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Ein Mann - Kein Wort

Ein Mann - Kein Wort

Titel: Ein Mann - Kein Wort
Autoren: Beate Weingardt
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Emotionsäußerungen anderer Menschen, was daran deutlich wird, dass sie sich vom Schreien anderer Babys leichter anstecken lassen als Jungen.
    Kindergartenalter
    Wie sieht es mit den Spielen der älteren Jungen und Mädchen aus? Auch in Kinderhäusern und israelischen Kibbuzim, in denen strikt darauf geachtet wurde, dass Jungen und Mädchen die gleichen Spielmöglichkeiten und das gleiche Spielzeug angeboten wurden, zeigte sich:
     Jungen bevorzugten eher Spiele, in denen es »wild« zuging – z.B. ahmten die israelischen Jungen in den Kibbuzim mit Vorliebe wilde Tiere nach, probten also unbewusst Gefahren- und Kampfsituationen. Außerdem wählten sie gern größeres Spielzeug, das man auseinandernehmen oder in das man hineinsteigen konnte.
     Mädchen zeigten eine deutliche Neigung zu Betätigungen, die feinmotorische Fähigkeiten (»geschickte Hände«) voraussetzten. Auch spielten sie mit Vorliebe »Mutter-Kind«-Spiele 15 , wozu gerne Puppen benutzt wurden – hier übten die Mädchen unbewusst schon Kompetenzen wie Fürsorglichkeit und Einfühlungsvermögen ein. Insgesamt ist auch in Kinderhäusern und Kibbuzim bei der Wahl des Spielzeugs sowie beim Spielverhalten ein Unterschied zu Kindern, die in traditionellen Kulturen oder Kindergärten erzogen werden,
nicht erkennbar
.
    Schulalter
     Im Schulalter bevorzugen Jungen Spiele in Gruppen, in denen es auch um Status, Rangpositionen und Wettbewerb geht, während Mädchen individuelle Sportarten oder Spiele zu zweit vorziehen. Es ist kein Zufall, dass Mädchen hierzulande beispielsweise eine große Vorliebe für Pferde und Reiten haben. Denn hier können sie neben dem Sport auch ihre Freude an individueller Fürsorge und Pflege sowie ihre Fähigkeit zur Einfühlung in ein sensibles – und dazu noch starkes und imposantes – Lebewesen ausleben.
     Mädchen bevorzugen Zweierbeziehungen, wodurch sich ihnen eher die Gelegenheit bietet, miteinander persönliche Themen auszutauschen und intime Fragen zu erörtern.
     Jungen neigen eher zu Gruppenbeziehungen, die immer mit einer geringeren Selbstöffnung des Einzelnen verbunden sind. Außerdem steht für Jungen eher das gemeinsame Tun und Erleben im Vordergrund als das gemeinsame Reden. 16
    Jugendliche und junge Erwachsene
     Testet man ältere Kinder und Jugendliche in ihrer Intelligenz und ihren Denkleistungen, so zeigt sich deutlich: Die Leistungen an sich unterscheiden sich kaum 17 , doch klar erkennbar ist,
dass Jungen in mancher Beziehung anders denken als Mädchen
, d.h., dass sie auf anderem Weg zum Ziel kommen.
    Bittet man beispielsweise Jungen und Mädchen, einen Ball zu beschreiben, so nennen Mädchen eher
Eigenschaften
des Balles(»Er ist rund, luftgefüllt, bunt, aus Gummi«), während Jungen die
Funktionen
des Balles in den Vordergrund stellen (»Er rollt, er hüpft, man kann mit ihm Fußball spielen oder Scheiben einwerfen …«).
    Der weibliche Denkstil ist, so nennt es die Forschung, eher »prädikativ«, weil vor allem Prädikate (= Merkmale) und Relationen beschrieben werden, während der männliche Denkstil eher »funktional« ist, weil vor allem »Wirkungsbeziehungen« und Prozesse im Mittelpunkt des Denkens stehen.
     Jungen und erwachsene Männer können sich – auch dies eine häufige Beobachtung – in eine einzige Aufgabenstellung vollkommen vertiefen und ihr Umfeld dabei komplett ausblenden, vergleichbar einem Scheinwerfer, dessen Licht sich mit aller Intensität auf einen ganz bestimmten Punkt im Raum konzentriert.
     Der Wahrnehmungs- und Denkstil der jungen Mädchen und Frauen ist eher mit einem »Flutlicht« zu vergleichen: Frauen achten auf ein weites Feld, sehen selbst Nebensächliches, verlieren nichts aus den Augen, behalten auch noch das Umfeld im Blick und lassen ihre Aufmerksamkeit umherschweifen …
    In dem Stück »Caveman« illustrieren zahlreiche Anekdoten diesen Unterschied zwischen Männer, und Frauen im Wahrnehmungs- und Denkstil sowie in der Aufmerksamkeit. Nur drei seien genannt:
     Der Hauptdarsteller erzählt, er sei eines Tages nach Hause gekommen und hätte seiner Partnerin stolz erzählt, er müsse demnächst einen wichtigen Vortrag halten. Worauf sie spontan gefragt hätte: »Was wirst du anziehen?« Er hingegen hatte erwartet, dass sie fragt,
worüber
er reden werde.
     Er erinnert sich außerdem, dass seine Partnerin eines Tages in seinem Beisein eine Freundin traf – und sie sofort auf ein Kleidungsstück ansprach: »Oh, wo hast du denn diesen tollen Schal
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