wir morgen, Hertha, ich bin einverstanden!«
    »Und die Firma, die nach ihrem Direktor schreit?«
    »Ach, Hertha, du hast ganz recht, mich auszulachen! Immer mit Kopf und Kragen in jede neue Sache! Ob ich mich wohl noch einmal ändere?«
    »Dafür ist wenig Aussicht, mein Freund! Aber bleibe nur so, und laß dir gelegentlich etwas von mir sagen, dann geht es schon.«
    Er nahm ihre Hand und sagte: »Ich danke dir auch, Hertha.«
    Eine Weile gingen sie schweigend durch den Garten, dann erzählte Karl Siebrecht: »Als vorhin das Flugzeug über uns wegbrauste, hat der Junge gesagt, er möchte auch da oben fliegen und ganz Berlin zu seinen Füßen haben. Ist das nicht eigentlich ganz wie bei mir früher, als ich Berlin erobern wollte?«
    »Möglich«, sagte Hertha kühl. »Aber wenn der Junge einen solchen Traum zu träumen anfängt, so stehe ich dir dafür, daß ich und seine Mutter und Kalli Flau und seine Lehrer, daß wir alle dafür sorgen werden, daß er in dieser Welt lebtund nicht in einem Traumland! Und ich hoffe, du wirst mitsorgen, Karl. Ich finde, dein Traum hat dich und andere ziemlich viel gekostet. Und was ist von ihm geblieben?«
    »Ja, was ist von ihm geblieben?« fragte auch Karl Siebrecht.

 
    Die schöne Bemerkung von den »Malersch« auf Seite 134 verdanke ich dem Buch »Leberecht Hühnchen« von Heinrich Seidel. Die Verse, die Hertha Siebrecht auf Seite 665 zitiert, entstammen dem Werk von Rainer Maria Rilke »Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge«.
    H. F.

Informationen zum Buch
    Der 16-jährige Waisenjunge Karl Siebrecht kommt nach Berlin und will die Stadt erobern. Er fängt als Maurergehilfe an, karrt Koffer von einem Bahnhof zum anderen und chauffiert verbotene Frachten durch die Gegend. Er wird zum Beobachter der Berliner Gesellschaft und erlebt Aufschwung und Ersten Weltkrieg, die Depression der Nachkriegsjahre, Inflation und Weimarer Republik. Doch nie verliert Karl Siebrecht seinen großen Traum vom eigenen Unternehmen aus den Augen: Er begegnet zwielichtigen Gestalten, Frauen, die ihm zu Erfolg verhelfen, und immer wieder trifft der vom Aufstiegswillen Getriebene folgenschwere Entscheidungen. Die Geschichte eines Emporkömmlings, der seine Karriere teuer bezahlt, ein fesselnder Roman voller Berliner Humor.

     

Informationen zum Autor
    RUDOLF DITZEN alias HANS FALLADA (1893–1947), zwischen 1915 und 1925 Rendant auf Rittergütern, Hofinspektor, Buchhalter, zwischen 1928 und 1931 Adressenschreiber, Annoncensammler, Verlagsangestellter, 1920 Roman-Debüt mit »Der junge Goedeschal«. Der vielfach übersetzte Roman »Kleiner Mann – was nun?« (1932) machte Fallada weltberühmt. Weitere Werke u.a.: »Bauern, Bonzen und Bomben« (1931), »Wer einmal aus dem Blechnapf frißt« (1934), »Der eiserne Gustav« (1938), »Jeder stirbt für sich allein« (1947).

     
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