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Ein Mann von Ehre

Ein Mann von Ehre

Titel: Ein Mann von Ehre
Autoren: ANNE HERRIES
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ehrerbietig, legte die Hände vor der Brust zusammen und verbeugte sich.
    Das Gebaren der Frau verblüffte Rosalyn ebenso wie der Umstand, dass der Junge von der Dienerin Sahib genannt worden war. Das ließ darauf schließen, dass er einen viel höheren gesellschaftlichen Rang bekleidete, als sie bisher angenommen hatte. Offensichtlich gab es in diesem Haus doch ein Geheimnis.
    Zum Abschied reichte sie Mr. Wrexham die Hand, die er galant zum Kuss an die Lippen hob. Sein Blick war jedoch so schalkhaft, dass ihr Herz plötzlich einen Schlag lang auszusetzen schien.
    Bemüht, die Verwirrung zu verhehlen, sagte sie so ruhig wie möglich: „Ich danke Ihnen für den reizenden Abend, Sir. Es war freundlich, Maria und mich herzubitten. Ich freue mich schon darauf, Sie und Ihren Schützling morgen wiederzusehen.“
    Mr. Wrexhams Mundwinkel zuckten belustigt. Offenbar amüsierte er sich über ihre Förmlichkeit. Rosalyn errötete und fragte sich betroffen, ob er ahne, dass sie ihn attraktiv fand. Möglicherweise machte er sich jedoch nur über sie lustig.
    Rasch folgte sie der Cousine zur Kutsche. Da es kühler geworden war, fröstelte sie und hielt den Mantel fester vor der Brust zusammen.
    Man nahm im Wagen im Platz, und sobald er sich in Bewegung gesetzt hatte, äußerte Maria anerkennend: „Das war ein gelungener Abend! Gewiss, ich hatte Bedenken, die Einladung zum Essen anzunehmen, doch da auch der liebe Reverend Waller anwesend war, sind sie schnell geschwunden. Außerdem ist Mr. Wrexham wirklich sehr charmant, Rosalyn. Er ist tadellos erzogen und sehr angenehm im Umgang, nicht wahr?“
    Rosalyn nickte gedankenverloren. Gewiss, er hatte sehr gute Manieren, doch irgendetwas irritierte sie an ihm. Sie konnte sich nicht erklären, warum ein Mann wie er sich in diesen stillen Winkel Cambridgeshires zurückgezogen hatte und seinem angeblichen Schüler vorübergehend die Freiheit beschnitt. Hin und wieder war bei ihr der Eindruck entstanden, dass zwischen beiden eine gewisse Spannung zu herrschen schien, besonders dann, wenn Mr. Wrexham sich in gebieterischem Ton an seinen Schützling gewandt hatte. Sie war indes davon überzeugt, dass dem Jungen durch Mr. Wrexham keine Gefahr drohte.
    Unvermittelt hatte sie das Gesicht des Hausherrn vor Augen, der sie anlächelte, und sogleich schlug das Herz ihr schneller. Sie schalt sich eine Törin, weil sie sich so leicht von seiner gewinnenden Art beeinflussen ließ.Von der ersten Begegnung an hatte sie das Gefühl gehabt, ihn zu mögen, aber sie wusste nicht, ob sie ihm vertrauen könne. Schon nach kurzer Zeit hatte sie den Eindruck gewonnen, er sei ein Mann mit Vergangenheit, und war sicher, dass er etwas verbarg.
    Manchmal war sein Blick herausfordernd gewesen, und sie vermutete, er ahne, dass sie in Bezug auf ihn viele Fragen bewegten, auf die sie noch keine Antworten gefunden hatte. Die Frage, die sie am meisten beschäftigte, war, um wen es sich bei ihm tatsächlich handelte.
    Gewiss, sie fand ihn anziehend und hätte am liebsten ihm gegenüber die Vorsicht, zu der eine innere Stimme ihr riet, fallen gelassen und das akzeptiert, was das Schicksal ihr zu bieten hatte, doch es erschien ihr geraten, sich Zurückhaltung aufzuerlegen. Schließlich kannte sie ihn kaum, und außerdem musste sie davon ausgehen, dass die Bekanntschaft mit ihm sich allenfalls zu einem harmlosen Flirt entwickeln konnte.
    „In der nächsten Woche solltest du ein Dinner geben, Rosalyn, zu dem du Mr. Wrexham einlädst“, schlug Maria vor. Da die Cousine schwieg und geistesabwesend wirkte, fuhr Maria fort: „Hörst du mir überhaupt zu?“
    Rosalyn nickte. Sie war nicht sicher, ob es ratsam sei, den Umgang mit ihm fortzusetzen. Dennoch freute sie sich bereits auf den Ausritt mit ihm. Er mochte ihr gefährlich werden, war indes zweifellos der interessanteste Mensch, den sie seit Langem kennengelernt hatte.
    „Seine Hoheit ist schon wieder mit dem Hund verschwunden, Sahib“, beschwerte sich Rajib. „Ich kann ihn nirgendwo finden.“
    „Zu dumm, dass die Hündin sich hier aufhält“, murrte Damian. „Ohne sie würde der Prinz das Haus nicht verlassen und sich auch nicht so weit auf dem Grundstück entfernen!“
    „Wäre es nicht besser, Sie würden ihn nachts in seinem Zimmer einschließen, Mylord?“, fragte Rajib und sah den Earl of Marlowe in einer Weise an, die Damian das Blut gefrieren ließ. „Es sei denn, Sie wollen, dass er in der Gegend herumläuft.“
    Die im letzten Satz enthaltene
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