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Ein Mann von Ehre

Ein Mann von Ehre

Titel: Ein Mann von Ehre
Autoren: ANNE HERRIES
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Unterstellung verärgerte Damian. „Du solltest dich um deine Angelegenheiten kümmern, Rajib, und nicht die Nase in meine stecken!“, herrschte er ihn an. „Solange Seine Hoheit meiner Obhut unterstellt ist, wird er nicht eingesperrt! Das würde ihn nur aufregen und noch mehr verängstigen, als er ohnehin schon ist. Ich werde mit ihm reden, sobald ich ihn sehe, und ihm begreifbar machen, dass er aufhören muss, nachts im Park herumzuwandern.“
    „Falls ihm etwas zustoßen sollte …“
    „Warum sollte das hier der Fall sein?“, unterbrach Damian ungehalten und verengte die Augen. „Er ist nicht mehr bei seinem Vater, und wir beide kennen den Grund. Es gibt keinen Anlass zu der Befürchtung, dass in Orford Hall ein weiteres Attentat auf ihn verübt werden könne.“
    Der Inder schlug die Lider nieder. „Nein, Eure Lordschaft“, stimmte er zu. „Hier müsste Seine Hoheit in Sicherheit sein. Trotzdem finde ich es nicht richtig, dass er sich unbeaufsichtigt entfernen kann.“
    „Ich werde ihn suchen“, versprach Damian. „Geh zu Bett, Rajib.“
    Der Diener legte die Hände vor der Brust zusammen und verbeugte sich.
    Damian war der vorwurfsvolle, ablehnende Ausdruck in den Augen des Dieners indes nicht entgangen. Er schaute hinter ihm her und bedauerte seufzend, dass er in Indien keinen Beweis für seinen Verdacht gehabt hatte, Rajib stehe dem Prinzen feindselig gegenüber. Vielleicht war der Diener nur ihm selbst übel gesonnen, eifersüchtig auf die gute Beziehung, die er zu Seiner Hoheit hatte, neidisch auf das Vertrauen, das dessen Vater in ihn setzte.
    Verstimmt machte er sich auf die Suche nach seinem Schützling und ärgerte sich nicht nur über Rajib, sondern auch über Nessa, die seinem Befehl, sich nicht zu zeigen, bis die Gäste außer Haus waren, widersetzt hatte. Noch schlimmer war, dass sie Seine Hoheit Sahib genannt hatte. Dadurch hatte sie zu erkennen gegeben, dass Jared ein Höherstehender war, und so die Gefahr heraufbeschworen, das Leben des Jungen und jedes anderen an der Ausführung des Vorhabens Beteiligten könne ernsthaft bedroht werden.
    Damian erinnerte sich gut an das Gesicht, das Miss Eastleigh gemacht hatte. Sie hatte deutlich zu erkennen gegeben, dass es sie befremdete zu hören, er habe die Freiheit des Jungen beschnitten. Darüber hinaus musste sie sich über die Art wundern, wie der Knabe sich verhalten hatte, wenn er streng zu ihm gewesen war. Zwangsläufig geriet er dadurch in ein falsches Licht, und es musste so wirken, als würde er den Jungen unterdrücken.
    Der Gedanke, sie könne ihn für hartherzig und rücksichtslos halten, störte ihn empfindlich, und das überraschte ihn. Es war dumm, sich davon beeinflussen zu lassen, was sie von ihm hielt. In erster Linie hatte er auf die Sicherheit des Prinzen zu achten. Das hatte er dem Maharadscha versprochen, und er war nicht willens, sein Wort zu brechen.
    Er vermutete jedoch, dass Miss Eastleigh Argwohn geschöpft hatte. Sollte sie Dritten gegenüber Mutmaßungen äußern, musste er sich umgehend nach einem anderen Ort umsehen, wo er Seine Hoheit gut verstecken konnte.
    Damian überlegte, ob er baldigst in die Umgebung von London umsiedeln solle. In der Hauptstadt würde er weitaus mehr Möglichkeiten haben, sich wieder in der Gesellschaft zu etablieren, die ihn vor Jahren verstoßen hatte. Im Stillen verwünschte er die Umstände, die ihn genötigt hatten, nach England zurückzukehren. Er wäre viel lieber in Indien geblieben, wo er ein bequemes Leben geführt hatte. Leider hatte er es aufgeben müssen, weil seine Anwesenheit in der Heimat vonnöten war.
    Daher konnte er sich auch nicht näher mit Miss Eastleigh befassen. Flüchtig lächelnd dachte er daran, wie unzutreffend die Beschreibung gewesen war, die Lord Orfords Verwalter ihm von ihr gegeben hatte. Gewiss, sie war nicht mehr die Jüngste, aber wahrhaftig noch kein spätes Mädchen.
    Unter anderen Umständen wäre es ihm recht gewesen, eine intimere Beziehung zu ihr zu unterhalten, doch in Anbetracht der Probleme, die er bewältigen musste, verbot sich das von selbst. Aber ein Abenteuer wäre sie bestimmt wert gewesen. Damian war bereits aufgefallen, dass sie temperamentvoll war, und gewiss konnte sie auch leidenschaftlich sein. Viel Auswahl unter den Herren der Umgebung, mit denen sie sich auf dezente Weise vergnügen konnte, hatte sie wahrscheinlich nicht und bedauerte daher vermutlich zutiefst, zu einem derart zurückgezogenen Leben auf dem Land gezwungen zu
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