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Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer
Autoren: Anne Gracie
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eine Schönheit der Beau Monde, verhätschelt, verwöhnt und beschützt vor allem Bösen der Welt. Sie war für Freude und Lebenslust geschaffen. Allein indem er sie ansah, wusste er, dass sie erwartete, durchs Leben zu tanzen. Und das würde sie auch.
    Sebastian hatte den größten Teil seines Lebens in Lärm und Rauch, Schmutz und Härte verbracht. Selbst wenn er jetzt reich war, konnte er das Leben, das er früher geführt hatte, nicht einfach abstreifen. Er gehörte nicht hierher. Einzig, um eine Ehefrau für sich zu finden, wie seine Schwestern sie brauchten, hatte er diese Glitzerwelt betreten. Nicht, um sich in närrischen, unmöglichen Träumen zu verlieren.
    Er brauchte eine starke Frau, eine, die die weniger schönen Seiten des Lebens kannte, eine Frau, deren ausgeprägtes Pflichtbewusstsein ihr über die Schwierigkeiten im Leben an seiner Seite helfen würde.
    Diese fröhliche, vollkommene Elfe war nichts für Menschen wie ihn.
    Man kaufte keinen rassigen Vollblüter und spannte ihn vor einen Kohlenkarren. Wenn er sie in seine grimmige Welt holte, würden die Freude und die Lebenslust in ihr ausgelöscht. Er hatte seine Mutter langsam dahinsiechen sehen; er hatte genug Schuld auf sich geladen, mit der er zu leben hatte.
    Trotzdem konnte es nicht schaden, ihr beim Tanzen zuzusehen. Das war nicht verboten.
    Sie glitt so leichtfüßig durch die Figuren, dass der ältere Gentleman übers ganze Gesicht strahlte, während er sich mühte, mit ihr Schritt zu halten. Das schien sie zu bemerken, denn sie lehnte sich plötzlich zur Seite und schaute ihn übermütig an. Der alte Mann schmunzelte. Und Sebastian konnte nicht anders, als ebenfalls zu schmunzeln.
    Schlagartig erwachte er aus seiner Versunkenheit. Er stand auf den Stufen, die in den Ballsaal hinabführten, und versperrte den Eingang. Ein riesiger Raum voller adeliger Fremder, und er stand hier wie angewurzelt und grinste wie ein Narr, ohne den Blick von einer jungen Frau abwenden zu können, die er nie getroffen hatte und nicht kannte.
    Grinste wie ein Narr.
    Sebastian hüstelte, zog sein Halstuch gerade und ging eilig die Stufen hinab.
    Giles führte ihn zu einem Alkoven seitlich der Tanzfläche. „Wir können genauso gut von hier zusehen.“ Er schnipste mit den Fingern nach einem der vorübereilenden Lakaien und bestellte etwas zu trinken, ehe er sich wieder der Frage zuwandte. „Nun, welches Fohlen ist dir ins Auge gestochen?“ Er hob sein Monokel und sah sich um. „Ach, natürlich, eine der tugendhaften Zwillinge, gewiss. Die kann man nicht übersehen. Ganz reizende junge Dinger. Gleichen sich wie ein Ei dem anderen, und das in jeder Beziehung.“
    Sebastian schüttelte brüsk den Kopf. Seines - das Mädchen, das er entdeckt hatte - war einmalig. „Egal“, erklärte er. „Es war nur vorübergehende Neugierde. Du weißt ja, dass ich allein Lady Elinores wegen hier bin.“
    Giles überhörte das. „Das Merkwürdige daran ist, die eine von beiden ist Rechtshänderin und die andere Linkshänderin -allerdings kann ich mir nicht merken, welche. Die Linkshänderin möchte nicht, dass es bekannt wird. Aber es ist mehr die Persönlichkeit als das Aussehen, woran man sie unterscheiden kann. Miss Faith ist ruhiger und Miss Hope lebhafter. Nicht dass ich sie näher kennen würde. Mädchen von guter Herkunft auf der Suche nach einem Ehemann - das ist nicht mein Stil, weißt du.“
    „Ja, das weiß ich. Schau, es ist nicht wichtig, Giles. Ich bin nicht hier, um mich umzusehen, ich habe meine Wahl bereits getroffen.“ Sebastians Stimme war fest.
    Giles fuhr unbeeindruckt fort: „Ist es diejenige, die mit dem langen, dünnen Kerl in Gelb tanzt, oder die direkt neben Lady Augusta - die kleine rundliche Dame in lila Seide? Lady Augusta ist eine ganz bezaubernde alte Dame. Sir Oswald Merridew, der ältere Herr auf der Tanzfläche, ist von ihr ganz hingerissen, aber sie ist ihm in den letzten zwei Jahren gehörig auf der Nase herumgetanzt.“
    Sebastian machte einen Laut, der hoffentlich für höfliches Interesse durchgehen würde, während Giles weiterredete. Die kleine Lady in Lila oder wer nun von ihr hingerissen war oder nicht konnte ihm nicht gleichgültiger sein. Er wollte den Namen des herrlichen Geschöpfes in Blau wissen. Er hätte natürlich sagen können: „Die in dem blauen Kleid“, aber aus irgendeinem Grund konnte er es nicht laut aussprechen.
    Es würde dann ... etwas bedeuten. Eine Art Eingeständnis oder so. Vollkommen lächerlich. Er wollte
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