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Ein Mann von Ehre

Ein Mann von Ehre

Titel: Ein Mann von Ehre
Autoren: ANNE HERRIES
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Natürlich! Damian!“, erinnerte sich Susan. „Jetzt fällt mir ein, dass seinerzeit eine Frau im Spiel war. Wenn ich richtig informiert bin, hat es einen Todesfall gegeben. Der Ehrenwerte Damian Wrexham wurde von seinem Vater, der bald nach diesem Skandal bei einem Reitunfall ums Leben kam, enterbt und durfte ihm zu dessen Lebzeiten nie mehr vor die Augen treten. Ich habe weder den alten Earl of Marlowe noch seinen älteren Sohn gemocht, weil beide ein sehr kaltes, überhebliches Wesen hatten. Jacob, der jüngere Sohn, war viel netter, und besonders gern hatte ich natürlich ihren Vetter Robert.“
    Ein Frösteln rann Rosalyn über den Rücken, und unwillkürlich überlegte sie, was den verstorbenen Earl of Marlowe bewogen haben mochte, seinen Sohn zu enterben und alle Bande zwischen ihnen zu zerschneiden. „Stehst du mit den Wrexhams noch in Verbindung, Tante Susan?“, fragte sie beiläufig.
    „Ich habe nur noch hin und wieder Umgang mit Lady Ruth, wenn sie sich in Bath aufhält. Mit ihrem Gatten habe ich seit Jahren nicht mehr gesprochen, und Robert ist schon geraume Zeit tot. Möchtest du, dass ich mich bei ihr nach ihrem Neffen Damian erkundige, wenn ich sie treffe?“
    „Nein, das ist nicht nötig“, antwortete Rosalyn hastig. „Es würde mich sehr in Verlegenheit bringen, wenn ihm das zu Ohren kommen sollte.“
    „Ich bin keineswegs davon überzeugt, dass er derjenige ist, der Mittelpunkt des Skandals war“, warf Maria ein. „Er ist ein Gentleman. Ich bin sicher, es handelt sich um eine Verwechslung.“
    Es überraschte Rosalyn, dass die Cousine so für Mr. Wrexham eintrat. „Ich stimme Maria zu“, sagte sie ernst. „Gewiss handelt es sich um eine Verwechslung. Falls Maria und ich uns wider Erwarten doch täuschen, meine ich, dass wir keinen Staub aufwirbeln sollten. Der Skandal liegt lange zurück und geht uns nichts an.“
    „Manche Dinge werden nie vergessen und verziehen“, erwiderte Susan stirnrunzelnd und nahm sich vor, in Bath Erkundigungen über den neuen Nachbarn der Nichten einzuholen. „Aber du hast recht, Rosalyn. Wir sollten uns nicht einmischen.“
    Rosalyn nickte. Sie wollte sich nicht von diesen Neuigkeiten beeinflussen lassen. Ihr konnte es gleich sein, was Mr. Wrexham, falls er tatsächlich mit dem Sohn des verstorbenen Earl of Marlowe identisch war, in der Vergangenheit getan hatte.
    Damian bereute, dass er eingewilligt hatte, den Onkel, von dem er brieflich dringend ersucht worden war, nach England zurückzukehren, in dem in einem Vorort von Cambridge gelegenen Gasthaus zu treffen. Am liebsten hätte er die Verabredung nicht wahrgenommen. Onkel Jacob war jedoch das einzige Mitglied der Familie gewesen, das ihm beigestanden und ihm Geld gegeben hatte, damit er vor zwanzig Jahren das Land verlassen konnte.
    Seufzend betrat er das schäbige Wirtshaus, ging in den Schankraum und sah nur einen ziemlich angegriffen wirkenden Mann an einem Tisch sitzen.
    Der Gast stand auf und kam lächelnd auf ihn zu.
    „Ich hatte schon befürchtet, Damian, du würdest mich versetzen“, sagte er erleichtert.
    „Ich hatte dir geschrieben, dass ich mit dir sprechen werde. Ein gegebenes Wort pflege ich zu halten, ganz gleich, was du heute von mir denken magst.“
    „Ich habe nie auch nur die Hälfte von dem, was damals über dich geäußert wurde, geglaubt, Damian!“, erwiderte Jacob ernst. „Eines Mordes bist du nicht fähig.“
    „Dann bist du der einzige Mensch, Onkel Jacob, der das denkt“, sagte Damian und lächelte flüchtig. „Mein Vater und mein Großvater sind in dem Glauben gestorben, ich sei ein Verbrecher.“
    „Du irrst dich, Damian. Mein Bruder hat seinen Standpunkt nie aufgegeben, im Gegensatz zu unserem Vater, der dir kurz vor seinem Tod verzieh. Er wollte, dass du zu uns zurückkehrst und ihm sein Verhalten vergibst. Wir haben versucht, dich ausfindig zu machen, aber als wir dann wussten, wo du dich befindest, war es bereits zu spät. Mein Vater ist mit deinem Namen auf den Lippen gestorben.“
    „Was hätte ich ihm verzeihen sollen? Sein halsstarriges Wesen?“ Flüchtig presste Damian die Lippen zusammen. „Er hat für wahr gehalten, was man ihm berichtete, und sich dementsprechend benommen. Als ich noch klein war, hatte er mich sehr gern, aber als es darauf ankam, mir zuzuhören, hat er sich vor mir verschlossen. Gewiss, ich habe Roderick Harrington getötet, aber du weißt, dass er mich zu diesem Duell gezwungen hat. Allerdings kennst du nicht alle Einzelheiten, die
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