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Ein Magier im Monsterland

Ein Magier im Monsterland

Titel: Ein Magier im Monsterland
Autoren: Craig Shaw Gardner
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Magie zu erhalten pflege, die sich so unverschämt gut auszahlt.
    - aus den LEHREN DES EBENEZUM, Band VII
     
    »Norei!«
    Das Wort entrang sich meinen Lippen, nachdem der Schuhbert sich in Luft aufgelöst hatte. Norei! Die größte Liebe meines Lebens! Wie kann ich sie beschreiben? Ihr Gesicht, ihr Haar, ihre Haut, wie sich lächelte? O nein, mit dürren Worten ließ sich nicht ausdrücken, was ich für sie empfand. Norei! Und wenn man dem Schuhbert trauen konnte, war sie auf dem Weg zu mir!
    Manch einer würde vielleicht sagen, daß wir für eine solche Liebe noch viel zu jung seien. Doch der äußere Anschein trügt nicht selten. Ich muß zugeben, daß ich in meinem Leben vor Norei das eine oder andere Mal glaubte, verliebt zu sein, und es gar nicht war. Es hatte da eine reiche Bauerstochter gegeben und ein Mädchen, die einem Leben mit mir eine Karriere im Show-Business vorgezogen hatte – eine Karriere mit einem singenden Drachen, um genau zu sein. Aber erst durch Norei erfuhr ich, was eine wahre Liebe bedeuten konnte. Durch sie entdeckte ich, daß alles vor ihr nur jugendliche Verblendung gewesen war.
    Doch mein Leben hatte sich geändert. Ich war immerhin ein Mann von Welt, und ich war auf dem Weg nach Vushta, der Stadt der tausend verbotenen Lüste. Auch ein Zauberlehrling würde auf einer solchen Reise seine besonderen Erfahrungen machen. Wenn man nach Vushta reiste, mußte man schließlich auf alles gefaßt sein.
    »Ich traue dem Schuhbert nicht!«
    Ich blickte auf. Der Dämon Snarks war neben mich getreten, während ich mich in Gedanken verloren hatte. Er hatte die Kapuze zurückgeschlagen, so daß sein grüngeschupptes Gesicht samt Hörnern und allem dämonischen Zubehör zu sehen war. Sein breiter, mit vielen Fängen versehener Mund war zu einer der traurigsten Grimassen heruntergezogen, die mir jemals untergekommen waren.
    »Warum, Freund Snarks«, fragte ich, »was könnte so ein kleiner Schuhbert schon tun, was uns schaden würde?«
    »Genau das ist der Punkt!« kreischte der Dämon los, seine roten Augen tief in die meinen versenkt. »Was tun diese Schuhberts überhaupt? Sehr wenig, laß es dir gesagt sein. Zum Beispiel stellen sie solchen Unsinn an, wie mitten in der Nacht Schuhe zu reparieren; Schuster werden sich darüber freuen, denn sie verkaufen jetzt mehr Schuhe. Verzauberte Schuhbert-Galoschen, puhh! Es würde mich nicht wundern, wenn die Schuhberts und die Schuster in dieser Sache zusammenarbeiten sollten. Zu ihrem eigenen Besten verhalten sich Schuhberts so unauffällig!« Snarks trat mit Vehemenz einen mittelgroßen Felsbrocken aus seinem Weg. Der Dämon brütete so finster vor sich hin, wie das wohl nur ein Lebewesen vermochte, das in den Niederhöllen aufgewachsen war.
    »Verdammnis!« Hendrek, der dicke Kämpfer, nahm meine andere Seite ein. »Mit diesem Schuhbert stimmte also etwas nicht? Schon möglich, es sollte niemand ohne Grund so verdammt glücklich wirken.« Nervös tätschelte er den Sack, in dem Schädelbrecher lauerte. Er brütete so finster vor sich hin, wie das wohl nur ein Lebewesen vermochte, das von einer verfluchten Waffe besessen war.
    Ich blickte zwischen meinen beiden Reisegefährten hin und her. Wie sie sich während der zwei Wochen unserer gemeinsamen Reise verändert hatten! Als sie sich zum ersten Mal begegneten, hegte ich die Befürchtung, sie würden sich gegenseitig in Stücke reißen. Hendreks verfluchte Waffe stammte aus dem Warenangebot eines Dämonen, so daß er für diese Spezies keine besondere Zuneigung aufzubringen vermochte. Und Snarks konnte es sich aufgrund seiner unerschütterlichen Wahrheitsliebe nicht verkneifen, den vollschlanken Krieger wieder und wieder auf die Wirksamkeit bestimmter Diäten und Leibesübungen hinzuweisen. In unseren letzten Scharmützeln mit den Niederhöllen war Snarks wegen seiner unersetzbaren Kenntnis niederhöllischer Strategie und Hendrek wegen seiner nicht minder unersetzbaren Kriegskeule für uns von unschätzbarem Wert gewesen. Und so erkannten die beiden schließlich, daß sie sich gegenseitig brauchten. Zum jetzigen Zeitpunkt waren sie zwar nicht gerade eng befreundet, aber sie schafften es, hin und wieder ein Wort zu wechseln, und ich mußte nicht mehr mit der dauernden Befürchtung leben, einer von beiden könne durch die Hände des anderen einen plötzlichen Tod erleiden.
    Ein lautes »Harummph« ertönte vor uns auf dem Pfad.
    »Falls ihr eure private Unterhaltung fortzusetzen wünscht«, bemerkte der Zauberer
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