Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer
Autoren: Anne Gracie
Vom Netzwerk:
perlten von Sebastian ab wie Wassertropfen. Nur eines blieb hängen. Ihr Name war Hope Merridew. Oder vielleicht auch Faith. Das Gewicht auf seiner Brust hob sich, und er stellte fest, dass er wieder atmen konnte, wenn auch abgehackt.
    Giles rieb sich die Hände. „Gut, komm mit, ich werde dich vorstellen.“
    Sebastian legte ihm die Hand auf den Arm, um ihn aufzuhalten. „Nein, danke. Ich war nur ... neugierig.“
    Sein Freund starrte ihn ungläubig an. „Du meinst, du willst nicht vorgestellt werden? Das sind verflixt feine Mädels, die tugendhaften Zwillinge. “ Er betrachtete Sebastian mit gerunzelter Stirn. „Nicht die üblichen Schönheiten, keine von beiden. Du wirst sie nicht dabei ertappen, dass sie ihre Verehrer gegeneinander ausspielen, einfach so zum Spaß. Miss Faith ist süß und ruhig, und Miss Hope - ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das in dem azurblauen Kleid ist -, sie ist sehr lebhaft und charmant, immer lustig und gut gelaunt. Aber das kannst du ja selber sehen.“
    „Allerdings.“ Sebastians Stimme war rau von der Anstrengung, die es ihn kostete, unbeteiligt zu klingen. „Nur einen Augenblick lang war meine Aufmerksamkeit erregt von der Art und Weise, wie sie tanzt. Ein gewisser ... Überschwang.“
    „Ah, ja. Überschwang“, erwiderte Giles, sofort wieder ernst. „Das stimmt. Da war entschieden Überschwang. Allerdings innerhalb der Grenzen des Anstands. Außerordentlich vernünftiger Überschwang. Kein bisschen frivol. Und ganz pflichtschuldig ausgeübt.“
    „Lass das, Giles!“, knurrte Sebastian.
    Sein Freund lachte nur. „Ich denke, du solltest sie kennenlernen. Diese Mädchen sind anders; sie heucheln keine Langeweile oder Abgeklärtheit, wie die meisten anderen. Wenn sie etwas mögen, dann zeigen sie es auch.“
    „Das sehe ich.“ Sebastian beobachtete, wie Miss Hope Merridew mit ansteckender Begeisterung die schwungvollen Bewegungen des schottischen Tanzes ausführte, bis jeder Mann in ihrer Reihe wie ein Idiot grinste.
    „Nun denn. Wirklich erfrischend, wenn du mich fragst.“ Sebastian verzog das Gesicht und erklärte kühl: „Wenn du meinst. Ich sehe eine junge Frau, die sehr freizügig mit ihrem Lächeln ist - sie schenkt es allen Männern, egal ob jung oder alt. Ganz nach dem Geschmack der Gesellschaft.“ Er drehte sich um, unfähig, sie länger anzusehen. Ihm war klar, dass sein Freund ihn mit offenem Mund anstarrte, aber er musste hier weg. Sie war gefährlich. Das konnte er mit einem Blick erkennen. Sie war alles, was er nicht wollte - oder brauchte. Für seine Bedürfnisse war Lady Elinore die perfekte Gattin. Das Gefühl, seine Welt sei in ihren Grundfesten erschüttert, würde vergehen. Er musste weitermachen, seinen Atem wiederfinden und seinen Puls beruhigen. Der Versuchung widerstehen. Sich wieder seinem eigentlichen Ziel zuwenden.
    „Bastian, nein. Das hast du falsch verstanden! Das habe ich nicht gemeint. Völlig respektable Mädchen mit gefälligen Manieren. Überhaupt nicht ..."
    Sebastian hob seine Hand. „Ich wollte ihre Respektabilität nicht anzweifeln, Giles. Aber ich bin hier, um Lady Elinore den Hof zu machen. An verhätschelten jungen Damen habe ich nicht das geringste Interesse. Lady Elinore ist reifer und verantwortungsbewusster, als Miss Merridew es je sein könnte. Gehen wir jetzt weiter? Ich dachte, du wolltest dir noch die anderen jungen Damen im Angebot heute Abend ansehen.“ Die Antwort seines Freundes wartete er gar nicht ab, sondern begann durch den Raum zu schlendern, atmete langsam und gleichmäßig und zwang seinen rasenden Puls zur Ruhe.
    Wie erwartet, schluckte Giles den Köder. „Im Angebot?“ Er zuckte übertrieben zusammen und folgte Sebastian, wobei er ihm mit gequälter Stimme erklärte: „Ich kann mit deiner fehlenden Raffinesse vielleicht leben - obwohl ich mir verflucht sicher bin, dass du so raffiniert sein kannst, wie du nur willst, wenn es dir in den Kram passt -, aber ehrlich, Bastian: im Angebot? Das ist ja fast schon vulgär. Und während es dir vielleicht egal ist, wenn du dich der Welt als ungehobelter Klotz präsentierst, könntest du schon ein wenig Rücksicht auf mich nehmen.“ Sebastian hob sarkastisch eine Augenbraue.
    Giles fuhr fort: „Ich stehe in dem Ruf, Charme zu besitzen, Raffinesse, Anmut, Feinsinn und ... “
    „Bescheidenheit. “
    „Das auch. Und ich schätze diesen meinen Ruf sehr.“
    „Ah, gut, mit dieser Anmut und Tugend bis in die Fingerspitzen wird deine unerklärliche
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher