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Ein Mann für eine Nacht (German Edition)

Ein Mann für eine Nacht (German Edition)

Titel: Ein Mann für eine Nacht (German Edition)
Autoren: Marisa Mackle
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es zu spät würde. Elaine konnte sie auch nicht besuchen. Elaine war zwar jetzt sicherlich schon von ihrem Yoga zurück, aber sie war vernünftig und ging immer sofort ins Bett, weil sie früh aufstehen musste. Außerdem hielt Elaine jeden, der unter der Woche Alkohol trank, für einen Alkoholiker. Und gerade jetzt würde Anna für einen Schluck alles tun.
    Anna ging die Hauptstraße von Ranelagh entlang. Alle Pubs waren voll. Eigentlich war es ungerecht, fand sie, wenn sie ein Mann wäre, könnte sie jetzt einfach reingehen, sich mit einem Bier an den Tresen lehnen und das heutige Spiel verfolgen oder einen kleinen Schwatz mit dem Barmann halten. Aber als Frau erntete man nur anzügliche Blicke, und wenn sie mit dem Barmann plauderte, könnte der annehmen, sie wäre scharf auf ihn. Eigentlich kein Wunder, dass so viele Frauen still und heimlich zu Hause tranken.
    Anna ging kurz zu Centra und kaufte ein OK , einen Walnuss-Kuss, eine Dose Spaghetti in Soße, einen fettarmen Joghurt, zwei Rubellose, den Evening Herald und eine zwei Liter-Flasche 7-Up light. Bildete sie es sich nur ein, oder schaute der junge Chinese an der Kasse sie mitleidig an, als er ihre Einkäufe in eine weiße Plastiktüte packte? Vielleicht war sie aber auch nur paranoid. Ranelagh war voll mit Frauen, die alleine lebten, und sie selbst bildete da keine Ausnahme. Jedenfalls war doch nichts Falsches daran, ein Single zu sein. Single war sexy. Besser als getrennt. Da musste man sich nur die arme Elaine anschauen. Denk positiv, ermunterte sich Anna und ging schneller, denk daran, du gehörst zu den Frauen aus den besseren Kreisen, über die man spricht.
    Anna stocherte mit ihrem Schlüssel an der großen grünen Eingangstür. Nun ja, in besseren Tagen war sie einmal grün gewesen, jetzt könnte ihr ein bisschen Farbe nicht schaden. Sie schaute in das Postfach neben dem Telefon. Für sie war nichts dabei, außer einem Flyer von einem Pizzalieferservice und einer Werbung für Zentralheizung. Wie schade, dass der Vermieter dafür kein Interesse zeigt, dachte Anna traurig, als sie die Haustür hinter sich zuzog. Plötzlich gab es einen Riesenknall, und sie fand sich im Dunkeln wieder. Mist, die Birne im Treppenhaus war durchgebrannt. Das fehlte ihr jetzt noch. In vollkommener Finsternis tastete sie sich langsam an der Wand entlang und stieß gegen irgendetwas. Es fiel mit einem ziemlichen Krach um, und sie schrie vor Schreck. Ihr Bein tat weh. Im Erdgeschoss ging die Wohnungstür auf und etwas Licht fiel in das Treppenhaus.
    „Alles in Ordnung?“  
    Sie sah hoch und blinzelte mehrfach. Nein, sie träumte nicht. Sie hatte sich doch nur das Bein gestoßen und nicht den Kopf. Sie konnte nicht halluzinieren. Aber dieser Mann, der ihre Hand hielt und sie mit großen, dunkelbraunen Augen anblickte, war der süße Student von unten. Himmel, er sah aus wie Johnny Depp. Nicht wie der Johnny Depp von heute, sondern wie der aus 21 Jump Street .
    „Tut mir leid, dass mein Fahrrad im Weg war“, sagte die Erscheinung. „Das Flurlicht ist wohl durchgebrannt. Tut dein Bein weh?“
    „Ein bisschen“, murmelte Anna. Eigentlich tat es überhaupt nicht weh. Aber sie konnte ja jetzt nicht einfach die Treppe hoch humpeln und für immer aus dem Leben dieser Erscheinung entschwinden.
    Er und sein Mitbewohner (der Martin hieß, wie sich herausstellte) halfen ihr in die Erdgeschosswohnung. Im Kamin brannte ein Feuer und überall standen leere Weinflaschen als Kerzenhalter herum. Eine atemberaubend schöne Frau mit strähnigen braunen Haaren saß auf dem Sofa. Sie trug etwas, das einem Teppich ähnelte. Offensichtlich eine Studentin. An den Wänden hingen Poster von Jim Morrison von den Doors und dem Typen von Nirvana, der Selbstmord begangen hatte. Im Radio spielten die Charletans . Es war auf eine besondere Art gemütlich hier. Nur die Frau störte. Na ja, sie störte nicht absichtlich, aber sie war schließlich eine Frau und noch dazu eine wunderschöne.
    „Ich heiße Suzie“, sagte sie lächelnd. „Willst du eine Tasse Tee?“
    Das war nun das Letzte, was Anna wollte, aber sie brauchte einen Grund, um länger bleiben zu können. Also nickte sie.
    „Vielleicht möchte Anna lieber ein Bier?“, sagte die Erscheinung.
    Genau darauf hatte Anna jetzt Lust. Woher er ihren Namen kannte, wollte sie gern wissen.
    „Vom Telefon“, erklärte er. „Deine Mutter fragt andauernd nach dir.“
    Na großartig, dachte Anna, das ist bestimmt toll für mein Image hier. Warum
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