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Ein Lord entdeckt die Liebe

Ein Lord entdeckt die Liebe

Titel: Ein Lord entdeckt die Liebe
Autoren: Deb Marlowe
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hatte ihn verändert. Hatte ihn dazu gebracht, sich ohne sie einsam und unvollständig zu fühlen.
    Sie war eine Diebin. Sie hatte ihm alles geraubt, von dem er sich Sicherheit und Zufriedenheit erhofft hatte. Bei Jupiter, er war wütend! „Verflucht!“, brüllte er. Seine Stimme hallte von den Wänden und der Kuppel zurück. „Verflucht!“
    Er ließ den Speer fallen und ging von Ausstellungsstück zu Ausstellungsstück. Jedes sah er sich genau an. Aber noch immer wollte sich weder Stolz noch Zufriedenheit einstellen. Seine Schätze konnten die quälende Leere in seinem Inneren nicht ausfüllen.
    Der Verzweiflung nahe begab er sich zurück in die Mitte des Raums und legte sich mit gespreizten Armen und Beinen auf den kalten Boden. Es musste doch möglich sein herauszufinden, von welchem Punkt an alles schiefgegangen war.
    Über seinen Vater und Connor wollte er jetzt nicht nachgrübeln. Das hatte er oft genug getan. Also versuchte er sich zu erinnern, was er während der letzten Wochen und Monate mit Thom erlebt hatte. Hatte es Anzeichen für den Verrat gegeben? Hätte der schreckliche Kampf in Marland House verhindert werden können?
    Seine Gedanken schweiften ab, wanderten zu Rob, den er mit seiner falschen Anschuldigung so verletzt hatte. Noch immer bedauerte er sein Verhalten zutiefst.
    Natürlich kam ihm auch Chloe in den Sinn. Zunächst hatte er nicht glauben können, dass sie London wirklich verlassen würde. Aber sie war tatsächlich fortgegangen. Ihr Entschluss hatte ihm Schmerzen bereitet, ihn aufgewühlt und verwirrt. Dabei war er doch lange zuvor schon sicher gewesen, dass es keine gemeinsame Zukunft für sie geben konnte.
    Langsam drang die Kälte des Marmorbodens in seinen Körper ein. Er drehte sich auf den Rücken und starrte zur Decke hinauf. Und plötzlich war sie da – die Frage nach dem Warum. Warum hatte er solche Angst vor Chloe und den Gefühlen gehabt, die sie in ihm weckte? Warum war er so sicher gewesen, dass er sie von sich fernhalten musste? Weil er dachte, er könne sich so Schmerzen ersparen? Nun, es war ihm nicht gelungen.
    Laut stöhnte er auf. Eigentlich hatte sich gar nichts verändert. All der Schmerz, all die Einsamkeit und Leere – nichts davon war neu. Er kannte alles seit seiner Kindheit. Chloe hatte nichts hinzugefügt oder geändert. Sie hatte ihm nur gezeigt, dass all diese Gefühle noch in ihm waren, auch wenn er sich so lange bemüht hatte, sie zu leugnen.
    Abrupt setzte er sich auf. Seine Hände zitterten, und sein Herz raste, so sehr erregte ihn die Idee, die plötzlich von ihm Besitz ergriffen hatte. Schwankend kam er auf die Füße, öffnete den Ausstellungskasten der japanischen Lanze und nahm sie heraus. Da er nie mit einer solchen Waffe trainiert hatte, konnte er nicht besonders gut mit ihr umgehen. In seiner Hand konnte sie zu einer Gefahr für andere oder für ihn selbst werden. Doch das lag nicht an der Lanze. Es lag an der mangelnden Übung im Umgang mit ihr.
    Man brauchte Übung, um etwas gut zu machen. Vielleicht verhielt es sich mit der Liebe genauso. Vielleicht konnte sie das größte Glück zur Folge haben. Aber wenn man sie falsch handhabte, mochte sie zu einer Gefahr werden.
    Braedon stand, die Stirn in tiefe Falten gelegt, einen Moment beinahe reglos. Und plötzlich wurde ihm etwas klar: Nicht die Liebe selbst war gefährlich. Und die Frage war nicht, ob er an die Liebe glaubte, sondern ob er Vertrauen in Chloe und ihre Liebe hatte.
    „Ja“, sagte er laut, „ich vertraue ihr.“
    Oh Gott, es war wahr! Er vertraute Chloe. Endlich sah er, dass sie von Anfang an für ihn und nicht gegen ihn gekämpft hatte. Ihre Waffen waren ihre Großzügigkeit und ihre Wärme. Beide hatte sie stets zu seinem Vorteil eingesetzt. Auch ihre neu entdeckte Lebensfreude hatte sie mit ihm teilen wollen. Sie hatte ihm bei der Suche nach Skandas Speer geholfen. Sie hatte sich ihm in Liebe hingegeben. Sie war nicht entsetzt gewesen, als er seine dunkelsten Geheimnisse mit ihr teilte, sondern hatte sich verständnisvoll gezeigt und versucht, ihm das Leben zu erleichtern.
    Und er hatte sie zurückgewiesen.
    Jetzt, da er das alles so klar erkannte, verstand er nicht mehr, wie er so lange hatte blind sein können. Himmel, er musste etwas unternehmen! Jetzt! Sofort! Seine Füße bewegten sich wie von selbst, als er aus dem Ausstellungsraum stürmte.
    Chloe saß auf einer Klippe und schaute aufs Meer hinaus. Der stürmische Wind peitschte die Wellen so hoch, dass hin und wieder
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